Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Praktisches Kochbuch für die Deutschen in Amerika. Milwaukee, 1879.

Bild:
<< vorherige Seite
Wie man Speisevorräthe am besten gut frisch erhalten kann.

Frisches Fleisch hält sich am besten im Winter, hängend an einem kalten, luftigen Orte; im Sommer um und um mit Brennesseln bedeckt, im Keller auf einem Stein, noch viel besser in einem Eiskeller. Indeß hüte man sich, das Fleisch auf Eis zu legen, wie das von Metzgern häufig geschieht, oder frieren zu lassen, da solches dadurch einen faden Geschmack erhält. Ein weiteres Mittel, das Fleisch vor dem Verderben zu schützen, besteht darin, solches in ein Tuch mit Bieressig angefeuchtet, oder in ein Gefäß zu legen und soviel Bieressig, Milch oder Buttermilch darauf zu gießen, daß das Fleisch völlig bedeckt ist. Das Essigtuch muß stets gehörig feucht gehalten werden und die Milch recht oft, am besten täglich, erneuert werden. Besser als dies alles ist das Bestreichen mit Salicilsäure. Um beim Einschlachten ein Stück Ochsen- oder Rindfleisch zum Braten vollkommen frisch zu erhalten, tunke man es in kochendes Fett und hänge es darnach an einen kalten, luftigen Ort.

Geräucherte Schinken und Sommerwürste mit ganz trockenem Stroh umwickelt, in Leinen genäht, an einem kühlen, luftigen Orte hängend.

Feldhühner halten sich mehrere Wochen unverändert, wenn man sie sogleich nach dem Schießen ungepflückt tief in Hafer steckt.

Kartoffeln. Das starke Auskeimen benimmt den Kartoffeln den guten Geschmack. Um dies zu verhüten, nehme man sie Anfangs oder Mitte Februar aus ihrer Lage und gebe ihnen, ausgebreitet, eine andere Stellung.

Das Keimen der Kartoffeln wird am sichersten verhindert, wenn sie nicht Monate lang im Lager still liegen, welches dadurch verhütet wird, daß man im vorderen Brett des Lagers gleich oberhalb des Bodens ein nicht zu kleines Loch mit Vorschieber anbringen läßt und die Kartoffel nicht von oben, sondern aus dem Loche nimmt, wodurch sie durch Nachrollen in steter Bewegung gehalten werden. Im Lager wird vor dem Einbringen der Kartoffeln ein Brett schräg an die hintere Wand gestellt, wodurch das bessere Ausrollen aus dem Loche bewirkt wird.

Winterwurzeln (Möhren). Man bringe einen Theil derselben in ein Kartoffellager und schütte Kartoffeln darauf. Sind diese im Frühjahr verbraucht, so wird man die Wurzeln ganz saftig und wohlschmeckend finden. Auch erhalten sie sich vorzüglich saftig, wenn man sie mit Flachsschäben (Abfall beim Bracken des Flachses) stark durchschichtet. Ersteres Verfahren ist auch bei Steckrüben (Kohlrabi in der Erde) anzuwenden, oder man bewahre sie schichtenweise in Sand gelegt.

Wie man Speisevorräthe am besten gut frisch erhalten kann.

Frisches Fleisch hält sich am besten im Winter, hängend an einem kalten, luftigen Orte; im Sommer um und um mit Brennesseln bedeckt, im Keller auf einem Stein, noch viel besser in einem Eiskeller. Indeß hüte man sich, das Fleisch auf Eis zu legen, wie das von Metzgern häufig geschieht, oder frieren zu lassen, da solches dadurch einen faden Geschmack erhält. Ein weiteres Mittel, das Fleisch vor dem Verderben zu schützen, besteht darin, solches in ein Tuch mit Bieressig angefeuchtet, oder in ein Gefäß zu legen und soviel Bieressig, Milch oder Buttermilch darauf zu gießen, daß das Fleisch völlig bedeckt ist. Das Essigtuch muß stets gehörig feucht gehalten werden und die Milch recht oft, am besten täglich, erneuert werden. Besser als dies alles ist das Bestreichen mit Salicilsäure. Um beim Einschlachten ein Stück Ochsen- oder Rindfleisch zum Braten vollkommen frisch zu erhalten, tunke man es in kochendes Fett und hänge es darnach an einen kalten, luftigen Ort.

Geräucherte Schinken und Sommerwürste mit ganz trockenem Stroh umwickelt, in Leinen genäht, an einem kühlen, luftigen Orte hängend.

Feldhühner halten sich mehrere Wochen unverändert, wenn man sie sogleich nach dem Schießen ungepflückt tief in Hafer steckt.

Kartoffeln. Das starke Auskeimen benimmt den Kartoffeln den guten Geschmack. Um dies zu verhüten, nehme man sie Anfangs oder Mitte Februar aus ihrer Lage und gebe ihnen, ausgebreitet, eine andere Stellung.

Das Keimen der Kartoffeln wird am sichersten verhindert, wenn sie nicht Monate lang im Lager still liegen, welches dadurch verhütet wird, daß man im vorderen Brett des Lagers gleich oberhalb des Bodens ein nicht zu kleines Loch mit Vorschieber anbringen läßt und die Kartoffel nicht von oben, sondern aus dem Loche nimmt, wodurch sie durch Nachrollen in steter Bewegung gehalten werden. Im Lager wird vor dem Einbringen der Kartoffeln ein Brett schräg an die hintere Wand gestellt, wodurch das bessere Ausrollen aus dem Loche bewirkt wird.

Winterwurzeln (Möhren). Man bringe einen Theil derselben in ein Kartoffellager und schütte Kartoffeln darauf. Sind diese im Frühjahr verbraucht, so wird man die Wurzeln ganz saftig und wohlschmeckend finden. Auch erhalten sie sich vorzüglich saftig, wenn man sie mit Flachsschäben (Abfall beim Bracken des Flachses) stark durchschichtet. Ersteres Verfahren ist auch bei Steckrüben (Kohlrabi in der Erde) anzuwenden, oder man bewahre sie schichtenweise in Sand gelegt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0012" n="4"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Wie man Speisevorräthe am besten gut frisch erhalten kann.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Frisches Fleisch</hi> hält sich am besten im Winter, hängend an einem kalten, luftigen Orte; im Sommer um und um mit Brennesseln bedeckt, im Keller auf einem Stein, noch viel besser in einem Eiskeller. Indeß hüte man sich, das Fleisch auf Eis zu legen, wie das von Metzgern häufig geschieht, oder frieren zu lassen, da solches dadurch einen faden Geschmack erhält. Ein weiteres Mittel, das Fleisch vor dem Verderben zu schützen, besteht darin, solches in ein Tuch mit Bieressig angefeuchtet, oder in ein Gefäß zu legen und soviel Bieressig, Milch oder Buttermilch darauf zu gießen, daß das Fleisch völlig bedeckt ist. Das Essigtuch muß stets gehörig feucht gehalten werden und die Milch recht oft, am besten täglich, erneuert werden. Besser als dies alles ist das Bestreichen mit Salicilsäure. Um beim Einschlachten ein Stück Ochsen- oder Rindfleisch zum Braten vollkommen frisch zu erhalten, tunke man es in kochendes Fett und hänge es darnach an einen kalten, luftigen Ort.</p>
        <p><hi rendition="#g">Geräucherte Schinken und Sommerwürste</hi> mit ganz trockenem Stroh umwickelt, in Leinen genäht, an einem kühlen, luftigen Orte hängend.</p>
        <p><hi rendition="#g">Feldhühner</hi> halten sich mehrere Wochen unverändert, wenn man sie sogleich nach dem Schießen ungepflückt tief in Hafer steckt.</p>
        <p><hi rendition="#g">Kartoffeln.</hi> Das starke Auskeimen benimmt den Kartoffeln den guten Geschmack. Um dies zu verhüten, nehme man sie Anfangs oder Mitte Februar aus ihrer Lage und gebe ihnen, ausgebreitet, eine andere Stellung.</p>
        <p>Das Keimen der Kartoffeln wird am sichersten verhindert, wenn sie nicht Monate lang im Lager still liegen, welches dadurch verhütet wird, daß man im vorderen Brett des Lagers gleich oberhalb des Bodens ein nicht zu kleines Loch mit Vorschieber anbringen läßt und die Kartoffel nicht von oben, sondern aus dem Loche nimmt, wodurch sie durch Nachrollen in steter Bewegung gehalten werden. Im Lager wird vor dem Einbringen der Kartoffeln ein Brett schräg an die hintere Wand gestellt, wodurch das bessere Ausrollen aus dem Loche bewirkt wird.</p>
        <p><hi rendition="#g">Winterwurzeln</hi> (Möhren). Man bringe einen Theil derselben in ein Kartoffellager und schütte Kartoffeln darauf. Sind diese im Frühjahr verbraucht, so wird man die Wurzeln ganz saftig und wohlschmeckend finden. Auch erhalten sie sich vorzüglich saftig, wenn man sie mit Flachsschäben (Abfall beim Bracken des Flachses) stark durchschichtet. Ersteres Verfahren ist auch bei Steckrüben (Kohlrabi in der Erde) anzuwenden, oder man bewahre sie schichtenweise in Sand gelegt.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0012] Wie man Speisevorräthe am besten gut frisch erhalten kann. Frisches Fleisch hält sich am besten im Winter, hängend an einem kalten, luftigen Orte; im Sommer um und um mit Brennesseln bedeckt, im Keller auf einem Stein, noch viel besser in einem Eiskeller. Indeß hüte man sich, das Fleisch auf Eis zu legen, wie das von Metzgern häufig geschieht, oder frieren zu lassen, da solches dadurch einen faden Geschmack erhält. Ein weiteres Mittel, das Fleisch vor dem Verderben zu schützen, besteht darin, solches in ein Tuch mit Bieressig angefeuchtet, oder in ein Gefäß zu legen und soviel Bieressig, Milch oder Buttermilch darauf zu gießen, daß das Fleisch völlig bedeckt ist. Das Essigtuch muß stets gehörig feucht gehalten werden und die Milch recht oft, am besten täglich, erneuert werden. Besser als dies alles ist das Bestreichen mit Salicilsäure. Um beim Einschlachten ein Stück Ochsen- oder Rindfleisch zum Braten vollkommen frisch zu erhalten, tunke man es in kochendes Fett und hänge es darnach an einen kalten, luftigen Ort. Geräucherte Schinken und Sommerwürste mit ganz trockenem Stroh umwickelt, in Leinen genäht, an einem kühlen, luftigen Orte hängend. Feldhühner halten sich mehrere Wochen unverändert, wenn man sie sogleich nach dem Schießen ungepflückt tief in Hafer steckt. Kartoffeln. Das starke Auskeimen benimmt den Kartoffeln den guten Geschmack. Um dies zu verhüten, nehme man sie Anfangs oder Mitte Februar aus ihrer Lage und gebe ihnen, ausgebreitet, eine andere Stellung. Das Keimen der Kartoffeln wird am sichersten verhindert, wenn sie nicht Monate lang im Lager still liegen, welches dadurch verhütet wird, daß man im vorderen Brett des Lagers gleich oberhalb des Bodens ein nicht zu kleines Loch mit Vorschieber anbringen läßt und die Kartoffel nicht von oben, sondern aus dem Loche nimmt, wodurch sie durch Nachrollen in steter Bewegung gehalten werden. Im Lager wird vor dem Einbringen der Kartoffeln ein Brett schräg an die hintere Wand gestellt, wodurch das bessere Ausrollen aus dem Loche bewirkt wird. Winterwurzeln (Möhren). Man bringe einen Theil derselben in ein Kartoffellager und schütte Kartoffeln darauf. Sind diese im Frühjahr verbraucht, so wird man die Wurzeln ganz saftig und wohlschmeckend finden. Auch erhalten sie sich vorzüglich saftig, wenn man sie mit Flachsschäben (Abfall beim Bracken des Flachses) stark durchschichtet. Ersteres Verfahren ist auch bei Steckrüben (Kohlrabi in der Erde) anzuwenden, oder man bewahre sie schichtenweise in Sand gelegt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-06T17:17:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T17:17:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T17:17:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1879/12
Zitationshilfe: Praktisches Kochbuch für die Deutschen in Amerika. Milwaukee, 1879, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1879/12>, abgerufen am 21.12.2024.