Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
Pantoffeln, -- Schlafrock, -- alles recht!
Sie horcht auf's neu; doch hört sie schlecht,
Es schwirrt ihr vor den Ohren.
"Wie? hat's geklingelt? ei der Daus,
Zum Zweitenmale! schnell hinaus!"
Da tritt der Pfarrer schon in's Haus,
Ganz blau und steif gefroren.
Die Jungfrau blickt ein wenig quer,
Begütigend der Pfarrer her,
Wie's recht in diesem Orden.
Dann hustet er. "Nicht Mond noch Stern!
Der lahme Friedrich hört doch gern
Ein christlich Wort am Tag des Herrn,
Es ist mir spät geworden!"
Nun sinkt er in die Kissen fest,
Wirft ab die Kleider ganz durchnäßt,
Und schlürft der Traube Segen.
Ach Gott! nur wer jahraus, jahrein
In And'rer Dienste lebt allein,
Weiß was es heißt, bei'm Sonntagswein
Sich auch ein wenig pflegen.

Montag.
"Wenn ich Montags früh erwache,
Wird mir's ganz behaglich gleich;
Montag hat so eigne Sache
In dem kleinen Wochenreich.
Pantoffeln, — Schlafrock, — alles recht!
Sie horcht auf's neu; doch hört ſie ſchlecht,
Es ſchwirrt ihr vor den Ohren.
„Wie? hat's geklingelt? ei der Daus,
Zum Zweitenmale! ſchnell hinaus!“
Da tritt der Pfarrer ſchon in's Haus,
Ganz blau und ſteif gefroren.
Die Jungfrau blickt ein wenig quer,
Begütigend der Pfarrer her,
Wie's recht in dieſem Orden.
Dann huſtet er. „Nicht Mond noch Stern!
Der lahme Friedrich hört doch gern
Ein chriſtlich Wort am Tag des Herrn,
Es iſt mir ſpät geworden!“
Nun ſinkt er in die Kiſſen feſt,
Wirft ab die Kleider ganz durchnäßt,
Und ſchlürft der Traube Segen.
Ach Gott! nur wer jahraus, jahrein
In And'rer Dienſte lebt allein,
Weiß was es heißt, bei'm Sonntagswein
Sich auch ein wenig pflegen.

Montag.
„Wenn ich Montags früh erwache,
Wird mir's ganz behaglich gleich;
Montag hat ſo eigne Sache
In dem kleinen Wochenreich.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0249" n="235"/>
              <lg n="4">
                <l>Pantoffeln, &#x2014; Schlafrock, &#x2014; alles recht!</l><lb/>
                <l>Sie horcht auf's neu; doch hört &#x017F;ie &#x017F;chlecht,</l><lb/>
                <l>Es &#x017F;chwirrt ihr vor den Ohren.</l><lb/>
                <l>&#x201E;Wie? hat's geklingelt? ei der Daus,</l><lb/>
                <l>Zum Zweitenmale! &#x017F;chnell hinaus!&#x201C;</l><lb/>
                <l>Da tritt der Pfarrer &#x017F;chon in's Haus,</l><lb/>
                <l>Ganz blau und &#x017F;teif gefroren.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="5">
                <l>Die Jungfrau blickt ein wenig quer,</l><lb/>
                <l>Begütigend der Pfarrer her,</l><lb/>
                <l>Wie's recht in die&#x017F;em Orden.</l><lb/>
                <l>Dann hu&#x017F;tet er. &#x201E;Nicht Mond noch Stern!</l><lb/>
                <l>Der lahme Friedrich hört doch gern</l><lb/>
                <l>Ein chri&#x017F;tlich Wort am Tag des Herrn,</l><lb/>
                <l>Es i&#x017F;t mir &#x017F;pät geworden!&#x201C;</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="6">
                <l>Nun &#x017F;inkt er in die Ki&#x017F;&#x017F;en fe&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Wirft ab die Kleider ganz durchnäßt,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;chlürft der Traube Segen.</l><lb/>
                <l>Ach Gott! nur wer jahraus, jahrein</l><lb/>
                <l>In And'rer Dien&#x017F;te lebt allein,</l><lb/>
                <l>Weiß was es heißt, bei'm Sonntagswein</l><lb/>
                <l>Sich auch ein wenig pflegen.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Montag.</hi><lb/>
            </head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>&#x201E;Wenn ich Montags früh erwache,</l><lb/>
                <l>Wird mir's ganz behaglich gleich;</l><lb/>
                <l>Montag hat &#x017F;o eigne Sache</l><lb/>
                <l>In dem kleinen Wochenreich.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0249] Pantoffeln, — Schlafrock, — alles recht! Sie horcht auf's neu; doch hört ſie ſchlecht, Es ſchwirrt ihr vor den Ohren. „Wie? hat's geklingelt? ei der Daus, Zum Zweitenmale! ſchnell hinaus!“ Da tritt der Pfarrer ſchon in's Haus, Ganz blau und ſteif gefroren. Die Jungfrau blickt ein wenig quer, Begütigend der Pfarrer her, Wie's recht in dieſem Orden. Dann huſtet er. „Nicht Mond noch Stern! Der lahme Friedrich hört doch gern Ein chriſtlich Wort am Tag des Herrn, Es iſt mir ſpät geworden!“ Nun ſinkt er in die Kiſſen feſt, Wirft ab die Kleider ganz durchnäßt, Und ſchlürft der Traube Segen. Ach Gott! nur wer jahraus, jahrein In And'rer Dienſte lebt allein, Weiß was es heißt, bei'm Sonntagswein Sich auch ein wenig pflegen. Montag. „Wenn ich Montags früh erwache, Wird mir's ganz behaglich gleich; Montag hat ſo eigne Sache In dem kleinen Wochenreich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/249
Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/249>, abgerufen am 21.12.2024.