Ungastlich hat man dich genannt, Will deinen grünsten Kranz dir rauben, Volk mit der immer offnen Hand, Mit deinem argwohnlosen Glauben; O rege dich, daß nicht die Schmach Auf deinem frommen Haupte laste, Und redlich, wie das Herz es sprach, So sprich es nach zu deinem Gaste:
"Fremdling an meiner Marken Stein, Mann mit der Stirne trüben Falten, O, greif in deines Busens Schrein, Und lass' die eigne Stimme walten. Nicht soll bestochner Zeugen Schaar Uns am bestochnen Worte rächen, Nein, Zeug' und Richter sollst du klar Dir selbst das freie Urtheil sprechen.
Fühlst du das Herz in dir, nicht heiß Doch ehrlich, uns entgegen schlagen, Dein Wort kein falsch und trügend Gleis, Besteckend was die Lippen tragen,
Ungaſtlich oder nicht?
(In Weſtphalen.)
Ungaſtlich hat man dich genannt, Will deinen grünſten Kranz dir rauben, Volk mit der immer offnen Hand, Mit deinem argwohnloſen Glauben; O rege dich, daß nicht die Schmach Auf deinem frommen Haupte laſte, Und redlich, wie das Herz es ſprach, So ſprich es nach zu deinem Gaſte:
„Fremdling an meiner Marken Stein, Mann mit der Stirne trüben Falten, O, greif in deines Buſens Schrein, Und laſſ' die eigne Stimme walten. Nicht ſoll beſtochner Zeugen Schaar Uns am beſtochnen Worte rächen, Nein, Zeug' und Richter ſollſt du klar Dir ſelbſt das freie Urtheil ſprechen.
Fühlſt du das Herz in dir, nicht heiß Doch ehrlich, uns entgegen ſchlagen, Dein Wort kein falſch und trügend Gleis, Beſteckend was die Lippen tragen,
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Ungaſtlich oder nicht?
(In Weſtphalen.)
Ungaſtlich hat man dich genannt,
Will deinen grünſten Kranz dir rauben,
Volk mit der immer offnen Hand,
Mit deinem argwohnloſen Glauben;
O rege dich, daß nicht die Schmach
Auf deinem frommen Haupte laſte,
Und redlich, wie das Herz es ſprach,
So ſprich es nach zu deinem Gaſte:
„Fremdling an meiner Marken Stein,
Mann mit der Stirne trüben Falten,
O, greif in deines Buſens Schrein,
Und laſſ' die eigne Stimme walten.
Nicht ſoll beſtochner Zeugen Schaar
Uns am beſtochnen Worte rächen,
Nein, Zeug' und Richter ſollſt du klar
Dir ſelbſt das freie Urtheil ſprechen.
Fühlſt du das Herz in dir, nicht heiß
Doch ehrlich, uns entgegen ſchlagen,
Dein Wort kein falſch und trügend Gleis,
Beſteckend was die Lippen tragen,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/17>, abgerufen am 30.12.2024.
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