nützliches thun können, als daß sie den Saamen zur rechten Zeit gesäet, und in seinem Wachsen gehörig gepfleget hat. Von diesen Beschäfftigungen werden wir an dem gehörigen Orte vielleicht nicht ohne Nu- zen handeln.
§. 70.
Bey dem andern Stükke kan sich die Kunstund voll- kommen wird. würksamer beweisen. Jch bilde zu dieser Absicht fol- genden Satz: Soll der Saame seine gehörige Vollkommenheit bekommen, so muß er auf dem wachsenden Stengel zwar reif aber nicht völlig hart werden. Die Erfahrung bevestiget diese Lehre. Denn wird der Saame auf dem wach- senden Stengel nicht reif, so bekömmt man Hülsen ohne Kern, dieß sind taube Körner. Jch habe zu verschiedenen mahlen mit Körnern von verschiedener Art einen Versuch angestellet, und die, welche auf dem wachsenden Stengel völlig dürre geworden, mit denen verglichen, die nach ihrer Reife sind abgeschnit- ten, und alsdenn gedörret worden. Jch habe alle- mahl gefunden, daß, wenn im übrigen die Körner von einerley Güte, die besondere Schwere von diesen größer gewesen ist, als die besondere Schwere von jenen. Dieß ist genug, zu behaupten, daß jene in ihrer Art vollkommener seyn müssen als diese (§. 22.)
Anmerk. 1. Vielleicht ist es kein Jrrthum, wenn man lehret, daß dieß die Ursache von dieser Bege- benheit sey, weil aus dem reifen Saamen, wenn er auf dem wachsenden Stengel gedörret wird, vie- le Säfte in dem Stengel zurük treten. Bey ei- nigen Gewächsen lehret uns dieß der Augenschein, z. E. bey den Citronen, u. s. f.
Anmerk. 2. Es kann dieser Lehrsatz auch aus einem andern Grunde geschlossen werden, den wir
bey
E 5
verſchiedenen Werken der Natur uͤberhaupt.
nuͤtzliches thun koͤnnen, als daß ſie den Saamen zur rechten Zeit geſaͤet, und in ſeinem Wachſen gehoͤrig gepfleget hat. Von dieſen Beſchaͤfftigungen werden wir an dem gehoͤrigen Orte vielleicht nicht ohne Nu- zen handeln.
§. 70.
Bey dem andern Stuͤkke kan ſich die Kunſtund voll- kommen wird. wuͤrkſamer beweiſen. Jch bilde zu dieſer Abſicht fol- genden Satz: Soll der Saame ſeine gehoͤrige Vollkommenheit bekommen, ſo muß er auf dem wachſenden Stengel zwar reif aber nicht voͤllig hart werden. Die Erfahrung beveſtiget dieſe Lehre. Denn wird der Saame auf dem wach- ſenden Stengel nicht reif, ſo bekoͤmmt man Huͤlſen ohne Kern, dieß ſind taube Koͤrner. Jch habe zu verſchiedenen mahlen mit Koͤrnern von verſchiedener Art einen Verſuch angeſtellet, und die, welche auf dem wachſenden Stengel voͤllig duͤrre geworden, mit denen verglichen, die nach ihrer Reife ſind abgeſchnit- ten, und alsdenn gedoͤrret worden. Jch habe alle- mahl gefunden, daß, wenn im uͤbrigen die Koͤrner von einerley Guͤte, die beſondere Schwere von dieſen groͤßer geweſen iſt, als die beſondere Schwere von jenen. Dieß iſt genug, zu behaupten, daß jene in ihrer Art vollkommener ſeyn muͤſſen als dieſe (§. 22.)
Anmerk. 1. Vielleicht iſt es kein Jrrthum, wenn man lehret, daß dieß die Urſache von dieſer Bege- benheit ſey, weil aus dem reifen Saamen, wenn er auf dem wachſenden Stengel gedoͤrret wird, vie- le Saͤfte in dem Stengel zuruͤk treten. Bey ei- nigen Gewaͤchſen lehret uns dieß der Augenſchein, z. E. bey den Citronen, u. ſ. f.
Anmerk. 2. Es kann dieſer Lehrſatz auch aus einem andern Grunde geſchloſſen werden, den wir
bey
E 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0093"n="73"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">verſchiedenen Werken der Natur uͤberhaupt.</hi></fw><lb/>
nuͤtzliches thun koͤnnen, als daß ſie den Saamen zur<lb/>
rechten Zeit geſaͤet, und in ſeinem Wachſen gehoͤrig<lb/>
gepfleget hat. Von dieſen Beſchaͤfftigungen werden<lb/>
wir an dem gehoͤrigen Orte vielleicht nicht ohne Nu-<lb/>
zen handeln.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 70.</head><lb/><p>Bey dem andern Stuͤkke kan ſich die Kunſt<noteplace="right">und voll-<lb/>
kommen<lb/>
wird.</note><lb/>
wuͤrkſamer beweiſen. Jch bilde zu dieſer Abſicht fol-<lb/>
genden Satz: <hirendition="#fr">Soll der Saame ſeine gehoͤrige<lb/>
Vollkommenheit bekommen, ſo muß er auf<lb/>
dem wachſenden Stengel zwar reif aber nicht<lb/>
voͤllig hart werden.</hi> Die Erfahrung beveſtiget<lb/>
dieſe Lehre. Denn wird der Saame auf dem wach-<lb/>ſenden Stengel nicht reif, ſo bekoͤmmt man Huͤlſen<lb/>
ohne Kern, dieß ſind taube Koͤrner. Jch habe zu<lb/>
verſchiedenen mahlen mit Koͤrnern von verſchiedener<lb/>
Art einen Verſuch angeſtellet, und die, welche auf<lb/>
dem wachſenden Stengel voͤllig duͤrre geworden, mit<lb/>
denen verglichen, die nach ihrer Reife ſind abgeſchnit-<lb/>
ten, und alsdenn gedoͤrret worden. Jch habe alle-<lb/>
mahl gefunden, daß, wenn im uͤbrigen die Koͤrner<lb/>
von einerley Guͤte, die beſondere Schwere von dieſen<lb/>
groͤßer geweſen iſt, als die beſondere Schwere von<lb/>
jenen. Dieß iſt genug, zu behaupten, daß jene in<lb/>
ihrer Art vollkommener ſeyn muͤſſen als dieſe (§. 22.)</p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Anmerk.</hi> 1. Vielleicht iſt es kein Jrrthum, wenn<lb/>
man lehret, daß dieß die Urſache von dieſer Bege-<lb/>
benheit ſey, weil aus dem reifen Saamen, wenn<lb/>
er auf dem wachſenden Stengel gedoͤrret wird, vie-<lb/>
le Saͤfte in dem Stengel zuruͤk treten. Bey ei-<lb/>
nigen Gewaͤchſen lehret uns dieß der Augenſchein,<lb/>
z. E. bey den Citronen, u. ſ. f.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Anmerk.</hi> 2. Es kann dieſer Lehrſatz auch aus<lb/>
einem andern Grunde geſchloſſen werden, den wir<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">bey</fw><lb/></hi></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[73/0093]
verſchiedenen Werken der Natur uͤberhaupt.
nuͤtzliches thun koͤnnen, als daß ſie den Saamen zur
rechten Zeit geſaͤet, und in ſeinem Wachſen gehoͤrig
gepfleget hat. Von dieſen Beſchaͤfftigungen werden
wir an dem gehoͤrigen Orte vielleicht nicht ohne Nu-
zen handeln.
§. 70.
Bey dem andern Stuͤkke kan ſich die Kunſt
wuͤrkſamer beweiſen. Jch bilde zu dieſer Abſicht fol-
genden Satz: Soll der Saame ſeine gehoͤrige
Vollkommenheit bekommen, ſo muß er auf
dem wachſenden Stengel zwar reif aber nicht
voͤllig hart werden. Die Erfahrung beveſtiget
dieſe Lehre. Denn wird der Saame auf dem wach-
ſenden Stengel nicht reif, ſo bekoͤmmt man Huͤlſen
ohne Kern, dieß ſind taube Koͤrner. Jch habe zu
verſchiedenen mahlen mit Koͤrnern von verſchiedener
Art einen Verſuch angeſtellet, und die, welche auf
dem wachſenden Stengel voͤllig duͤrre geworden, mit
denen verglichen, die nach ihrer Reife ſind abgeſchnit-
ten, und alsdenn gedoͤrret worden. Jch habe alle-
mahl gefunden, daß, wenn im uͤbrigen die Koͤrner
von einerley Guͤte, die beſondere Schwere von dieſen
groͤßer geweſen iſt, als die beſondere Schwere von
jenen. Dieß iſt genug, zu behaupten, daß jene in
ihrer Art vollkommener ſeyn muͤſſen als dieſe (§. 22.)
und voll-
kommen
wird.
Anmerk. 1. Vielleicht iſt es kein Jrrthum, wenn
man lehret, daß dieß die Urſache von dieſer Bege-
benheit ſey, weil aus dem reifen Saamen, wenn
er auf dem wachſenden Stengel gedoͤrret wird, vie-
le Saͤfte in dem Stengel zuruͤk treten. Bey ei-
nigen Gewaͤchſen lehret uns dieß der Augenſchein,
z. E. bey den Citronen, u. ſ. f.
Anmerk. 2. Es kann dieſer Lehrſatz auch aus
einem andern Grunde geſchloſſen werden, den wir
bey
E 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/93>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.