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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Der Mutter Wiederkehr.
Du frägst mich immer von neuem, Marie,
Warum ich mein Heimathland
Die alten lieben Gebilde flieh
Dem Herzen doch eingebrannt?
Nichts soll das Weib dem Manne verhehlen,
Und nichts dem treuen Weibe der Mann,
Drum setz dich her, ich will erzählen,
Doch abwärts sitze -- schau mich nicht an.
Bei meinen Eltern ich war, -- ein Kind,
Ein Kind und dessen nicht froh,
Im Hause wehte ein drückender Wind,
Der ehliche Friede floh,
Nicht Zank noch Scheltwort durfte ich hören,
Doch wie ein Fels auf Allen es lag,
Sahn wir von Reisen den Vater kehren,
Das war uns Kindern ein trauriger Tag.
Ein Kaufmann, ernst, sein strenges Gemüth
Verbittert durch manchen Verlust,
Und meine Mutter die war so müd,
So keuchend ging ihre Brust!
Noch seh' ich wie sie, die Augen geröthet,
Ein Bild der still verhärmten Geduld,
An unserm Bettchen gekniet und gebetet.
Gewiß, meine Mutter war frei von Schuld!
Der Mutter Wiederkehr.
Du frägſt mich immer von neuem, Marie,
Warum ich mein Heimathland
Die alten lieben Gebilde flieh
Dem Herzen doch eingebrannt?
Nichts ſoll das Weib dem Manne verhehlen,
Und nichts dem treuen Weibe der Mann,
Drum ſetz dich her, ich will erzählen,
Doch abwärts ſitze — ſchau mich nicht an.
Bei meinen Eltern ich war, — ein Kind,
Ein Kind und deſſen nicht froh,
Im Hauſe wehte ein drückender Wind,
Der ehliche Friede floh,
Nicht Zank noch Scheltwort durfte ich hören,
Doch wie ein Fels auf Allen es lag,
Sahn wir von Reiſen den Vater kehren,
Das war uns Kindern ein trauriger Tag.
Ein Kaufmann, ernſt, ſein ſtrenges Gemüth
Verbittert durch manchen Verluſt,
Und meine Mutter die war ſo müd,
So keuchend ging ihre Bruſt!
Noch ſeh' ich wie ſie, die Augen geröthet,
Ein Bild der ſtill verhärmten Geduld,
An unſerm Bettchen gekniet und gebetet.
Gewiß, meine Mutter war frei von Schuld!
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[343/0357] Der Mutter Wiederkehr. Du frägſt mich immer von neuem, Marie, Warum ich mein Heimathland Die alten lieben Gebilde flieh Dem Herzen doch eingebrannt? Nichts ſoll das Weib dem Manne verhehlen, Und nichts dem treuen Weibe der Mann, Drum ſetz dich her, ich will erzählen, Doch abwärts ſitze — ſchau mich nicht an. Bei meinen Eltern ich war, — ein Kind, Ein Kind und deſſen nicht froh, Im Hauſe wehte ein drückender Wind, Der ehliche Friede floh, Nicht Zank noch Scheltwort durfte ich hören, Doch wie ein Fels auf Allen es lag, Sahn wir von Reiſen den Vater kehren, Das war uns Kindern ein trauriger Tag. Ein Kaufmann, ernſt, ſein ſtrenges Gemüth Verbittert durch manchen Verluſt, Und meine Mutter die war ſo müd, So keuchend ging ihre Bruſt! Noch ſeh' ich wie ſie, die Augen geröthet, Ein Bild der ſtill verhärmten Geduld, An unſerm Bettchen gekniet und gebetet. Gewiß, meine Mutter war frei von Schuld!

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/357>, abgerufen am 21.12.2024.