Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.An Joseph von Laßberg. Zum Geburtstage am 10. April 1848. Grad heute, wo ich gar zu gern Dir hätt' ein herzlich Wort gesagt, Grad heute hat mein böser Stern Mit argem Husten mich geplagt; Doch wär' ich wohl hinaufgeklommen, Wär' nicht mein Schwesterlein gekommen, Und hätt' es ernst mir untersagt. Was send' ich meinem Gruße nach? Ein buntes Glöckchen, arm und klein; Wohl ist sein Stimmchen zart und schwach, Doch ist es silberhell und rein; Und wo du läßt es klingelnd rauschen, Da wird das Ohr der Liebe lauschen, Und, glaub' es mir, das hört gar fein! An Joſeph von Laßberg. Zum Geburtstage am 10. April 1848. Grad heute, wo ich gar zu gern Dir hätt’ ein herzlich Wort geſagt, Grad heute hat mein böſer Stern Mit argem Huſten mich geplagt; Doch wär’ ich wohl hinaufgeklommen, Wär’ nicht mein Schweſterlein gekommen, Und hätt’ es ernſt mir unterſagt. Was ſend’ ich meinem Gruße nach? Ein buntes Glöckchen, arm und klein; Wohl iſt ſein Stimmchen zart und ſchwach, Doch iſt es ſilberhell und rein; Und wo du läßt es klingelnd rauſchen, Da wird das Ohr der Liebe lauſchen, Und, glaub’ es mir, das hört gar fein! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0140" n="124"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">An Joſeph von Laßberg.</hi><lb/> Zum Geburtstage am 10. April 1848.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">G</hi>rad heute, wo ich gar zu gern</l><lb/> <l>Dir hätt’ ein herzlich Wort geſagt,</l><lb/> <l>Grad heute hat mein böſer Stern</l><lb/> <l>Mit argem Huſten mich geplagt;</l><lb/> <l>Doch wär’ ich wohl hinaufgeklommen,</l><lb/> <l>Wär’ nicht mein Schweſterlein gekommen,</l><lb/> <l>Und hätt’ es ernſt mir unterſagt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Was ſend’ ich meinem Gruße nach?</l><lb/> <l>Ein buntes Glöckchen, arm und klein;</l><lb/> <l>Wohl iſt ſein Stimmchen zart und ſchwach,</l><lb/> <l>Doch iſt es ſilberhell und rein;</l><lb/> <l>Und wo du läßt es klingelnd rauſchen,</l><lb/> <l>Da wird das Ohr der Liebe lauſchen,</l><lb/> <l>Und, glaub’ es mir, das hört gar fein!</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [124/0140]
An Joſeph von Laßberg.
Zum Geburtstage am 10. April 1848.
Grad heute, wo ich gar zu gern
Dir hätt’ ein herzlich Wort geſagt,
Grad heute hat mein böſer Stern
Mit argem Huſten mich geplagt;
Doch wär’ ich wohl hinaufgeklommen,
Wär’ nicht mein Schweſterlein gekommen,
Und hätt’ es ernſt mir unterſagt.
Was ſend’ ich meinem Gruße nach?
Ein buntes Glöckchen, arm und klein;
Wohl iſt ſein Stimmchen zart und ſchwach,
Doch iſt es ſilberhell und rein;
Und wo du läßt es klingelnd rauſchen,
Da wird das Ohr der Liebe lauſchen,
Und, glaub’ es mir, das hört gar fein!
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