Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

gern gleiche Begünstigung ertheilen, und überhaupt
von den Versammlungsorten des öffentlichen Gottes-
dienstes, alle gar zu lärmende Beschäftigungen ent-
fernen. --


C.

10.

-- Nicht allein in Ansehung der Juden, sondern
auch der Christen, finde ich nichts intoleranter als
daß man Kindern von der zartesten Jugend an die
Vorurtheile ihrer Eltern einprägt; man sieht ja deut-
lich, daß dieser Eindruck von solcher Würkung sey,
daß fast keiner bey erwachsenen Jahren, davon zu-
rückkommen kann. Ein Neligionssystem, das vor
der gesunden Vernunft bestehen kann, muß eine un-
eingenommene Untersuchung in reifern Alter nicht
fürchten. Es haben dahero unsere Philantropisten
sehr recht gehabt, (vornämlich unser redlicher Hr.
Basedow,) zu behaupten, daß man Kindern von kei-
ner als der natürlichen Religion vorsprechen solle.
Noch besser ist der Gedanke den Mercier in seinem
2440 Jahre Cap. XXI äußert.

Sie

gern gleiche Beguͤnſtigung ertheilen, und uͤberhaupt
von den Verſammlungsorten des oͤffentlichen Gottes-
dienſtes, alle gar zu laͤrmende Beſchaͤftigungen ent-
fernen. —


C.

10.

Nicht allein in Anſehung der Juden, ſondern
auch der Chriſten, finde ich nichts intoleranter als
daß man Kindern von der zarteſten Jugend an die
Vorurtheile ihrer Eltern einpraͤgt; man ſieht ja deut-
lich, daß dieſer Eindruck von ſolcher Wuͤrkung ſey,
daß faſt keiner bey erwachſenen Jahren, davon zu-
ruͤckkommen kann. Ein Neligionsſyſtem, das vor
der geſunden Vernunft beſtehen kann, muß eine un-
eingenommene Unterſuchung in reifern Alter nicht
fuͤrchten. Es haben dahero unſere Philantropiſten
ſehr recht gehabt, (vornaͤmlich unſer redlicher Hr.
Baſedow,) zu behaupten, daß man Kindern von kei-
ner als der natuͤrlichen Religion vorſprechen ſolle.
Noch beſſer iſt der Gedanke den Mercier in ſeinem
2440 Jahre Cap. XXI aͤußert.

Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0149" n="141"/>
gern gleiche Begu&#x0364;n&#x017F;tigung ertheilen, und u&#x0364;berhaupt<lb/>
von den Ver&#x017F;ammlungsorten des o&#x0364;ffentlichen Gottes-<lb/>
dien&#x017F;tes, alle gar zu la&#x0364;rmende Be&#x017F;cha&#x0364;ftigungen ent-<lb/>
fernen. &#x2014;</p><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">B. den 17. Aug. 1782.</hi> </dateline><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">C.</hi> </hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>10.</head><lb/>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#in">N</hi>icht allein in An&#x017F;ehung der Juden, &#x017F;ondern<lb/>
auch der Chri&#x017F;ten, finde ich nichts intoleranter als<lb/>
daß man Kindern von der zarte&#x017F;ten Jugend an die<lb/>
Vorurtheile ihrer Eltern einpra&#x0364;gt; man &#x017F;ieht ja deut-<lb/>
lich, daß die&#x017F;er Eindruck von &#x017F;olcher Wu&#x0364;rkung &#x017F;ey,<lb/>
daß fa&#x017F;t keiner bey erwach&#x017F;enen Jahren, davon zu-<lb/>
ru&#x0364;ckkommen kann. Ein Neligions&#x017F;y&#x017F;tem, das vor<lb/>
der ge&#x017F;unden Vernunft be&#x017F;tehen kann, muß eine un-<lb/>
eingenommene Unter&#x017F;uchung in reifern Alter nicht<lb/>
fu&#x0364;rchten. Es haben dahero un&#x017F;ere Philantropi&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ehr recht gehabt, (vorna&#x0364;mlich un&#x017F;er redlicher Hr.<lb/><hi rendition="#fr">Ba&#x017F;edow</hi>,) zu behaupten, daß man Kindern von kei-<lb/>
ner als der natu&#x0364;rlichen Religion vor&#x017F;prechen &#x017F;olle.<lb/>
Noch be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t der Gedanke den <hi rendition="#fr">Mercier</hi> in &#x017F;einem<lb/>
2440 Jahre <hi rendition="#aq">Cap. XXI</hi> a&#x0364;ußert.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0149] gern gleiche Beguͤnſtigung ertheilen, und uͤberhaupt von den Verſammlungsorten des oͤffentlichen Gottes- dienſtes, alle gar zu laͤrmende Beſchaͤftigungen ent- fernen. — B. den 17. Aug. 1782. C. 10. — Nicht allein in Anſehung der Juden, ſondern auch der Chriſten, finde ich nichts intoleranter als daß man Kindern von der zarteſten Jugend an die Vorurtheile ihrer Eltern einpraͤgt; man ſieht ja deut- lich, daß dieſer Eindruck von ſolcher Wuͤrkung ſey, daß faſt keiner bey erwachſenen Jahren, davon zu- ruͤckkommen kann. Ein Neligionsſyſtem, das vor der geſunden Vernunft beſtehen kann, muß eine un- eingenommene Unterſuchung in reifern Alter nicht fuͤrchten. Es haben dahero unſere Philantropiſten ſehr recht gehabt, (vornaͤmlich unſer redlicher Hr. Baſedow,) zu behaupten, daß man Kindern von kei- ner als der natuͤrlichen Religion vorſprechen ſolle. Noch beſſer iſt der Gedanke den Mercier in ſeinem 2440 Jahre Cap. XXI aͤußert. Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/149
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/149>, abgerufen am 13.11.2024.