Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Policey-Wissenschaft 5. Abschnitt von etc.
sicherste, man denke zuerst an diejenigen Mittel, welche
einen unmittelbaren Einfluß in die Absicht der Poli-
cey haben.

§. 399.
Erinnerung.

Wir wollen hiedurch die allgemeine Regel nicht auf-
heben, welche uns die Sitten-Lehre bildet, daß es nach
der Beschaffenheit der Umstände eine Klugheit sey,
Geld nicht schonen, und die Gesetze des Wohlstandes
und des Vergnügens dem Erwerb des zeitlichen Ver-
mögens vorziehen (Siehe §. 425 folg. der Sitten Lehre).
Selbst der Grund, wodurch wir unsere Regel unter-
stützet haben, gebiethet es uns, alle Umstände genau
zu überlegen. Können die Mittel, welche in die Ab-
sicht der Policey nur einen mittelbaren Einfluß haben,
ohne merkliche Kosten vestgesetzet werden, und können
sie jene Mittel würksamer machen, so erfordert es der
§. 395. daß wir bey Wiederherstellung der Policey
auch auf diese unsere Aufmerksamkeit richten müssen,
weil wir die §. 398. angegebene Regel beobachten
sollen.

Anmerk. Dieß zeuget demnach von einer sehr
geringen Einsicht in das Policey-Wesen, wenn man
eine Veranstaltung nur darum unterläst, weil sie
Geld kostet. Die Policey siehet auf zukünftige Zei-
ten, und auf den ganzen Zusammenhang des Staats.
Jn dieser Beziehung kann es sehr oft geschehen,
daß der Aufwand ein bloßes Darlehn ist, das ei-
nen vorzüglichen Wucher bringet. Hiervon genug.



Der

Der Policey-Wiſſenſchaft 5. Abſchnitt von ꝛc.
ſicherſte, man denke zuerſt an diejenigen Mittel, welche
einen unmittelbaren Einfluß in die Abſicht der Poli-
cey haben.

§. 399.
Erinnerung.

Wir wollen hiedurch die allgemeine Regel nicht auf-
heben, welche uns die Sitten-Lehre bildet, daß es nach
der Beſchaffenheit der Umſtaͤnde eine Klugheit ſey,
Geld nicht ſchonen, und die Geſetze des Wohlſtandes
und des Vergnuͤgens dem Erwerb des zeitlichen Ver-
moͤgens vorziehen (Siehe §. 425 folg. der Sitten Lehre).
Selbſt der Grund, wodurch wir unſere Regel unter-
ſtuͤtzet haben, gebiethet es uns, alle Umſtaͤnde genau
zu uͤberlegen. Koͤnnen die Mittel, welche in die Ab-
ſicht der Policey nur einen mittelbaren Einfluß haben,
ohne merkliche Koſten veſtgeſetzet werden, und koͤnnen
ſie jene Mittel wuͤrkſamer machen, ſo erfordert es der
§. 395. daß wir bey Wiederherſtellung der Policey
auch auf dieſe unſere Aufmerkſamkeit richten muͤſſen,
weil wir die §. 398. angegebene Regel beobachten
ſollen.

Anmerk. Dieß zeuget demnach von einer ſehr
geringen Einſicht in das Policey-Weſen, wenn man
eine Veranſtaltung nur darum unterlaͤſt, weil ſie
Geld koſtet. Die Policey ſiehet auf zukuͤnftige Zei-
ten, und auf den ganzen Zuſammenhang des Staats.
Jn dieſer Beziehung kann es ſehr oft geſchehen,
daß der Aufwand ein bloßes Darlehn iſt, das ei-
nen vorzuͤglichen Wucher bringet. Hiervon genug.



Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0572" n="552"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Policey-Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft 5. Ab&#x017F;chnitt von &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
&#x017F;icher&#x017F;te, man denke zuer&#x017F;t an diejenigen Mittel, welche<lb/>
einen unmittelbaren Einfluß in die Ab&#x017F;icht der Poli-<lb/>
cey haben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 399.</head><lb/>
            <note place="left">Erinnerung.</note>
            <p>Wir wollen hiedurch die allgemeine Regel nicht auf-<lb/>
heben, welche uns die Sitten-Lehre bildet, daß es nach<lb/>
der Be&#x017F;chaffenheit der Um&#x017F;ta&#x0364;nde eine Klugheit &#x017F;ey,<lb/>
Geld nicht &#x017F;chonen, und die Ge&#x017F;etze des Wohl&#x017F;tandes<lb/>
und des Vergnu&#x0364;gens dem Erwerb des zeitlichen Ver-<lb/>
mo&#x0364;gens vorziehen (Siehe §. 425 folg. der Sitten Lehre).<lb/>
Selb&#x017F;t der Grund, wodurch wir un&#x017F;ere Regel unter-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;tzet haben, gebiethet es uns, alle Um&#x017F;ta&#x0364;nde genau<lb/>
zu u&#x0364;berlegen. Ko&#x0364;nnen die Mittel, welche in die Ab-<lb/>
&#x017F;icht der Policey nur einen mittelbaren Einfluß haben,<lb/>
ohne merkliche Ko&#x017F;ten ve&#x017F;tge&#x017F;etzet werden, und ko&#x0364;nnen<lb/>
&#x017F;ie jene Mittel wu&#x0364;rk&#x017F;amer machen, &#x017F;o erfordert es der<lb/>
§. 395. daß wir bey Wiederher&#x017F;tellung der Policey<lb/>
auch auf die&#x017F;e un&#x017F;ere Aufmerk&#x017F;amkeit richten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
weil wir die §. 398. angegebene Regel beobachten<lb/>
&#x017F;ollen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Anmerk.</hi> Dieß zeuget demnach von einer &#x017F;ehr<lb/>
geringen Ein&#x017F;icht in das Policey-We&#x017F;en, wenn man<lb/>
eine Veran&#x017F;taltung nur darum unterla&#x0364;&#x017F;t, weil &#x017F;ie<lb/>
Geld ko&#x017F;tet. Die Policey &#x017F;iehet auf zuku&#x0364;nftige Zei-<lb/>
ten, und auf den ganzen Zu&#x017F;ammenhang des Staats.<lb/>
Jn die&#x017F;er Beziehung kann es &#x017F;ehr oft ge&#x017F;chehen,<lb/>
daß der Aufwand ein bloßes Darlehn i&#x017F;t, das ei-<lb/>
nen vorzu&#x0364;glichen Wucher bringet. Hiervon genug.</p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[552/0572] Der Policey-Wiſſenſchaft 5. Abſchnitt von ꝛc. ſicherſte, man denke zuerſt an diejenigen Mittel, welche einen unmittelbaren Einfluß in die Abſicht der Poli- cey haben. §. 399. Wir wollen hiedurch die allgemeine Regel nicht auf- heben, welche uns die Sitten-Lehre bildet, daß es nach der Beſchaffenheit der Umſtaͤnde eine Klugheit ſey, Geld nicht ſchonen, und die Geſetze des Wohlſtandes und des Vergnuͤgens dem Erwerb des zeitlichen Ver- moͤgens vorziehen (Siehe §. 425 folg. der Sitten Lehre). Selbſt der Grund, wodurch wir unſere Regel unter- ſtuͤtzet haben, gebiethet es uns, alle Umſtaͤnde genau zu uͤberlegen. Koͤnnen die Mittel, welche in die Ab- ſicht der Policey nur einen mittelbaren Einfluß haben, ohne merkliche Koſten veſtgeſetzet werden, und koͤnnen ſie jene Mittel wuͤrkſamer machen, ſo erfordert es der §. 395. daß wir bey Wiederherſtellung der Policey auch auf dieſe unſere Aufmerkſamkeit richten muͤſſen, weil wir die §. 398. angegebene Regel beobachten ſollen. Anmerk. Dieß zeuget demnach von einer ſehr geringen Einſicht in das Policey-Weſen, wenn man eine Veranſtaltung nur darum unterlaͤſt, weil ſie Geld koſtet. Die Policey ſiehet auf zukuͤnftige Zei- ten, und auf den ganzen Zuſammenhang des Staats. Jn dieſer Beziehung kann es ſehr oft geſchehen, daß der Aufwand ein bloßes Darlehn iſt, das ei- nen vorzuͤglichen Wucher bringet. Hiervon genug. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/572
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/572>, abgerufen am 21.12.2024.