Wie der zitternde Verbannte Steht an seiner Heimath Gränzen, Rückwärts er das Antlitz wendet, Rückwärts seine Augen glänzen, Winde die hinüber streichen, Vögel in der Luft beneidet, Schaudernd vor der kleinen Scholle, Die das Land vom Lande scheidet;
Wie die Gräber seiner Todten, Seine Lebenden, die süßen, Alle stehn am Horizonte, Und er muß sie weinend grüßen; Alle kleinen Liebesschätze, Unerkannt und unempfunden, Alle ihn wie Sünden brennen Und wie ewig offne Wunden;
So an seiner Jugend Scheide Steht ein Herz voll stolzer Träume, Blickt in ihre Paradiese Und der Zukunft öde Räume, Seine Neigungen, verkümmert, Seine Hoffnungen, begraben, Alle stehn am Horizonte, Wollen ihre Thräne haben.
Abſchied von der Jugend.
Wie der zitternde Verbannte Steht an ſeiner Heimath Gränzen, Rückwärts er das Antlitz wendet, Rückwärts ſeine Augen glänzen, Winde die hinüber ſtreichen, Vögel in der Luft beneidet, Schaudernd vor der kleinen Scholle, Die das Land vom Lande ſcheidet;
Wie die Gräber ſeiner Todten, Seine Lebenden, die ſüßen, Alle ſtehn am Horizonte, Und er muß ſie weinend grüßen; Alle kleinen Liebesſchätze, Unerkannt und unempfunden, Alle ihn wie Sünden brennen Und wie ewig offne Wunden;
So an ſeiner Jugend Scheide Steht ein Herz voll ſtolzer Träume, Blickt in ihre Paradieſe Und der Zukunft öde Räume, Seine Neigungen, verkümmert, Seine Hoffnungen, begraben, Alle ſtehn am Horizonte, Wollen ihre Thräne haben.
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[207/0221]
Abſchied von der Jugend.
Wie der zitternde Verbannte
Steht an ſeiner Heimath Gränzen,
Rückwärts er das Antlitz wendet,
Rückwärts ſeine Augen glänzen,
Winde die hinüber ſtreichen,
Vögel in der Luft beneidet,
Schaudernd vor der kleinen Scholle,
Die das Land vom Lande ſcheidet;
Wie die Gräber ſeiner Todten,
Seine Lebenden, die ſüßen,
Alle ſtehn am Horizonte,
Und er muß ſie weinend grüßen;
Alle kleinen Liebesſchätze,
Unerkannt und unempfunden,
Alle ihn wie Sünden brennen
Und wie ewig offne Wunden;
So an ſeiner Jugend Scheide
Steht ein Herz voll ſtolzer Träume,
Blickt in ihre Paradieſe
Und der Zukunft öde Räume,
Seine Neigungen, verkümmert,
Seine Hoffnungen, begraben,
Alle ſtehn am Horizonte,
Wollen ihre Thräne haben.
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/221>, abgerufen am 30.12.2024.
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