Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.das Schmier/ alles um der Ursachen willen/ daß sie gleich von unmündiger Kindheit an/ und mit der Mutter-Milch/ eine Dauerhafftigkeit und unverzärtelte Sitten eintrincken möchten. Maßen deswegen die neugebohrne Kindlein gleich von Mutterliebe zu einen Fluß getragen/ und daselbst in das kalte Wasser eingetaucht wurden/ damit ihnen die Kälte den Leib wieder alle weiche Zartheit und Schwachheit verpanzerte. Und dieser Gebrauch hat noch zu Olai Magni Zeiten gewähret/ welcher folgends diese Worte hinzu thut: "Wenn die Kinder der Gothen ein wenig grösser geworden/ bekommen sie manchen schweren unbarmhertzigen Streich/ so wohl ins Angesichte/ als auf den Leib/ und müssen doch so maußstill darzu schweigen/ daß sie nicht einmahl das Auge verschiessen / vielweniger ein Zährlein fallen lassen dürffen. Weiche Feder-Polster lässet man ihnen nicht zu: die Banck oder der Boden muß ihr Ruhe-Bett ein/ darneben ihre Kleider von feiner harten Materi/ und die Kost gleichfals hart seyn/ auf daß sie/ wo müglich/ gleichsam eiserne/ und wieder alle Fälle daurhaffte Glieder gewinnen mögen. Olaus Magnus, lib. 8. de statu Reg. & off. Das vornehmste Absehen dieser streitbahren Nation war hierbey gleichwohl dieses / daß ihre Jugend hierdurch möchte im Kriege und Schutz des Vaterlandes desto geschickter werden. Dazu denn eine solche/ wiewohl strenge Zucht/ viel dienlicher/ weder die allzugelinde. XIII. Es gibt in der Knaben-Zucht einen solchen Unterschied/ wie bey Metallen Arbeit: Denn etliche Knaben gleichen dem Golde/ dienen zu hohen Aemtern und Ehren-Diensten: Etliche zu Ziehr- und Erhaltung gemeinen Wesens/ wie das Silber. Etliche zu Haußhaltung/ wie das Kupffer und Zinn: Etliche zum Kriegeswesen/ wie das Eisen: Etliche zu den Ackerbau/ und Bäurischer Arbeit / wie das Bley/ allermassen Plato solches Gleichnis gibt. Wenn man nun mercket / was in den Knaben vor eine Natur stecket/ welches sich denn frühzeitig pfleget zuereignen/ kan man auch die Zucht darnach richten/ selbige verstrengen oder lindern/ nachdem es um des Knabens Gemüth und Zweck bewant ist: Aber doch bleibet die Maaße das Beste in allen Dingen. das Schmier/ alles um der Ursachen willen/ daß sie gleich von unmündiger Kindheit an/ und mit der Mutter-Milch/ eine Dauerhafftigkeit und unverzärtelte Sitten eintrincken möchten. Maßen deswegen die neugebohrne Kindlein gleich von Mutterliebe zu einen Fluß getragen/ und daselbst in das kalte Wasser eingetaucht wurden/ damit ihnen die Kälte den Leib wieder alle weiche Zartheit und Schwachheit verpanzerte. Und dieser Gebrauch hat noch zu Olai Magni Zeiten gewähret/ welcher folgends diese Worte hinzu thut: „Weñ die Kinder der Gothen ein wenig grösser geworden/ bekommen sie manchen schweren unbarmhertzigen Streich/ so wohl ins Angesichte/ als auf den Leib/ und müssen doch so maußstill darzu schweigen/ daß sie nicht einmahl das Auge verschiessen / vielweniger ein Zährlein fallen lassen dürffen. Weiche Feder-Polster lässet man ihnen nicht zu: die Banck oder der Boden muß ihr Ruhe-Bett ein/ darneben ihre Kleider von feiner harten Materi/ und die Kost gleichfals hart seyn/ auf daß sie/ wo müglich/ gleichsam eiserne/ und wieder alle Fälle daurhaffte Glieder gewinnen mögen. Olaus Magnus, lib. 8. de statu Reg. & off. Das vornehmste Absehen dieser streitbahren Nation war hierbey gleichwohl dieses / daß ihre Jugend hierdurch möchte im Kriege und Schutz des Vaterlandes desto geschickter werden. Dazu denn eine solche/ wiewohl strenge Zucht/ viel dienlicher/ weder die allzugelinde. XIII. Es gibt in der Knaben-Zucht einen solchen Unterschied/ wie bey Metallen Arbeit: Denn etliche Knaben gleichen dem Golde/ dienen zu hohen Aemtern und Ehren-Diensten: Etliche zu Ziehr- und Erhaltung gemeinen Wesens/ wie das Silber. Etliche zu Haußhaltung/ wie das Kupffer und Zinn: Etliche zum Kriegeswesen/ wie das Eisen: Etliche zu den Ackerbau/ und Bäurischer Arbeit / wie das Bley/ allermassen Plato solches Gleichnis gibt. Wenn man nun mercket / was in den Knaben vor eine Natur stecket/ welches sich denn frühzeitig pfleget zuereignen/ kan man auch die Zucht darnach richten/ selbige verstrengen oder lindern/ nachdem es um des Knabens Gemüth und Zweck bewant ist: Aber doch bleibet die Maaße das Beste in allen Dingen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0752" n="736"/> das Schmier/ alles um der Ursachen willen/ daß sie gleich von unmündiger Kindheit an/ und mit der Mutter-Milch/ eine Dauerhafftigkeit und unverzärtelte Sitten eintrincken möchten. Maßen deswegen die neugebohrne Kindlein gleich von Mutterliebe zu einen Fluß getragen/ und daselbst in das kalte Wasser eingetaucht wurden/ damit ihnen die Kälte den Leib wieder alle weiche Zartheit und Schwachheit verpanzerte. Und dieser Gebrauch hat noch zu Olai Magni Zeiten gewähret/ welcher folgends diese Worte hinzu thut: „Weñ die Kinder der Gothen ein wenig grösser geworden/ bekommen sie manchen schweren unbarmhertzigen Streich/ so wohl ins Angesichte/ als auf den Leib/ und müssen doch so maußstill darzu schweigen/ daß sie nicht einmahl das Auge verschiessen / vielweniger ein Zährlein fallen lassen dürffen. Weiche Feder-Polster lässet man ihnen nicht zu: die Banck oder der Boden muß ihr Ruhe-Bett ein/ darneben ihre Kleider von feiner harten Materi/ und die Kost gleichfals hart seyn/ auf daß sie/ wo müglich/ gleichsam eiserne/ und wieder alle Fälle daurhaffte Glieder gewinnen mögen.</p> <p>Olaus Magnus, lib. 8. de statu Reg. & off.</p> <p>Das vornehmste Absehen dieser streitbahren Nation war hierbey gleichwohl dieses / daß ihre Jugend hierdurch möchte im Kriege und Schutz des Vaterlandes desto geschickter werden. Dazu denn eine solche/ wiewohl strenge Zucht/ viel dienlicher/ weder die allzugelinde.</p> <p>XIII. Es gibt in der Knaben-Zucht einen solchen Unterschied/ wie bey Metallen Arbeit: Denn etliche Knaben gleichen dem Golde/ dienen zu hohen Aemtern und Ehren-Diensten: Etliche zu Ziehr- und Erhaltung gemeinen Wesens/ wie das Silber. Etliche zu Haußhaltung/ wie das Kupffer und Zinn: Etliche zum Kriegeswesen/ wie das Eisen: Etliche zu den Ackerbau/ und Bäurischer Arbeit / wie das Bley/ allermassen Plato solches Gleichnis gibt. Wenn man nun mercket / was in den Knaben vor eine Natur stecket/ welches sich denn frühzeitig pfleget zuereignen/ kan man auch die Zucht darnach richten/ selbige verstrengen oder lindern/ nachdem es um des Knabens Gemüth und Zweck bewant ist: Aber doch bleibet die Maaße das Beste in allen Dingen.</p> </div> <div> </div> </body> </text> </TEI> [736/0752]
das Schmier/ alles um der Ursachen willen/ daß sie gleich von unmündiger Kindheit an/ und mit der Mutter-Milch/ eine Dauerhafftigkeit und unverzärtelte Sitten eintrincken möchten. Maßen deswegen die neugebohrne Kindlein gleich von Mutterliebe zu einen Fluß getragen/ und daselbst in das kalte Wasser eingetaucht wurden/ damit ihnen die Kälte den Leib wieder alle weiche Zartheit und Schwachheit verpanzerte. Und dieser Gebrauch hat noch zu Olai Magni Zeiten gewähret/ welcher folgends diese Worte hinzu thut: „Weñ die Kinder der Gothen ein wenig grösser geworden/ bekommen sie manchen schweren unbarmhertzigen Streich/ so wohl ins Angesichte/ als auf den Leib/ und müssen doch so maußstill darzu schweigen/ daß sie nicht einmahl das Auge verschiessen / vielweniger ein Zährlein fallen lassen dürffen. Weiche Feder-Polster lässet man ihnen nicht zu: die Banck oder der Boden muß ihr Ruhe-Bett ein/ darneben ihre Kleider von feiner harten Materi/ und die Kost gleichfals hart seyn/ auf daß sie/ wo müglich/ gleichsam eiserne/ und wieder alle Fälle daurhaffte Glieder gewinnen mögen.
Olaus Magnus, lib. 8. de statu Reg. & off.
Das vornehmste Absehen dieser streitbahren Nation war hierbey gleichwohl dieses / daß ihre Jugend hierdurch möchte im Kriege und Schutz des Vaterlandes desto geschickter werden. Dazu denn eine solche/ wiewohl strenge Zucht/ viel dienlicher/ weder die allzugelinde.
XIII. Es gibt in der Knaben-Zucht einen solchen Unterschied/ wie bey Metallen Arbeit: Denn etliche Knaben gleichen dem Golde/ dienen zu hohen Aemtern und Ehren-Diensten: Etliche zu Ziehr- und Erhaltung gemeinen Wesens/ wie das Silber. Etliche zu Haußhaltung/ wie das Kupffer und Zinn: Etliche zum Kriegeswesen/ wie das Eisen: Etliche zu den Ackerbau/ und Bäurischer Arbeit / wie das Bley/ allermassen Plato solches Gleichnis gibt. Wenn man nun mercket / was in den Knaben vor eine Natur stecket/ welches sich denn frühzeitig pfleget zuereignen/ kan man auch die Zucht darnach richten/ selbige verstrengen oder lindern/ nachdem es um des Knabens Gemüth und Zweck bewant ist: Aber doch bleibet die Maaße das Beste in allen Dingen.
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