Ueber Gelände, matt gedehnt, Hat Nebelhauch sich wimmelnd gelegt, Müde, müde die Luft am Strande stöhnt, Wie ein Roß, das den schlafenden Reiter trägt; Im Fischerhause kein Lämpchen brennt, Im öden Thurme kein Heimchen schrillt, Nur langsam rollend der Pulsschlag schwillt In dem zitternden Element.
Ich hör' es wühlen am feuchten Strand, Mir unter'm Fuße es wühlen fort, Die Kiesel knistern, es rauscht der Sand, Und Stein an Stein entbröckelt dem Bord. An meiner Sohle zerfährt der Schaum, Eine Stimme klaget im hohlen Grund, Gedämpft, mit halbgeschlossenem Mund, Wie des grollenden Wetters Traum.
Ich beuge mich lauschend am Thurme her, Sprühregenflitter fährt in die Höh', Ha, meine Locke ist feucht und schwer! Was treibst du denn, unruhiger See? Kann dir der heilige Schlaf nicht nahn? Doch nein, du schläfst, ich seh' es genau, Dein Auge decket die Wimper grau, Am Ufer schlummert der Kahn.
Am Bodenſee.
Ueber Gelände, matt gedehnt, Hat Nebelhauch ſich wimmelnd gelegt, Müde, müde die Luft am Strande ſtöhnt, Wie ein Roß, das den ſchlafenden Reiter trägt; Im Fiſcherhauſe kein Lämpchen brennt, Im öden Thurme kein Heimchen ſchrillt, Nur langſam rollend der Pulsſchlag ſchwillt In dem zitternden Element.
Ich hör' es wühlen am feuchten Strand, Mir unter'm Fuße es wühlen fort, Die Kieſel kniſtern, es rauſcht der Sand, Und Stein an Stein entbröckelt dem Bord. An meiner Sohle zerfährt der Schaum, Eine Stimme klaget im hohlen Grund, Gedämpft, mit halbgeſchloſſenem Mund, Wie des grollenden Wetters Traum.
Ich beuge mich lauſchend am Thurme her, Sprühregenflitter fährt in die Höh', Ha, meine Locke iſt feucht und ſchwer! Was treibſt du denn, unruhiger See? Kann dir der heilige Schlaf nicht nahn? Doch nein, du ſchläfſt, ich ſeh' es genau, Dein Auge decket die Wimper grau, Am Ufer ſchlummert der Kahn.
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Am Bodenſee.
Ueber Gelände, matt gedehnt,
Hat Nebelhauch ſich wimmelnd gelegt,
Müde, müde die Luft am Strande ſtöhnt,
Wie ein Roß, das den ſchlafenden Reiter trägt;
Im Fiſcherhauſe kein Lämpchen brennt,
Im öden Thurme kein Heimchen ſchrillt,
Nur langſam rollend der Pulsſchlag ſchwillt
In dem zitternden Element.
Ich hör' es wühlen am feuchten Strand,
Mir unter'm Fuße es wühlen fort,
Die Kieſel kniſtern, es rauſcht der Sand,
Und Stein an Stein entbröckelt dem Bord.
An meiner Sohle zerfährt der Schaum,
Eine Stimme klaget im hohlen Grund,
Gedämpft, mit halbgeſchloſſenem Mund,
Wie des grollenden Wetters Traum.
Ich beuge mich lauſchend am Thurme her,
Sprühregenflitter fährt in die Höh',
Ha, meine Locke iſt feucht und ſchwer!
Was treibſt du denn, unruhiger See?
Kann dir der heilige Schlaf nicht nahn?
Doch nein, du ſchläfſt, ich ſeh' es genau,
Dein Auge decket die Wimper grau,
Am Ufer ſchlummert der Kahn.
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/113>, abgerufen am 21.12.2024.
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