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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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von dem Reichthum der Unterthanen.
§. 91.

Endlich von dem mürklichen Handel, oder sogenann-Allgemeine
Regeln, auf
welche bey
dem Anschla-
ge des Han-
dels zu sehen.
1) Jn An-
sehung der
Nothwen-
digkeit der
Waaren.

ten Commercien, in wieweit diese zur Bestimmung
des fürstlichen Jnteresse im Anschlage zu bringen.
Wir wollen nur die Haupt-Regeln vestsetzen, welche
hiebey zu beobachten sind; zumahl eine ganz genaue
Bestimmung dieser Sache von so vielen Neben Um-
ständen abhänget, die man auf einmahl unmöglich
überdenken kann. Jndessen habe ich Grund, zu glau-
ben, es werde einem nicht schwer fallen, diese allge-
meine Regeln auf vorkommende Umstände anzuwen-
den, wenn man dasjenige verstehet, was wir von der
Policey oben abgehandelt haben. Es ist eine bekann-
te Sache, daß man die Waaren, womit sich der Han-
del beschäftiget, aus einem gedoppelten Grunde in
ihre Classen vertheilet. Der erste Grund ist die Noth-
wendigkeit des Gebrauchs. Der andere Grund ist
der Ort, wo sie gekauft oder verkauft werden. Jn
Ansehung der ersten Classe bilde ich diese Regel:

Je nöthiger der Gebrauch der Waaren, de-
sto weniger müssen sie mit öffentlichen Abga-
ben belästiget werden.

Jch unterstütze diese Regel mit folgendem Beweise:
Was die nothwendige Erhaltung des menschlichen Le-
bens kostbar macht, das ist dem Flor des Staats zu-
wider (§. 42. und folg. der Policey). Wird das,
was zum nothwendigen Gebrauche der Menschen ge-
höret, mit öffentlichen Abgaben zu sehr belästiget, so
wird die nothwendige Erhaltung des menschlichen Le-
bens in dem Lande kostbar. Folglich widerspricht eine
solche Belästigung dem Flor des Staats. Da es nun
dem Begriffe eines ächten Cameralisten widerspricht,
wenn er das fürstliche Jnteresse durch solche Mittel
zu erhöhen suchet, die den Flor des Staats schwä-
chen (§. 2.), so ist auch die Regel, die wir angenom-

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von dem Reichthum der Unterthanen.
§. 91.

Endlich von dem muͤrklichen Handel, oder ſogenann-Allgemeine
Regeln, auf
welche bey
dem Anſchla-
ge des Han-
dels zu ſehen.
1) Jn An-
ſehung der
Nothwen-
digkeit der
Waaren.

ten Commercien, in wieweit dieſe zur Beſtimmung
des fuͤrſtlichen Jntereſſe im Anſchlage zu bringen.
Wir wollen nur die Haupt-Regeln veſtſetzen, welche
hiebey zu beobachten ſind; zumahl eine ganz genaue
Beſtimmung dieſer Sache von ſo vielen Neben Um-
ſtaͤnden abhaͤnget, die man auf einmahl unmoͤglich
uͤberdenken kann. Jndeſſen habe ich Grund, zu glau-
ben, es werde einem nicht ſchwer fallen, dieſe allge-
meine Regeln auf vorkommende Umſtaͤnde anzuwen-
den, wenn man dasjenige verſtehet, was wir von der
Policey oben abgehandelt haben. Es iſt eine bekann-
te Sache, daß man die Waaren, womit ſich der Han-
del beſchaͤftiget, aus einem gedoppelten Grunde in
ihre Claſſen vertheilet. Der erſte Grund iſt die Noth-
wendigkeit des Gebrauchs. Der andere Grund iſt
der Ort, wo ſie gekauft oder verkauft werden. Jn
Anſehung der erſten Claſſe bilde ich dieſe Regel:

Je noͤthiger der Gebrauch der Waaren, de-
ſto weniger muͤſſen ſie mit oͤffentlichen Abga-
ben belaͤſtiget werden.

Jch unterſtuͤtze dieſe Regel mit folgendem Beweiſe:
Was die nothwendige Erhaltung des menſchlichen Le-
bens koſtbar macht, das iſt dem Flor des Staats zu-
wider (§. 42. und folg. der Policey). Wird das,
was zum nothwendigen Gebrauche der Menſchen ge-
hoͤret, mit oͤffentlichen Abgaben zu ſehr belaͤſtiget, ſo
wird die nothwendige Erhaltung des menſchlichen Le-
bens in dem Lande koſtbar. Folglich widerſpricht eine
ſolche Belaͤſtigung dem Flor des Staats. Da es nun
dem Begriffe eines aͤchten Cameraliſten widerſpricht,
wenn er das fuͤrſtliche Jntereſſe durch ſolche Mittel
zu erhoͤhen ſuchet, die den Flor des Staats ſchwaͤ-
chen (§. 2.), ſo iſt auch die Regel, die wir angenom-

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[633/0653] von dem Reichthum der Unterthanen. §. 91. Endlich von dem muͤrklichen Handel, oder ſogenann- ten Commercien, in wieweit dieſe zur Beſtimmung des fuͤrſtlichen Jntereſſe im Anſchlage zu bringen. Wir wollen nur die Haupt-Regeln veſtſetzen, welche hiebey zu beobachten ſind; zumahl eine ganz genaue Beſtimmung dieſer Sache von ſo vielen Neben Um- ſtaͤnden abhaͤnget, die man auf einmahl unmoͤglich uͤberdenken kann. Jndeſſen habe ich Grund, zu glau- ben, es werde einem nicht ſchwer fallen, dieſe allge- meine Regeln auf vorkommende Umſtaͤnde anzuwen- den, wenn man dasjenige verſtehet, was wir von der Policey oben abgehandelt haben. Es iſt eine bekann- te Sache, daß man die Waaren, womit ſich der Han- del beſchaͤftiget, aus einem gedoppelten Grunde in ihre Claſſen vertheilet. Der erſte Grund iſt die Noth- wendigkeit des Gebrauchs. Der andere Grund iſt der Ort, wo ſie gekauft oder verkauft werden. Jn Anſehung der erſten Claſſe bilde ich dieſe Regel: Allgemeine Regeln, auf welche bey dem Anſchla- ge des Han- dels zu ſehen. 1) Jn An- ſehung der Nothwen- digkeit der Waaren. Je noͤthiger der Gebrauch der Waaren, de- ſto weniger muͤſſen ſie mit oͤffentlichen Abga- ben belaͤſtiget werden. Jch unterſtuͤtze dieſe Regel mit folgendem Beweiſe: Was die nothwendige Erhaltung des menſchlichen Le- bens koſtbar macht, das iſt dem Flor des Staats zu- wider (§. 42. und folg. der Policey). Wird das, was zum nothwendigen Gebrauche der Menſchen ge- hoͤret, mit oͤffentlichen Abgaben zu ſehr belaͤſtiget, ſo wird die nothwendige Erhaltung des menſchlichen Le- bens in dem Lande koſtbar. Folglich widerſpricht eine ſolche Belaͤſtigung dem Flor des Staats. Da es nun dem Begriffe eines aͤchten Cameraliſten widerſpricht, wenn er das fuͤrſtliche Jntereſſe durch ſolche Mittel zu erhoͤhen ſuchet, die den Flor des Staats ſchwaͤ- chen (§. 2.), ſo iſt auch die Regel, die wir angenom- men R r 5

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/653>, abgerufen am 13.11.2024.