Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Cammer-Wesens, 2. Abschnitt
cise, und die Cammer-Casse wird Gründe geben,
diese Lehre zu schützen.
§. 55.
Die Ord-
nung, welche
hiebey zu
beobachten.

Wenn wir dasjenige überlegen, was wir bereits
§. 45. abgehandelt haben, so haben wir Gründe ge-
nug, alles zu bestimmen, was zu der Ordnung bey
dieser Einrichtung erfodert wird. Es ist nur nöthig,
daß wir dasjenige verändern, was nach der Beschaf-
fenheit dieser Sache muß verändert werden.

§. 56.
Die dritte
Haupt-Re-
gel.

Die dritte Haupt-Regel zu den Cammer-Rega-
lien ist diese: Alle Güther im Staate, die we-
der in einem besondern Eigenthum stehen, noch
Früchte von diesem sind, die aber doch zum Nu-
tzen des Staats können verwendet werden, die-
se können mit Rechte und der Vernunft gemäß
zur Cammer gezogen werden.
Denn, da diese
Güther weder in einem Besondern Eigenthume stehen,
noch auch Früchte von diesem sind, so kann die Cam-
mer solche ohne Schaden der Unterthanen zu sich neh-
men. Und daher hat sie das Recht aus dem Ober-
Eigenthum (§. 695 folg. I. N.). Da sie ferner zum Nu-
tzen des Staats können verwendet werden, so kann es,
wenn die Cammer diese Güther zum Gebrauch verwen-
det, ein Mittel werden, mehrere Menschen im Staa-
te zu ernähren. Und daher ist es dem Staate ein
Vortheil. (§. 1. 2. Pol.)

§. 57.
Die Anwen-
dung dieser
Regel ist auf
eine gedop-
pelte Art
möglich.

Die Umstände müssen es entscheiden, ob es nützli-
cher sey, wenn die Cammer die völlige Besorgung die-
ser Stükke behält, oder wenn sie andern solche gegen

eine
Des Cammer-Weſens, 2. Abſchnitt
ciſe, und die Cammer-Caſſe wird Gruͤnde geben,
dieſe Lehre zu ſchuͤtzen.
§. 55.
Die Ord-
nung, welche
hiebey zu
beobachten.

Wenn wir dasjenige uͤberlegen, was wir bereits
§. 45. abgehandelt haben, ſo haben wir Gruͤnde ge-
nug, alles zu beſtimmen, was zu der Ordnung bey
dieſer Einrichtung erfodert wird. Es iſt nur noͤthig,
daß wir dasjenige veraͤndern, was nach der Beſchaf-
fenheit dieſer Sache muß veraͤndert werden.

§. 56.
Die dritte
Haupt-Re-
gel.

Die dritte Haupt-Regel zu den Cammer-Rega-
lien iſt dieſe: Alle Guͤther im Staate, die we-
der in einem beſondern Eigenthum ſtehen, noch
Fruͤchte von dieſem ſind, die aber doch zum Nu-
tzen des Staats koͤnnen verwendet werden, die-
ſe koͤnnen mit Rechte und der Vernunft gemaͤß
zur Cammer gezogen werden.
Denn, da dieſe
Guͤther weder in einem Beſondern Eigenthume ſtehen,
noch auch Fruͤchte von dieſem ſind, ſo kann die Cam-
mer ſolche ohne Schaden der Unterthanen zu ſich neh-
men. Und daher hat ſie das Recht aus dem Ober-
Eigenthum (§. 695 folg. I. N.). Da ſie ferner zum Nu-
tzen des Staats koͤnnen verwendet werden, ſo kann es,
wenn die Cammer dieſe Guͤther zum Gebrauch verwen-
det, ein Mittel werden, mehrere Menſchen im Staa-
te zu ernaͤhren. Und daher iſt es dem Staate ein
Vortheil. (§. 1. 2. Pol.)

§. 57.
Die Anwen-
dung dieſer
Regel iſt auf
eine gedop-
pelte Art
moͤglich.

Die Umſtaͤnde muͤſſen es entſcheiden, ob es nuͤtzli-
cher ſey, wenn die Cammer die voͤllige Beſorgung die-
ſer Stuͤkke behaͤlt, oder wenn ſie andern ſolche gegen

eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0622" n="602"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Cammer-We&#x017F;ens, 2. Ab&#x017F;chnitt</hi></fw><lb/>
ci&#x017F;e, und die Cammer-Ca&#x017F;&#x017F;e wird Gru&#x0364;nde geben,<lb/>
die&#x017F;e Lehre zu &#x017F;chu&#x0364;tzen.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 55.</head><lb/>
              <note place="left">Die Ord-<lb/>
nung, welche<lb/>
hiebey zu<lb/>
beobachten.</note>
              <p>Wenn wir dasjenige u&#x0364;berlegen, was wir bereits<lb/>
§. 45. abgehandelt haben, &#x017F;o haben wir Gru&#x0364;nde ge-<lb/>
nug, alles zu be&#x017F;timmen, was zu der Ordnung bey<lb/>
die&#x017F;er Einrichtung erfodert wird. Es i&#x017F;t nur no&#x0364;thig,<lb/>
daß wir dasjenige vera&#x0364;ndern, was nach der Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit die&#x017F;er Sache muß vera&#x0364;ndert werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 56.</head><lb/>
              <note place="left">Die dritte<lb/>
Haupt-Re-<lb/>
gel.</note>
              <p>Die dritte Haupt-Regel zu den Cammer-Rega-<lb/>
lien i&#x017F;t die&#x017F;e: <hi rendition="#fr">Alle Gu&#x0364;ther im Staate, die we-<lb/>
der in einem be&#x017F;ondern Eigenthum &#x017F;tehen, noch<lb/>
Fru&#x0364;chte von die&#x017F;em &#x017F;ind, die aber doch zum Nu-<lb/>
tzen des Staats ko&#x0364;nnen verwendet werden, die-<lb/>
&#x017F;e ko&#x0364;nnen mit Rechte und der Vernunft gema&#x0364;ß<lb/>
zur Cammer gezogen werden.</hi> Denn, da die&#x017F;e<lb/>
Gu&#x0364;ther weder in einem Be&#x017F;ondern Eigenthume &#x017F;tehen,<lb/>
noch auch Fru&#x0364;chte von die&#x017F;em &#x017F;ind, &#x017F;o kann die Cam-<lb/>
mer &#x017F;olche ohne Schaden der Unterthanen zu &#x017F;ich neh-<lb/>
men. Und daher hat &#x017F;ie das Recht aus dem Ober-<lb/>
Eigenthum (§. 695 folg. <hi rendition="#aq">I. N.</hi>). Da &#x017F;ie ferner zum Nu-<lb/>
tzen des Staats ko&#x0364;nnen verwendet werden, &#x017F;o kann es,<lb/>
wenn die Cammer die&#x017F;e Gu&#x0364;ther zum Gebrauch verwen-<lb/>
det, ein Mittel werden, mehrere Men&#x017F;chen im Staa-<lb/>
te zu erna&#x0364;hren. Und daher i&#x017F;t es dem Staate ein<lb/>
Vortheil. (§. 1. 2. Pol.)</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 57.</head><lb/>
              <note place="left">Die Anwen-<lb/>
dung die&#x017F;er<lb/>
Regel i&#x017F;t auf<lb/>
eine gedop-<lb/>
pelte Art<lb/>
mo&#x0364;glich.</note>
              <p>Die Um&#x017F;ta&#x0364;nde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en es ent&#x017F;cheiden, ob es nu&#x0364;tzli-<lb/>
cher &#x017F;ey, wenn die Cammer die vo&#x0364;llige Be&#x017F;orgung die-<lb/>
&#x017F;er Stu&#x0364;kke beha&#x0364;lt, oder wenn &#x017F;ie andern &#x017F;olche gegen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[602/0622] Des Cammer-Weſens, 2. Abſchnitt ciſe, und die Cammer-Caſſe wird Gruͤnde geben, dieſe Lehre zu ſchuͤtzen. §. 55. Wenn wir dasjenige uͤberlegen, was wir bereits §. 45. abgehandelt haben, ſo haben wir Gruͤnde ge- nug, alles zu beſtimmen, was zu der Ordnung bey dieſer Einrichtung erfodert wird. Es iſt nur noͤthig, daß wir dasjenige veraͤndern, was nach der Beſchaf- fenheit dieſer Sache muß veraͤndert werden. §. 56. Die dritte Haupt-Regel zu den Cammer-Rega- lien iſt dieſe: Alle Guͤther im Staate, die we- der in einem beſondern Eigenthum ſtehen, noch Fruͤchte von dieſem ſind, die aber doch zum Nu- tzen des Staats koͤnnen verwendet werden, die- ſe koͤnnen mit Rechte und der Vernunft gemaͤß zur Cammer gezogen werden. Denn, da dieſe Guͤther weder in einem Beſondern Eigenthume ſtehen, noch auch Fruͤchte von dieſem ſind, ſo kann die Cam- mer ſolche ohne Schaden der Unterthanen zu ſich neh- men. Und daher hat ſie das Recht aus dem Ober- Eigenthum (§. 695 folg. I. N.). Da ſie ferner zum Nu- tzen des Staats koͤnnen verwendet werden, ſo kann es, wenn die Cammer dieſe Guͤther zum Gebrauch verwen- det, ein Mittel werden, mehrere Menſchen im Staa- te zu ernaͤhren. Und daher iſt es dem Staate ein Vortheil. (§. 1. 2. Pol.) §. 57. Die Umſtaͤnde muͤſſen es entſcheiden, ob es nuͤtzli- cher ſey, wenn die Cammer die voͤllige Beſorgung die- ſer Stuͤkke behaͤlt, oder wenn ſie andern ſolche gegen eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/622
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/622>, abgerufen am 13.11.2024.