"Alles hat seine Zeit und jegliches Ding unter dem Him- mel hat seine Stunde. Verwunden und heilen, einreißen und bauen, zerstreuen und sammeln, wegwerfen und be- wahren etc. etc., Alles hat seine Zeit."
So bekanntlich der weise König Salomo*), und die- sen alten, trefflichen Weisheitsspruch fing ich in den letzt- vergangenen Jahren an, mir ernstlich zu Herzen zu nehmen. Die jammervollen Resultate ungeheuerer Mühen, Kämpfe und Opfer, die trost- und hoffnungslosen Weltzustände und Zeitstimmungen, unter deren Betrachtung der Geist erlag, die zwar gerettete, aber um welchen Preis gerettete Gesellschaft, der furchtbare innere Tod, der sich verkündete, das Ende alles Lebens und Strebens in höherem Sinne des Wortes, das eingetreten schien, die evidente Unmög- lichkeit, auf den bisherigen progressistischen Wegen fortzu-
*) Prediger 3, 1 ff.
*
Vorrede.
„Alles hat ſeine Zeit und jegliches Ding unter dem Him- mel hat ſeine Stunde. Verwunden und heilen, einreißen und bauen, zerſtreuen und ſammeln, wegwerfen und be- wahren ꝛc. ꝛc., Alles hat ſeine Zeit.“
So bekanntlich der weiſe König Salomo*), und die- ſen alten, trefflichen Weisheitsſpruch fing ich in den letzt- vergangenen Jahren an, mir ernſtlich zu Herzen zu nehmen. Die jammervollen Reſultate ungeheuerer Mühen, Kämpfe und Opfer, die troſt- und hoffnungsloſen Weltzuſtände und Zeitſtimmungen, unter deren Betrachtung der Geiſt erlag, die zwar gerettete, aber um welchen Preis gerettete Geſellſchaft, der furchtbare innere Tod, der ſich verkündete, das Ende alles Lebens und Strebens in höherem Sinne des Wortes, das eingetreten ſchien, die evidente Unmög- lichkeit, auf den bisherigen progreſſiſtiſchen Wegen fortzu-
*) Prediger 3, 1 ff.
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[[III]/0009]
Vorrede.
„Alles hat ſeine Zeit und jegliches Ding unter dem Him-
mel hat ſeine Stunde. Verwunden und heilen, einreißen
und bauen, zerſtreuen und ſammeln, wegwerfen und be-
wahren ꝛc. ꝛc., Alles hat ſeine Zeit.“
So bekanntlich der weiſe König Salomo *), und die-
ſen alten, trefflichen Weisheitsſpruch fing ich in den letzt-
vergangenen Jahren an, mir ernſtlich zu Herzen zu nehmen.
Die jammervollen Reſultate ungeheuerer Mühen, Kämpfe
und Opfer, die troſt- und hoffnungsloſen Weltzuſtände
und Zeitſtimmungen, unter deren Betrachtung der Geiſt
erlag, die zwar gerettete, aber um welchen Preis gerettete
Geſellſchaft, der furchtbare innere Tod, der ſich verkündete,
das Ende alles Lebens und Strebens in höherem Sinne
des Wortes, das eingetreten ſchien, die evidente Unmög-
lichkeit, auf den bisherigen progreſſiſtiſchen Wegen fortzu-
*) Prediger 3, 1 ff.
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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. [III]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/9>, abgerufen am 03.03.2025.
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