Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.O Nacht! O Nacht, du goldgesticktes Zelt, O Mond, du Silberlampe, Das du die ganze Welt umhüllst, Und die du Allen leuchtest! Wo birgt in deinen Falten sich Die allerreinste Perle? Wo widerstrahlt dein träumend Licht Im allerklarsten Spiegel? O breite siebenfach um sie Das schützende Gewinde, Daß nicht der Jüngling sie erschaut! Auflodere in Flammen, Daß kein verblühend Weib sie trifft Mit unheilvollem Auge! Und, milde Lampe, schauend tief In ihres Spiegels Klarheit, Erblicktest du ein Bild darin? Und war es, ach, das meine? O Nacht! O Nacht, du goldgeſticktes Zelt, O Mond, du Silberlampe, Das du die ganze Welt umhüllſt, Und die du Allen leuchteſt! Wo birgt in deinen Falten ſich Die allerreinſte Perle? Wo widerſtrahlt dein träumend Licht Im allerklarſten Spiegel? O breite ſiebenfach um ſie Das ſchützende Gewinde, Daß nicht der Jüngling ſie erſchaut! Auflodere in Flammen, Daß kein verblühend Weib ſie trifft Mit unheilvollem Auge! Und, milde Lampe, ſchauend tief In ihres Spiegels Klarheit, Erblickteſt du ein Bild darin? Und war es, ach, das meine? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0143" n="127"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">O <hi rendition="#g">Nacht</hi>!</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">O</hi> Nacht, du goldgeſticktes Zelt,</l><lb/> <l>O Mond, du Silberlampe,</l><lb/> <l>Das du die ganze Welt umhüllſt,</l><lb/> <l>Und die du Allen leuchteſt!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wo birgt in deinen Falten ſich</l><lb/> <l>Die allerreinſte Perle?</l><lb/> <l>Wo widerſtrahlt dein träumend Licht</l><lb/> <l>Im allerklarſten Spiegel?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>O breite ſiebenfach um ſie</l><lb/> <l>Das ſchützende Gewinde,</l><lb/> <l>Daß nicht der Jüngling ſie erſchaut!</l><lb/> <l>Auflodere in Flammen,</l><lb/> <l>Daß kein verblühend Weib ſie trifft</l><lb/> <l>Mit unheilvollem Auge!</l><lb/> <l>Und, milde Lampe, ſchauend tief</l><lb/> <l>In ihres Spiegels Klarheit,</l><lb/> <l>Erblickteſt du ein Bild darin?</l><lb/> <l>Und war es, ach, das meine?</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [127/0143]
O Nacht!
O Nacht, du goldgeſticktes Zelt,
O Mond, du Silberlampe,
Das du die ganze Welt umhüllſt,
Und die du Allen leuchteſt!
Wo birgt in deinen Falten ſich
Die allerreinſte Perle?
Wo widerſtrahlt dein träumend Licht
Im allerklarſten Spiegel?
O breite ſiebenfach um ſie
Das ſchützende Gewinde,
Daß nicht der Jüngling ſie erſchaut!
Auflodere in Flammen,
Daß kein verblühend Weib ſie trifft
Mit unheilvollem Auge!
Und, milde Lampe, ſchauend tief
In ihres Spiegels Klarheit,
Erblickteſt du ein Bild darin?
Und war es, ach, das meine?
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