gern gleiche Begünstigung ertheilen, und überhaupt von den Versammlungsorten des öffentlichen Gottes- dienstes, alle gar zu lärmende Beschäftigungen ent- fernen. --
B. den 17. Aug. 1782.
C.
10.
-- Nicht allein in Ansehung der Juden, sondern auch der Christen, finde ich nichts intoleranter als daß man Kindern von der zartesten Jugend an die Vorurtheile ihrer Eltern einprägt; man sieht ja deut- lich, daß dieser Eindruck von solcher Würkung sey, daß fast keiner bey erwachsenen Jahren, davon zu- rückkommen kann. Ein Neligionssystem, das vor der gesunden Vernunft bestehen kann, muß eine un- eingenommene Untersuchung in reifern Alter nicht fürchten. Es haben dahero unsere Philantropisten sehr recht gehabt, (vornämlich unser redlicher Hr. Basedow,) zu behaupten, daß man Kindern von kei- ner als der natürlichen Religion vorsprechen solle. Noch besser ist der Gedanke den Mercier in seinem 2440 Jahre Cap. XXI äußert.
Sie
gern gleiche Beguͤnſtigung ertheilen, und uͤberhaupt von den Verſammlungsorten des oͤffentlichen Gottes- dienſtes, alle gar zu laͤrmende Beſchaͤftigungen ent- fernen. —
B. den 17. Aug. 1782.
C.
10.
— Nicht allein in Anſehung der Juden, ſondern auch der Chriſten, finde ich nichts intoleranter als daß man Kindern von der zarteſten Jugend an die Vorurtheile ihrer Eltern einpraͤgt; man ſieht ja deut- lich, daß dieſer Eindruck von ſolcher Wuͤrkung ſey, daß faſt keiner bey erwachſenen Jahren, davon zu- ruͤckkommen kann. Ein Neligionsſyſtem, das vor der geſunden Vernunft beſtehen kann, muß eine un- eingenommene Unterſuchung in reifern Alter nicht fuͤrchten. Es haben dahero unſere Philantropiſten ſehr recht gehabt, (vornaͤmlich unſer redlicher Hr. Baſedow,) zu behaupten, daß man Kindern von kei- ner als der natuͤrlichen Religion vorſprechen ſolle. Noch beſſer iſt der Gedanke den Mercier in ſeinem 2440 Jahre Cap. XXI aͤußert.
Sie
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gern gleiche Beguͤnſtigung ertheilen, und uͤberhaupt
von den Verſammlungsorten des oͤffentlichen Gottes-
dienſtes, alle gar zu laͤrmende Beſchaͤftigungen ent-
fernen. —
B. den 17. Aug. 1782.
C.
10.
— Nicht allein in Anſehung der Juden, ſondern
auch der Chriſten, finde ich nichts intoleranter als
daß man Kindern von der zarteſten Jugend an die
Vorurtheile ihrer Eltern einpraͤgt; man ſieht ja deut-
lich, daß dieſer Eindruck von ſolcher Wuͤrkung ſey,
daß faſt keiner bey erwachſenen Jahren, davon zu-
ruͤckkommen kann. Ein Neligionsſyſtem, das vor
der geſunden Vernunft beſtehen kann, muß eine un-
eingenommene Unterſuchung in reifern Alter nicht
fuͤrchten. Es haben dahero unſere Philantropiſten
ſehr recht gehabt, (vornaͤmlich unſer redlicher Hr.
Baſedow,) zu behaupten, daß man Kindern von kei-
ner als der natuͤrlichen Religion vorſprechen ſolle.
Noch beſſer iſt der Gedanke den Mercier in ſeinem
2440 Jahre Cap. XXI aͤußert.
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/149>, abgerufen am 13.11.2024.
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