Wenn ich dem Herrn von Schröder folge, und mitDieß wird weiter aus- geführt. ihm die Gold- und Silber-Scheidung zur Gründung der Chatoul-Güter vorschlage, so verstehe ich die ei- gentliche Scheidung, die von dem sogenannten Gold- machen merklich unterschieden ist. Diese soll die Säf- te der Natur nicht coaguliren, sondern nur das Gold und Silber, was die Natur bereits gebohren hat, und was nur darum unsichtbar ist, weil es mit vielen frem- den Dingen verknüpfet, von diesen absondern, und es hiedurch zum Gebrauch der Menschen darstellen. Wir finden in der Natur verschiedene Dinge, die so, wie sie gefunden werden, von sehr geringem Werthe sind, die aber durch das Gold und Silber, was sie verbor- gen halten, öfters unschäzbar, z. B. Kieselsteine, Horn- steine, der Sand, leimige und fette Erden und so fer- ner. Mit diesen soll der Künstler, der die Natur ken- net, Versuche anstellen, und hiedurch Mittel entdek- ken, das unsichtbare aus dem sichtbaren mit Vortheile hervorzubringen. Jst in dem Staate die Academie nützlicher Wissenschaften, die wir bereits §. 350 folg. der Pol. beschrieben haben, regelmäßig gestiftet worden, so wird es auch, wie ich es glaube, nicht schwer fal- len, diese Beschäftigung zur Vollkommenheit zu brin- gen. Sollte aber diese Academie noch nicht gestiftet seyn, so wird es einem Fürsten wenige Kosten verur- sachen, wenn er die Versuche durch einen Kenner der Natur machen läst. Glückt es diesem, so müssen die aufgewendeten Kosten einen merklichen Wucher brin- gen, glückt es ihm nicht, so wird es ihm doch auf ver- schiedene Art möglich werden, durch seine Versuche in dem Staate dasjenige zu gewinnen, was die aufge- wendeten Kosten bezahlet.
Anmerk. Auch dieß ist bekannt, daß bey der gewöhnlichen Scheidung sehr vieles in den Schlak-
ken
N n 3
allgemein. Regeln zur Cameral-Wiſſenſchaft.
§. 10.
Wenn ich dem Herrn von Schroͤder folge, und mitDieß wird weiter aus- gefuͤhrt. ihm die Gold- und Silber-Scheidung zur Gruͤndung der Chatoul-Guͤter vorſchlage, ſo verſtehe ich die ei- gentliche Scheidung, die von dem ſogenannten Gold- machen merklich unterſchieden iſt. Dieſe ſoll die Saͤf- te der Natur nicht coaguliren, ſondern nur das Gold und Silber, was die Natur bereits gebohren hat, und was nur darum unſichtbar iſt, weil es mit vielen frem- den Dingen verknuͤpfet, von dieſen abſondern, und es hiedurch zum Gebrauch der Menſchen darſtellen. Wir finden in der Natur verſchiedene Dinge, die ſo, wie ſie gefunden werden, von ſehr geringem Werthe ſind, die aber durch das Gold und Silber, was ſie verbor- gen halten, oͤfters unſchaͤzbar, z. B. Kieſelſteine, Horn- ſteine, der Sand, leimige und fette Erden und ſo fer- ner. Mit dieſen ſoll der Kuͤnſtler, der die Natur ken- net, Verſuche anſtellen, und hiedurch Mittel entdek- ken, das unſichtbare aus dem ſichtbaren mit Vortheile hervorzubringen. Jſt in dem Staate die Academie nuͤtzlicher Wiſſenſchaften, die wir bereits §. 350 folg. der Pol. beſchrieben haben, regelmaͤßig geſtiftet worden, ſo wird es auch, wie ich es glaube, nicht ſchwer fal- len, dieſe Beſchaͤftigung zur Vollkommenheit zu brin- gen. Sollte aber dieſe Academie noch nicht geſtiftet ſeyn, ſo wird es einem Fuͤrſten wenige Koſten verur- ſachen, wenn er die Verſuche durch einen Kenner der Natur machen laͤſt. Gluͤckt es dieſem, ſo muͤſſen die aufgewendeten Koſten einen merklichen Wucher brin- gen, gluͤckt es ihm nicht, ſo wird es ihm doch auf ver- ſchiedene Art moͤglich werden, durch ſeine Verſuche in dem Staate dasjenige zu gewinnen, was die aufge- wendeten Koſten bezahlet.
Anmerk. Auch dieß iſt bekannt, daß bey der gewoͤhnlichen Scheidung ſehr vieles in den Schlak-
ken
N n 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0585"n="565"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">allgemein. Regeln zur Cameral-Wiſſenſchaft.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 10.</head><lb/><p>Wenn ich dem Herrn von <hirendition="#fr">Schroͤder</hi> folge, und mit<noteplace="right">Dieß wird<lb/>
weiter aus-<lb/>
gefuͤhrt.</note><lb/>
ihm die Gold- und Silber-Scheidung zur Gruͤndung<lb/>
der Chatoul-Guͤter vorſchlage, ſo verſtehe ich die ei-<lb/>
gentliche Scheidung, die von dem ſogenannten Gold-<lb/>
machen merklich unterſchieden iſt. Dieſe ſoll die Saͤf-<lb/>
te der Natur nicht coaguliren, ſondern nur das Gold<lb/>
und Silber, was die Natur bereits gebohren hat, und<lb/>
was nur darum unſichtbar iſt, weil es mit vielen frem-<lb/>
den Dingen verknuͤpfet, von dieſen abſondern, und es<lb/>
hiedurch zum Gebrauch der Menſchen darſtellen. Wir<lb/>
finden in der Natur verſchiedene Dinge, die ſo, wie<lb/>ſie gefunden werden, von ſehr geringem Werthe ſind,<lb/>
die aber durch das Gold und Silber, was ſie verbor-<lb/>
gen halten, oͤfters unſchaͤzbar, z. B. Kieſelſteine, Horn-<lb/>ſteine, der Sand, leimige und fette Erden und ſo fer-<lb/>
ner. Mit dieſen ſoll der Kuͤnſtler, der die Natur ken-<lb/>
net, Verſuche anſtellen, und hiedurch Mittel entdek-<lb/>
ken, das unſichtbare aus dem ſichtbaren mit Vortheile<lb/>
hervorzubringen. Jſt in dem Staate die Academie<lb/>
nuͤtzlicher Wiſſenſchaften, die wir bereits §. 350 folg. der<lb/>
Pol. beſchrieben haben, regelmaͤßig geſtiftet worden,<lb/>ſo wird es auch, wie ich es glaube, nicht ſchwer fal-<lb/>
len, dieſe Beſchaͤftigung zur Vollkommenheit zu brin-<lb/>
gen. Sollte aber dieſe Academie noch nicht geſtiftet<lb/>ſeyn, ſo wird es einem Fuͤrſten wenige Koſten verur-<lb/>ſachen, wenn er die Verſuche durch einen Kenner der<lb/>
Natur machen laͤſt. Gluͤckt es dieſem, ſo muͤſſen die<lb/>
aufgewendeten Koſten einen merklichen Wucher brin-<lb/>
gen, gluͤckt es ihm nicht, ſo wird es ihm doch auf ver-<lb/>ſchiedene Art moͤglich werden, durch ſeine Verſuche in<lb/>
dem Staate dasjenige zu gewinnen, was die aufge-<lb/>
wendeten Koſten bezahlet.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Anmerk.</hi> Auch dieß iſt bekannt, daß bey der<lb/>
gewoͤhnlichen Scheidung ſehr vieles in den Schlak-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N n 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ken</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[565/0585]
allgemein. Regeln zur Cameral-Wiſſenſchaft.
§. 10.
Wenn ich dem Herrn von Schroͤder folge, und mit
ihm die Gold- und Silber-Scheidung zur Gruͤndung
der Chatoul-Guͤter vorſchlage, ſo verſtehe ich die ei-
gentliche Scheidung, die von dem ſogenannten Gold-
machen merklich unterſchieden iſt. Dieſe ſoll die Saͤf-
te der Natur nicht coaguliren, ſondern nur das Gold
und Silber, was die Natur bereits gebohren hat, und
was nur darum unſichtbar iſt, weil es mit vielen frem-
den Dingen verknuͤpfet, von dieſen abſondern, und es
hiedurch zum Gebrauch der Menſchen darſtellen. Wir
finden in der Natur verſchiedene Dinge, die ſo, wie
ſie gefunden werden, von ſehr geringem Werthe ſind,
die aber durch das Gold und Silber, was ſie verbor-
gen halten, oͤfters unſchaͤzbar, z. B. Kieſelſteine, Horn-
ſteine, der Sand, leimige und fette Erden und ſo fer-
ner. Mit dieſen ſoll der Kuͤnſtler, der die Natur ken-
net, Verſuche anſtellen, und hiedurch Mittel entdek-
ken, das unſichtbare aus dem ſichtbaren mit Vortheile
hervorzubringen. Jſt in dem Staate die Academie
nuͤtzlicher Wiſſenſchaften, die wir bereits §. 350 folg. der
Pol. beſchrieben haben, regelmaͤßig geſtiftet worden,
ſo wird es auch, wie ich es glaube, nicht ſchwer fal-
len, dieſe Beſchaͤftigung zur Vollkommenheit zu brin-
gen. Sollte aber dieſe Academie noch nicht geſtiftet
ſeyn, ſo wird es einem Fuͤrſten wenige Koſten verur-
ſachen, wenn er die Verſuche durch einen Kenner der
Natur machen laͤſt. Gluͤckt es dieſem, ſo muͤſſen die
aufgewendeten Koſten einen merklichen Wucher brin-
gen, gluͤckt es ihm nicht, ſo wird es ihm doch auf ver-
ſchiedene Art moͤglich werden, durch ſeine Verſuche in
dem Staate dasjenige zu gewinnen, was die aufge-
wendeten Koſten bezahlet.
Dieß wird
weiter aus-
gefuͤhrt.
Anmerk. Auch dieß iſt bekannt, daß bey der
gewoͤhnlichen Scheidung ſehr vieles in den Schlak-
ken
N n 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/585>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.