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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Des Cammer-Wesens 2 Abschnitt, von dem etc.
§. 98.
Anderer
Fall.

Jst das andere, so hat man bey der Anlage der
Abgaben folgende Regel zu beobachten.

Der Durchgang dieser Waaren durch unser
Land in fremde Länder muß weniger kost-
bar seyn, als wenn sie durch Umwege in die-
se Länder sollen gebracht werden.

Der Beweiß von dieser Regel ist dieser: Wir haben
diesen Fall angenommen, daß durch die Auflage die
Zufuhr dieser Waaren in fremde Länder nicht könne
verhindert werden. Will man nun die Auflage so
stark machen, daß hiedurch der Durchgang dieser
Waaren durch unser Land kostbarer, als wenn sie
durch Umwege in jene Länder gebracht werden, so
wird man alle Vortheile verliehren, die das Nahrungs-
Geschäfte der Unterthanen durch diese Durchfuhr ge-
winnen kann, das ist, man wird das Nahrungs-Ge-
schäfte der Unterthanen, ohne etwas dabey zu gewin-
nen, schwächen. Dieß widerspricht dem Flor des
Staats, (§. 2. der Policey). Folglich ist die von uns
angenommene Regel gegründet.

Anmerk. Man überlege die Vortheile, welche
Schmiede, Wagner, Wirthe und welche der Ge-
traide-Handel von den Durchfuhren gewinnen, so
wird dieß Gründe genug geben, die Wichtigkeit
dieser von uns bewiesenen Regel noch mehr zu be-
vestigen.



Der
Des Cammer-Weſens 2 Abſchnitt, von dem ꝛc.
§. 98.
Anderer
Fall.

Jſt das andere, ſo hat man bey der Anlage der
Abgaben folgende Regel zu beobachten.

Der Durchgang dieſer Waaren durch unſer
Land in fremde Laͤnder muß weniger koſt-
bar ſeyn, als wenn ſie durch Umwege in die-
ſe Laͤnder ſollen gebracht werden.

Der Beweiß von dieſer Regel iſt dieſer: Wir haben
dieſen Fall angenommen, daß durch die Auflage die
Zufuhr dieſer Waaren in fremde Laͤnder nicht koͤnne
verhindert werden. Will man nun die Auflage ſo
ſtark machen, daß hiedurch der Durchgang dieſer
Waaren durch unſer Land koſtbarer, als wenn ſie
durch Umwege in jene Laͤnder gebracht werden, ſo
wird man alle Vortheile verliehren, die das Nahrungs-
Geſchaͤfte der Unterthanen durch dieſe Durchfuhr ge-
winnen kann, das iſt, man wird das Nahrungs-Ge-
ſchaͤfte der Unterthanen, ohne etwas dabey zu gewin-
nen, ſchwaͤchen. Dieß widerſpricht dem Flor des
Staats, (§. 2. der Policey). Folglich iſt die von uns
angenommene Regel gegruͤndet.

Anmerk. Man uͤberlege die Vortheile, welche
Schmiede, Wagner, Wirthe und welche der Ge-
traide-Handel von den Durchfuhren gewinnen, ſo
wird dieß Gruͤnde genug geben, die Wichtigkeit
dieſer von uns bewieſenen Regel noch mehr zu be-
veſtigen.



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[638/0658] Des Cammer-Weſens 2 Abſchnitt, von dem ꝛc. §. 98. Jſt das andere, ſo hat man bey der Anlage der Abgaben folgende Regel zu beobachten. Der Durchgang dieſer Waaren durch unſer Land in fremde Laͤnder muß weniger koſt- bar ſeyn, als wenn ſie durch Umwege in die- ſe Laͤnder ſollen gebracht werden. Der Beweiß von dieſer Regel iſt dieſer: Wir haben dieſen Fall angenommen, daß durch die Auflage die Zufuhr dieſer Waaren in fremde Laͤnder nicht koͤnne verhindert werden. Will man nun die Auflage ſo ſtark machen, daß hiedurch der Durchgang dieſer Waaren durch unſer Land koſtbarer, als wenn ſie durch Umwege in jene Laͤnder gebracht werden, ſo wird man alle Vortheile verliehren, die das Nahrungs- Geſchaͤfte der Unterthanen durch dieſe Durchfuhr ge- winnen kann, das iſt, man wird das Nahrungs-Ge- ſchaͤfte der Unterthanen, ohne etwas dabey zu gewin- nen, ſchwaͤchen. Dieß widerſpricht dem Flor des Staats, (§. 2. der Policey). Folglich iſt die von uns angenommene Regel gegruͤndet. Anmerk. Man uͤberlege die Vortheile, welche Schmiede, Wagner, Wirthe und welche der Ge- traide-Handel von den Durchfuhren gewinnen, ſo wird dieß Gruͤnde genug geben, die Wichtigkeit dieſer von uns bewieſenen Regel noch mehr zu be- veſtigen. Der

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/658>, abgerufen am 21.11.2024.