Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Und wieder aus der Kammer stehlen Sich Seufzer, halbbewußt Gestöhn; "O Christ, was mag dem Knaben fehlen, Eugene, wach auf, wach auf Eugene! Du lieber Gott, ist so geschwind, Eh' noch der Morgenstrahl entglommen, Das Unglück mir in's Haus gekommen Als krankes Kind. 2. Münzkraut. Der Frühling naht, es streicht der Staar Am Söller um sein altes Nest; Schon sind die Thäler sonnenklar, Doch noch die Scholle hart und fest; Nur wo der Strahl vom Felsen prallt, Will mächtig sich der Grund erweichen Und schüchtern aus den Windeln schleichen Der Gräser dichter, lichter Wald. Und wieder aus der Kammer ſtehlen Sich Seufzer, halbbewußt Geſtöhn; „O Chriſt, was mag dem Knaben fehlen, Eugene, wach auf, wach auf Eugene! Du lieber Gott, iſt ſo geſchwind, Eh’ noch der Morgenſtrahl entglommen, Das Unglück mir in’s Haus gekommen Als krankes Kind. 2. Münzkraut. Der Frühling naht, es ſtreicht der Staar Am Söller um ſein altes Neſt; Schon ſind die Thäler ſonnenklar, Doch noch die Scholle hart und feſt; Nur wo der Strahl vom Felſen prallt, Will mächtig ſich der Grund erweichen Und ſchüchtern aus den Windeln ſchleichen Der Gräſer dichter, lichter Wald. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0101" n="85"/> <lg n="11"> <l>Und wieder aus der Kammer ſtehlen</l><lb/> <l>Sich Seufzer, halbbewußt Geſtöhn;</l><lb/> <l>„O Chriſt, was mag dem Knaben fehlen,</l><lb/> <l>Eugene, wach auf, wach auf Eugene!</l><lb/> <l>Du lieber Gott, iſt ſo geſchwind,</l><lb/> <l>Eh’ noch der Morgenſtrahl entglommen,</l><lb/> <l>Das Unglück mir in’s Haus gekommen</l><lb/> <l>Als krankes Kind.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">2.<lb/><hi rendition="#g">Münzkraut</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Frühling naht, es ſtreicht der Staar</l><lb/> <l>Am Söller um ſein altes Neſt;</l><lb/> <l>Schon ſind die Thäler ſonnenklar,</l><lb/> <l>Doch noch die Scholle hart und feſt;</l><lb/> <l>Nur wo der Strahl vom Felſen prallt,</l><lb/> <l>Will mächtig ſich der Grund erweichen</l><lb/> <l>Und ſchüchtern aus den Windeln ſchleichen</l><lb/> <l>Der Gräſer dichter, lichter Wald.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0101]
Und wieder aus der Kammer ſtehlen
Sich Seufzer, halbbewußt Geſtöhn;
„O Chriſt, was mag dem Knaben fehlen,
Eugene, wach auf, wach auf Eugene!
Du lieber Gott, iſt ſo geſchwind,
Eh’ noch der Morgenſtrahl entglommen,
Das Unglück mir in’s Haus gekommen
Als krankes Kind.
2.
Münzkraut.
Der Frühling naht, es ſtreicht der Staar
Am Söller um ſein altes Neſt;
Schon ſind die Thäler ſonnenklar,
Doch noch die Scholle hart und feſt;
Nur wo der Strahl vom Felſen prallt,
Will mächtig ſich der Grund erweichen
Und ſchüchtern aus den Windeln ſchleichen
Der Gräſer dichter, lichter Wald.
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