Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Policey-Wissenschaft 5 Abschnitt, von
lich könne erleichtert werden, wenn zuerst das Ober-
Policey-Collegium gestiftet wird aus Gliedern, welche
Geschicklichkeit besitzen, die Beschäftigungen zur Aus-
führung der besonderen Absichten der Policey zu re-
gieren. Wird alsdenn einem jeden von diesen die
Freyheit gelassen, Glieder zu suchen, die ihm zur Aus-
führung der ihm anvertraueten Absicht nüzlich sind,
so wird sich die Stiftung der besonderen Policey-Ge-
sellschaften bald geben, und der Staat wird keine Ur-
sache finden, über einen merklichen Aufwand zu klagen.

Fünfter Abschnitt.
Vorschläge, wie eine verfallene Policey
wiederum in Ordnung zu bringen.
§. 392.
Absicht die-
ses Abschnit-
tes.

Jst die Policey in einem Staate verfallen, so wird
man es auch bald hören, daß die Jnnwohner
des Staats über dem Mangel der Nahrung klagen,
ja selbst der Staat wird diesen Mangel merklich em-
pfinden (§. 1. 2.). Ein Patriot wünschet, die Po-
licey wiederum herzustellen. Er denket auf Mittel.
Allein unendlich viele Hindernisse kommen im Wege.
Die Gewohnheit zur Unordnung ist eingerissen, und
es wird schwer, diese wiederum zu zernichten. Ein
Arzt muß die Wunde nicht unterdrükken, er muß sie
heilen, wenn eine vollkommene Gesundheit und nicht
eine weit gefährlichere Wunde erfolgen soll. Löbliche
Policey-Veranstaltungen können sich alsdenn erst zum
Nutzen des Staats würksam beweisen, wenn zuvor
der Grund zur Policey bevestiget worden. Verbie-
thet man z. B. dem Müßiggänger, der arm ist, das
Betteln, ehe die Anstalten dazu sind gemacht worden,
daß er im Fall der Noth zum Arbeiten könne gezwun-

gen

Der Policey-Wiſſenſchaft 5 Abſchnitt, von
lich koͤnne erleichtert werden, wenn zuerſt das Ober-
Policey-Collegium geſtiftet wird aus Gliedern, welche
Geſchicklichkeit beſitzen, die Beſchaͤftigungen zur Aus-
fuͤhrung der beſonderen Abſichten der Policey zu re-
gieren. Wird alsdenn einem jeden von dieſen die
Freyheit gelaſſen, Glieder zu ſuchen, die ihm zur Aus-
fuͤhrung der ihm anvertraueten Abſicht nuͤzlich ſind,
ſo wird ſich die Stiftung der beſonderen Policey-Ge-
ſellſchaften bald geben, und der Staat wird keine Ur-
ſache finden, uͤber einen merklichen Aufwand zu klagen.

Fuͤnfter Abſchnitt.
Vorſchlaͤge, wie eine verfallene Policey
wiederum in Ordnung zu bringen.
§. 392.
Abſicht die-
ſes Abſchnit-
tes.

Jſt die Policey in einem Staate verfallen, ſo wird
man es auch bald hoͤren, daß die Jnnwohner
des Staats uͤber dem Mangel der Nahrung klagen,
ja ſelbſt der Staat wird dieſen Mangel merklich em-
pfinden (§. 1. 2.). Ein Patriot wuͤnſchet, die Po-
licey wiederum herzuſtellen. Er denket auf Mittel.
Allein unendlich viele Hinderniſſe kommen im Wege.
Die Gewohnheit zur Unordnung iſt eingeriſſen, und
es wird ſchwer, dieſe wiederum zu zernichten. Ein
Arzt muß die Wunde nicht unterdruͤkken, er muß ſie
heilen, wenn eine vollkommene Geſundheit und nicht
eine weit gefaͤhrlichere Wunde erfolgen ſoll. Loͤbliche
Policey-Veranſtaltungen koͤnnen ſich alsdenn erſt zum
Nutzen des Staats wuͤrkſam beweiſen, wenn zuvor
der Grund zur Policey beveſtiget worden. Verbie-
thet man z. B. dem Muͤßiggaͤnger, der arm iſt, das
Betteln, ehe die Anſtalten dazu ſind gemacht worden,
daß er im Fall der Noth zum Arbeiten koͤnne gezwun-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0566" n="546"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Policey-Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft 5 Ab&#x017F;chnitt, von</hi></fw><lb/>
lich ko&#x0364;nne erleichtert werden, wenn zuer&#x017F;t das Ober-<lb/>
Policey-Collegium ge&#x017F;tiftet wird aus Gliedern, welche<lb/>
Ge&#x017F;chicklichkeit be&#x017F;itzen, die Be&#x017F;cha&#x0364;ftigungen zur Aus-<lb/>
fu&#x0364;hrung der be&#x017F;onderen Ab&#x017F;ichten der Policey zu re-<lb/>
gieren. Wird alsdenn einem jeden von die&#x017F;en die<lb/>
Freyheit gela&#x017F;&#x017F;en, Glieder zu &#x017F;uchen, die ihm zur Aus-<lb/>
fu&#x0364;hrung der ihm anvertraueten Ab&#x017F;icht nu&#x0364;zlich &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;o wird &#x017F;ich die Stiftung der be&#x017F;onderen Policey-Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaften bald geben, und der Staat wird keine Ur-<lb/>
&#x017F;ache finden, u&#x0364;ber einen merklichen Aufwand zu klagen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Fu&#x0364;nfter Ab&#x017F;chnitt.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Vor&#x017F;chla&#x0364;ge, wie eine verfallene Policey<lb/>
wiederum in Ordnung zu bringen.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 392.</head><lb/>
            <note place="left">Ab&#x017F;icht die-<lb/>
&#x017F;es Ab&#x017F;chnit-<lb/>
tes.</note>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>&#x017F;t die Policey in einem Staate verfallen, &#x017F;o wird<lb/>
man es auch bald ho&#x0364;ren, daß die Jnnwohner<lb/>
des Staats u&#x0364;ber dem Mangel der Nahrung klagen,<lb/>
ja &#x017F;elb&#x017F;t der Staat wird die&#x017F;en Mangel merklich em-<lb/>
pfinden (§. 1. 2.). Ein Patriot wu&#x0364;n&#x017F;chet, die Po-<lb/>
licey wiederum herzu&#x017F;tellen. Er denket auf Mittel.<lb/>
Allein unendlich viele Hinderni&#x017F;&#x017F;e kommen im Wege.<lb/>
Die Gewohnheit zur Unordnung i&#x017F;t eingeri&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
es wird &#x017F;chwer, die&#x017F;e wiederum zu zernichten. Ein<lb/>
Arzt muß die Wunde nicht unterdru&#x0364;kken, er muß &#x017F;ie<lb/>
heilen, wenn eine vollkommene Ge&#x017F;undheit und nicht<lb/>
eine weit gefa&#x0364;hrlichere Wunde erfolgen &#x017F;oll. Lo&#x0364;bliche<lb/>
Policey-Veran&#x017F;taltungen ko&#x0364;nnen &#x017F;ich alsdenn er&#x017F;t zum<lb/>
Nutzen des Staats wu&#x0364;rk&#x017F;am bewei&#x017F;en, wenn zuvor<lb/>
der Grund zur Policey beve&#x017F;tiget worden. Verbie-<lb/>
thet man z. B. dem Mu&#x0364;ßigga&#x0364;nger, der arm i&#x017F;t, das<lb/>
Betteln, ehe die An&#x017F;talten dazu &#x017F;ind gemacht worden,<lb/>
daß er im Fall der Noth zum Arbeiten ko&#x0364;nne gezwun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[546/0566] Der Policey-Wiſſenſchaft 5 Abſchnitt, von lich koͤnne erleichtert werden, wenn zuerſt das Ober- Policey-Collegium geſtiftet wird aus Gliedern, welche Geſchicklichkeit beſitzen, die Beſchaͤftigungen zur Aus- fuͤhrung der beſonderen Abſichten der Policey zu re- gieren. Wird alsdenn einem jeden von dieſen die Freyheit gelaſſen, Glieder zu ſuchen, die ihm zur Aus- fuͤhrung der ihm anvertraueten Abſicht nuͤzlich ſind, ſo wird ſich die Stiftung der beſonderen Policey-Ge- ſellſchaften bald geben, und der Staat wird keine Ur- ſache finden, uͤber einen merklichen Aufwand zu klagen. Fuͤnfter Abſchnitt. Vorſchlaͤge, wie eine verfallene Policey wiederum in Ordnung zu bringen. §. 392. Jſt die Policey in einem Staate verfallen, ſo wird man es auch bald hoͤren, daß die Jnnwohner des Staats uͤber dem Mangel der Nahrung klagen, ja ſelbſt der Staat wird dieſen Mangel merklich em- pfinden (§. 1. 2.). Ein Patriot wuͤnſchet, die Po- licey wiederum herzuſtellen. Er denket auf Mittel. Allein unendlich viele Hinderniſſe kommen im Wege. Die Gewohnheit zur Unordnung iſt eingeriſſen, und es wird ſchwer, dieſe wiederum zu zernichten. Ein Arzt muß die Wunde nicht unterdruͤkken, er muß ſie heilen, wenn eine vollkommene Geſundheit und nicht eine weit gefaͤhrlichere Wunde erfolgen ſoll. Loͤbliche Policey-Veranſtaltungen koͤnnen ſich alsdenn erſt zum Nutzen des Staats wuͤrkſam beweiſen, wenn zuvor der Grund zur Policey beveſtiget worden. Verbie- thet man z. B. dem Muͤßiggaͤnger, der arm iſt, das Betteln, ehe die Anſtalten dazu ſind gemacht worden, daß er im Fall der Noth zum Arbeiten koͤnne gezwun- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/566
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/566>, abgerufen am 13.11.2024.