Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Policey-Wissenschaft 2. Abschnitt.
se Bestimmung wird von dem Haupt-Rutzen
erfodert, daß die Verpflegung der Armen den Un-
terthanen keine Last werden soll.
Die dritte Regel. Diese Absicht zu erreichen, ist
es auch nüzlich, daß von den Erbschaften und
anderen zufälligen Vortheilen ein gewisser Theil,
der nach Beschaffenheit der Umstände zu be-
stimmen ist, der Armen-Casse gewidmet werde.
Die vierte Regel. Die Policey bemühet sich, von
einem Theile dieser Einlagen ein Capital zu ma-
chen, und dieses nach und nach zu vergrößern.
Macht dieses im Anfange einige Mühe, so kön-
nen doch die Jnteressen von diesem Capital in
den zukünftigen Zeiten die Verpflegung der Ar-
men merklich erleichtern.

Anmerk. Eine regelmäßig angelegte Lotterie,
wie auch die §. 82. und 87. angegebene Quellen
können nach Beschaffenheit der Umstände die Stif-
tung eines solchen Capitals erleichtern.

§. 346.
Fürs andere
in Ansehung
der durchrei-
senden Ar-
men.

So viel von den einheimischen Armen. Die Durch-
reisende müssen entweder nach den Grund Regeln ih-
rer Zunft wandern, oder sie sind Müßiggänger. Die-
se kann die Policey nicht dulden. (§. 112.). Es ist
ihre Pflicht, solche unter Umstände zu setzen, da sie ge-
nöthiget werden, zum Nutzen des Staats zu arbeiten
(§. 131. und folg.). Sollen jene ohne Last des Staats
und der Unterthanen verpfleget werden, so ist es nö-
thig, daß ein jedes Handwerk, eine jede Gewerks-Ge-
sellschaft und so ferner eine Lade, das ist, ein Capital
zur Verpflegung der wandernden Gesellen stifte. Der
§. 87. lehret uns die Möglichkeit dieser Stiftung. Es
ist nur nöthig, daß wir dasjenige verändern, was die Be-
schaffenheit der Sache zu verändern gebiethet.

Dritter
Der Policey-Wiſſenſchaft 2. Abſchnitt.
ſe Beſtimmung wird von dem Haupt-Rutzen
erfodert, daß die Verpflegung der Armen den Un-
terthanen keine Laſt werden ſoll.
Die dritte Regel. Dieſe Abſicht zu erreichen, iſt
es auch nuͤzlich, daß von den Erbſchaften und
anderen zufaͤlligen Vortheilen ein gewiſſer Theil,
der nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde zu be-
ſtimmen iſt, der Armen-Caſſe gewidmet werde.
Die vierte Regel. Die Policey bemuͤhet ſich, von
einem Theile dieſer Einlagen ein Capital zu ma-
chen, und dieſes nach und nach zu vergroͤßern.
Macht dieſes im Anfange einige Muͤhe, ſo koͤn-
nen doch die Jntereſſen von dieſem Capital in
den zukuͤnftigen Zeiten die Verpflegung der Ar-
men merklich erleichtern.

Anmerk. Eine regelmaͤßig angelegte Lotterie,
wie auch die §. 82. und 87. angegebene Quellen
koͤnnen nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde die Stif-
tung eines ſolchen Capitals erleichtern.

§. 346.
Fuͤrs andere
in Anſehung
der durchrei-
ſenden Ar-
men.

So viel von den einheimiſchen Armen. Die Durch-
reiſende muͤſſen entweder nach den Grund Regeln ih-
rer Zunft wandern, oder ſie ſind Muͤßiggaͤnger. Die-
ſe kann die Policey nicht dulden. (§. 112.). Es iſt
ihre Pflicht, ſolche unter Umſtaͤnde zu ſetzen, da ſie ge-
noͤthiget werden, zum Nutzen des Staats zu arbeiten
(§. 131. und folg.). Sollen jene ohne Laſt des Staats
und der Unterthanen verpfleget werden, ſo iſt es noͤ-
thig, daß ein jedes Handwerk, eine jede Gewerks-Ge-
ſellſchaft und ſo ferner eine Lade, das iſt, ein Capital
zur Verpflegung der wandernden Geſellen ſtifte. Der
§. 87. lehret uns die Moͤglichkeit dieſer Stiftung. Es
iſt nur noͤthig, daß wir dasjenige veraͤndern, was die Be-
ſchaffenheit der Sache zu veraͤndern gebiethet.

Dritter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0542" n="522"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Policey-Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft 2. Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
&#x017F;e Be&#x017F;timmung wird von dem Haupt-Rutzen<lb/>
erfodert, daß die Verpflegung der Armen den Un-<lb/>
terthanen keine La&#x017F;t werden &#x017F;oll.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Die dritte Regel.</hi> Die&#x017F;e Ab&#x017F;icht zu erreichen, i&#x017F;t<lb/>
es auch nu&#x0364;zlich, daß von den Erb&#x017F;chaften und<lb/>
anderen zufa&#x0364;lligen Vortheilen ein gewi&#x017F;&#x017F;er Theil,<lb/>
der nach Be&#x017F;chaffenheit der Um&#x017F;ta&#x0364;nde zu be-<lb/>
&#x017F;timmen i&#x017F;t, der Armen-Ca&#x017F;&#x017F;e gewidmet werde.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Die vierte Regel.</hi> Die Policey bemu&#x0364;het &#x017F;ich, von<lb/>
einem Theile die&#x017F;er Einlagen ein Capital zu ma-<lb/>
chen, und die&#x017F;es nach und nach zu vergro&#x0364;ßern.<lb/>
Macht die&#x017F;es im Anfange einige Mu&#x0364;he, &#x017F;o ko&#x0364;n-<lb/>
nen doch die Jntere&#x017F;&#x017F;en von die&#x017F;em Capital in<lb/>
den zuku&#x0364;nftigen Zeiten die Verpflegung der Ar-<lb/>
men merklich erleichtern.</item>
              </list><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Anmerk.</hi> Eine regelma&#x0364;ßig angelegte Lotterie,<lb/>
wie auch die §. 82. und 87. angegebene Quellen<lb/>
ko&#x0364;nnen nach Be&#x017F;chaffenheit der Um&#x017F;ta&#x0364;nde die Stif-<lb/>
tung eines &#x017F;olchen Capitals erleichtern.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 346.</head><lb/>
              <note place="left">Fu&#x0364;rs andere<lb/>
in An&#x017F;ehung<lb/>
der durchrei-<lb/>
&#x017F;enden Ar-<lb/>
men.</note>
              <p>So viel von den einheimi&#x017F;chen Armen. Die Durch-<lb/>
rei&#x017F;ende mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en entweder nach den Grund Regeln ih-<lb/>
rer Zunft wandern, oder &#x017F;ie &#x017F;ind Mu&#x0364;ßigga&#x0364;nger. Die-<lb/>
&#x017F;e kann die Policey nicht dulden. (§. 112.). Es i&#x017F;t<lb/>
ihre Pflicht, &#x017F;olche unter Um&#x017F;ta&#x0364;nde zu &#x017F;etzen, da &#x017F;ie ge-<lb/>
no&#x0364;thiget werden, zum Nutzen des Staats zu arbeiten<lb/>
(§. 131. und folg.). Sollen jene ohne La&#x017F;t des Staats<lb/>
und der Unterthanen verpfleget werden, &#x017F;o i&#x017F;t es no&#x0364;-<lb/>
thig, daß ein jedes Handwerk, eine jede Gewerks-Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft und &#x017F;o ferner eine <hi rendition="#fr">Lade,</hi> das i&#x017F;t, ein Capital<lb/>
zur Verpflegung der wandernden Ge&#x017F;ellen &#x017F;tifte. Der<lb/>
§. 87. lehret uns die Mo&#x0364;glichkeit die&#x017F;er Stiftung. Es<lb/>
i&#x017F;t nur no&#x0364;thig, daß wir dasjenige vera&#x0364;ndern, was die Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit der Sache zu vera&#x0364;ndern gebiethet.</p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Dritter</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[522/0542] Der Policey-Wiſſenſchaft 2. Abſchnitt. ſe Beſtimmung wird von dem Haupt-Rutzen erfodert, daß die Verpflegung der Armen den Un- terthanen keine Laſt werden ſoll. Die dritte Regel. Dieſe Abſicht zu erreichen, iſt es auch nuͤzlich, daß von den Erbſchaften und anderen zufaͤlligen Vortheilen ein gewiſſer Theil, der nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde zu be- ſtimmen iſt, der Armen-Caſſe gewidmet werde. Die vierte Regel. Die Policey bemuͤhet ſich, von einem Theile dieſer Einlagen ein Capital zu ma- chen, und dieſes nach und nach zu vergroͤßern. Macht dieſes im Anfange einige Muͤhe, ſo koͤn- nen doch die Jntereſſen von dieſem Capital in den zukuͤnftigen Zeiten die Verpflegung der Ar- men merklich erleichtern. Anmerk. Eine regelmaͤßig angelegte Lotterie, wie auch die §. 82. und 87. angegebene Quellen koͤnnen nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde die Stif- tung eines ſolchen Capitals erleichtern. §. 346. So viel von den einheimiſchen Armen. Die Durch- reiſende muͤſſen entweder nach den Grund Regeln ih- rer Zunft wandern, oder ſie ſind Muͤßiggaͤnger. Die- ſe kann die Policey nicht dulden. (§. 112.). Es iſt ihre Pflicht, ſolche unter Umſtaͤnde zu ſetzen, da ſie ge- noͤthiget werden, zum Nutzen des Staats zu arbeiten (§. 131. und folg.). Sollen jene ohne Laſt des Staats und der Unterthanen verpfleget werden, ſo iſt es noͤ- thig, daß ein jedes Handwerk, eine jede Gewerks-Ge- ſellſchaft und ſo ferner eine Lade, das iſt, ein Capital zur Verpflegung der wandernden Geſellen ſtifte. Der §. 87. lehret uns die Moͤglichkeit dieſer Stiftung. Es iſt nur noͤthig, daß wir dasjenige veraͤndern, was die Be- ſchaffenheit der Sache zu veraͤndern gebiethet. Dritter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/542
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/542>, abgerufen am 13.11.2024.