Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Von meiner Heimreise Als ich nun vierzehen Wochen mit dem General in Hamburg gewesen, und er ganz gesund worden, ersuchte ich umb meine Dimission. Der Herr wollte lange nichts davon hören. Endlich fragete er bei fernerm Anhalten: was mir bei ihm fehlete? - Ich schützte vor: ich hätte 'nen alten Vater und Mutter; die wollten mich gerne nach Hause haben und verheiraten. Als auch die Wahrheit war. Denn mir's mein Vater oft geschrieben hatte. - Der General sagte: "Was wollt ihr in eurem Bettellande machen? Hier ist's besser. Ich will euch versorgen und ein beständig Regiment geben." - Ich bedankte mich vor das gnädige Anerbieten und wollte absolut nach Hause. - Endlich ward er bös, schrieb mir einen Zettel oder Assignation an Texera seine banco; und den Abschied mußte mir der Obrist geben und Glück auf die Reise wünschen. Ich nahm den französischen Zettel und trug ihn an den Ort. Da ich in die großen Zimmer kam, bin ich erstaunet über alles Geld, so in großen Säcken und Kästen sortieret da stund. Der Kassierer nahm meinen Zettel und fing an, zu zählen. Ich gedachte: "Wird er nicht bald aufhören?" - Aber er zählete immer fort, bis es hundert Thaler an lauter dänischen Kronen waren. "Da ist sein Geld!" sagte er. - Ich strich's ein und bedankte mich nochmals bei dem General vor das viele Geld. Damit reisete ich fort, nach Ütersen zu. Und war mein Herr auch wieder zu Haus gekommen, welcher mir meine Traktamente, so gut, als ab ich da gewesen, auch auszahlen ließ. Ich packte mein Geld und Sachen in einen Kuffer ein; gab ihn auf die Post. Ich aber setzte mich auf mein Pferd, nahm das andere Von meiner Heimreise Als ich nun vierzehen Wochen mit dem General in Hamburg gewesen, und er ganz gesund worden, ersuchte ich umb meine Dimission. Der Herr wollte lange nichts davon hören. Endlich fragete er bei fernerm Anhalten: was mir bei ihm fehlete? – Ich schützte vor: ich hätte ’nen alten Vater und Mutter; die wollten mich gerne nach Hause haben und verheiraten. Als auch die Wahrheit war. Denn mir’s mein Vater oft geschrieben hatte. – Der General sagte: „Was wollt ihr in eurem Bettellande machen? Hier ist’s besser. Ich will euch versorgen und ein beständig Regiment geben.“ – Ich bedankte mich vor das gnädige Anerbieten und wollte absolut nach Hause. – Endlich ward er bös, schrieb mir einen Zettel oder Assignation an Texera seine banco; und den Abschied mußte mir der Obrist geben und Glück auf die Reise wünschen. Ich nahm den französischen Zettel und trug ihn an den Ort. Da ich in die großen Zimmer kam, bin ich erstaunet über alles Geld, so in großen Säcken und Kästen sortieret da stund. Der Kassierer nahm meinen Zettel und fing an, zu zählen. Ich gedachte: „Wird er nicht bald aufhören?“ – Aber er zählete immer fort, bis es hundert Thaler an lauter dänischen Kronen waren. „Da ist sein Geld!“ sagte er. – Ich strich’s ein und bedankte mich nochmals bei dem General vor das viele Geld. Damit reisete ich fort, nach Ütersen zu. Und war mein Herr auch wieder zu Haus gekommen, welcher mir meine Traktamente, so gut, als ab ich da gewesen, auch auszahlen ließ. Ich packte mein Geld und Sachen in einen Kuffer ein; gab ihn auf die Post. Ich aber setzte mich auf mein Pferd, nahm das andere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <pb facs="#f0198"/> </div> <div n="1"> <head>Von meiner Heimreise</head><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>ls ich nun vierzehen Wochen mit dem General in Hamburg gewesen, und er ganz gesund worden, ersuchte ich umb meine Dimission. Der Herr wollte lange nichts davon hören. Endlich fragete er bei fernerm Anhalten: was mir bei ihm fehlete? – Ich schützte vor: ich hätte ’nen alten Vater und Mutter; die wollten mich gerne nach Hause haben und verheiraten. Als auch die Wahrheit war. Denn mir’s mein Vater oft geschrieben hatte. – Der General sagte: „Was wollt ihr in eurem Bettellande machen? Hier ist’s besser. Ich will euch versorgen und ein beständig Regiment geben.“ – Ich bedankte mich vor das gnädige Anerbieten und wollte absolut nach Hause. – Endlich ward er bös, schrieb mir einen Zettel oder Assignation an Texera seine <hi rendition="#aq">banco</hi>; und den Abschied mußte mir der Obrist geben und Glück auf die Reise wünschen.</p> <p>Ich nahm den französischen Zettel und trug ihn an den Ort. Da ich in die großen Zimmer kam, bin ich erstaunet über alles Geld, so in großen Säcken und Kästen sortieret da stund. Der Kassierer nahm meinen Zettel und fing an, zu zählen. Ich gedachte: „Wird er nicht bald aufhören?“ – Aber er zählete immer fort, bis es hundert Thaler an lauter dänischen Kronen waren. „Da ist sein Geld!“ sagte er. – Ich strich’s ein und bedankte mich nochmals bei dem General vor das viele Geld.</p> <p>Damit reisete ich fort, nach Ütersen zu. Und war mein Herr auch wieder zu Haus gekommen, welcher mir meine Traktamente, so gut, als ab ich da gewesen, auch auszahlen ließ. Ich packte mein Geld und Sachen in einen Kuffer ein; gab ihn auf die Post.</p> <p>Ich aber setzte mich auf mein Pferd, nahm das andere </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0198]
Von meiner Heimreise
Als ich nun vierzehen Wochen mit dem General in Hamburg gewesen, und er ganz gesund worden, ersuchte ich umb meine Dimission. Der Herr wollte lange nichts davon hören. Endlich fragete er bei fernerm Anhalten: was mir bei ihm fehlete? – Ich schützte vor: ich hätte ’nen alten Vater und Mutter; die wollten mich gerne nach Hause haben und verheiraten. Als auch die Wahrheit war. Denn mir’s mein Vater oft geschrieben hatte. – Der General sagte: „Was wollt ihr in eurem Bettellande machen? Hier ist’s besser. Ich will euch versorgen und ein beständig Regiment geben.“ – Ich bedankte mich vor das gnädige Anerbieten und wollte absolut nach Hause. – Endlich ward er bös, schrieb mir einen Zettel oder Assignation an Texera seine banco; und den Abschied mußte mir der Obrist geben und Glück auf die Reise wünschen.
Ich nahm den französischen Zettel und trug ihn an den Ort. Da ich in die großen Zimmer kam, bin ich erstaunet über alles Geld, so in großen Säcken und Kästen sortieret da stund. Der Kassierer nahm meinen Zettel und fing an, zu zählen. Ich gedachte: „Wird er nicht bald aufhören?“ – Aber er zählete immer fort, bis es hundert Thaler an lauter dänischen Kronen waren. „Da ist sein Geld!“ sagte er. – Ich strich’s ein und bedankte mich nochmals bei dem General vor das viele Geld.
Damit reisete ich fort, nach Ütersen zu. Und war mein Herr auch wieder zu Haus gekommen, welcher mir meine Traktamente, so gut, als ab ich da gewesen, auch auszahlen ließ. Ich packte mein Geld und Sachen in einen Kuffer ein; gab ihn auf die Post.
Ich aber setzte mich auf mein Pferd, nahm das andere
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