Handelsgeist im Sauerlande. -- Wilde Poesie in Pader- born. -- Die Barackenbewohner. -- Ihre Ehen. -- Die Branntweinpest. -- Sittenverderbniß. -- Alte Gebräuche. -- Aberglauben. -- Besprechungen. -- Rauflust. -- Eine Gerichtsscene.
Wir haben im Vorhergehenden den Charakter der Eingebornen bereits flüchtig angedeutet, und gesagt, daß, dem gewöhnlichen Einflusse der Natur auf ihre Zöglinge entgegen, am, verhältnißmäßig in einem zahmen Lande aufgenährten Paderborner der Stempel des Bergbewohners, sowohl moralisch als körperlich, weit entschiedener hervortritt, als an dem, durch seine Umgebung weit mehr dazu be- rechtigten Sauerländer. Der Grund liegt nahe; in den Handelsverhältnissen des Letzteren, die seine Heimath dem Fremden öffnen, und ihn selbst der Fremde zutreiben, wo unter kaufmännischer Cultur die Sitten, durch auswärtige Heirathen das Blut seines Stammes sich täglich mehr verdünnen, und wir müssen uns eher über die Kraft einer Ader wundern, die, von so vielen Quellen verwässert,
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Handelsgeiſt im Sauerlande. — Wilde Poeſie in Pader- born. — Die Barackenbewohner. — Ihre Ehen. — Die Branntweinpeſt. — Sittenverderbniß. — Alte Gebräuche. — Aberglauben. — Beſprechungen. — Raufluſt. — Eine Gerichtsſcene.
Wir haben im Vorhergehenden den Charakter der Eingebornen bereits flüchtig angedeutet, und geſagt, daß, dem gewöhnlichen Einfluſſe der Natur auf ihre Zöglinge entgegen, am, verhältnißmäßig in einem zahmen Lande aufgenährten Paderborner der Stempel des Bergbewohners, ſowohl moraliſch als körperlich, weit entſchiedener hervortritt, als an dem, durch ſeine Umgebung weit mehr dazu be- rechtigten Sauerländer. Der Grund liegt nahe; in den Handelsverhältniſſen des Letzteren, die ſeine Heimath dem Fremden öffnen, und ihn ſelbſt der Fremde zutreiben, wo unter kaufmänniſcher Cultur die Sitten, durch auswärtige Heirathen das Blut ſeines Stammes ſich täglich mehr verdünnen, und wir müſſen uns eher über die Kraft einer Ader wundern, die, von ſo vielen Quellen verwäſſert,
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Handelsgeiſt im Sauerlande. — Wilde Poeſie in Pader-
born. — Die Barackenbewohner. — Ihre Ehen. — Die
Branntweinpeſt. — Sittenverderbniß. — Alte Gebräuche.
— Aberglauben. — Beſprechungen. — Raufluſt. — Eine
Gerichtsſcene.
Wir haben im Vorhergehenden den Charakter
der Eingebornen bereits flüchtig angedeutet, und
geſagt, daß, dem gewöhnlichen Einfluſſe der Natur
auf ihre Zöglinge entgegen, am, verhältnißmäßig in
einem zahmen Lande aufgenährten Paderborner
der Stempel des Bergbewohners, ſowohl moraliſch
als körperlich, weit entſchiedener hervortritt, als an
dem, durch ſeine Umgebung weit mehr dazu be-
rechtigten Sauerländer. Der Grund liegt nahe;
in den Handelsverhältniſſen des Letzteren, die ſeine
Heimath dem Fremden öffnen, und ihn ſelbſt der
Fremde zutreiben, wo unter kaufmänniſcher Cultur
die Sitten, durch auswärtige Heirathen das Blut
ſeines Stammes ſich täglich mehr verdünnen, und
wir müſſen uns eher über die Kraft einer Ader
wundern, die, von ſo vielen Quellen verwäſſert,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. [246]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/262>, abgerufen am 21.11.2024.
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