Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Heil'ge Frau von Embrun, wär' dann Welk die Münze und mein Knab' genesen, Gerne will dann an deinem Schrein Meinen Treuring opfern, er ist klein, Nur von Silber, aber fleckenrein; Denn ich hab' mit Ehren ihn getragen, Darf vor Gott und Menschen mich nicht schämen; Milde Fraue, laß mich nicht verzagen, Liebe Dame, woll' ihn gütig nehmen, Denk, er sei von Golde und Rubin, Süße, heil'ge, werthe Himmelskönigin!" 3. Der Loup Garou. Brüderchen schläft, ihr Kinder, still! Setzt euch ordentlich her zum Feuer! Hört ihr der Eule wüst Geschrill? Hu! im Walde ist's nicht geheuer, Heil’ge Frau von Embrun, wär’ dann Welk die Münze und mein Knab’ geneſen, Gerne will dann an deinem Schrein Meinen Treuring opfern, er iſt klein, Nur von Silber, aber fleckenrein; Denn ich hab’ mit Ehren ihn getragen, Darf vor Gott und Menſchen mich nicht ſchämen; Milde Fraue, laß mich nicht verzagen, Liebe Dame, woll’ ihn gütig nehmen, Denk, er ſei von Golde und Rubin, Süße, heil’ge, werthe Himmelskönigin!“ 3. Der Loup Garou. Brüderchen ſchläft, ihr Kinder, ſtill! Setzt euch ordentlich her zum Feuer! Hört ihr der Eule wüſt Geſchrill? Hu! im Walde iſt’s nicht geheuer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0104" n="88"/> <lg n="9"> <l>Heil’ge Frau von Embrun, wär’ dann</l><lb/> <l>Welk die Münze und mein Knab’ geneſen,</l><lb/> <l>Gerne will dann an deinem Schrein</l><lb/> <l>Meinen Treuring opfern, er iſt klein,</l><lb/> <l>Nur von Silber, aber fleckenrein;</l><lb/> <l>Denn ich hab’ mit Ehren ihn getragen,</l><lb/> <l>Darf vor Gott und Menſchen mich nicht ſchämen;</l><lb/> <l>Milde Fraue, laß mich nicht verzagen,</l><lb/> <l>Liebe Dame, woll’ ihn gütig nehmen,</l><lb/> <l>Denk, er ſei von Golde und Rubin,</l><lb/> <l>Süße, heil’ge, werthe Himmelskönigin!“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">3.<lb/> Der Loup Garou.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">B</hi>rüderchen ſchläft, ihr Kinder, ſtill!</l><lb/> <l>Setzt euch ordentlich her zum Feuer!</l><lb/> <l>Hört ihr der Eule wüſt Geſchrill?</l><lb/> <l>Hu! im Walde iſt’s nicht geheuer,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0104]
Heil’ge Frau von Embrun, wär’ dann
Welk die Münze und mein Knab’ geneſen,
Gerne will dann an deinem Schrein
Meinen Treuring opfern, er iſt klein,
Nur von Silber, aber fleckenrein;
Denn ich hab’ mit Ehren ihn getragen,
Darf vor Gott und Menſchen mich nicht ſchämen;
Milde Fraue, laß mich nicht verzagen,
Liebe Dame, woll’ ihn gütig nehmen,
Denk, er ſei von Golde und Rubin,
Süße, heil’ge, werthe Himmelskönigin!“
3.
Der Loup Garou.
Brüderchen ſchläft, ihr Kinder, ſtill!
Setzt euch ordentlich her zum Feuer!
Hört ihr der Eule wüſt Geſchrill?
Hu! im Walde iſt’s nicht geheuer,
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