die Würkungen der Natur aus den ersten Begriffen erklären und beurtheilen wollen. Sie ist aber von unserer gegenwärtigen Absicht zu weit entfernet. De- nen, welche nur die nächsten Ursachen von den Würkungen der Natur kennen und begreifen wollen, würde diese Betrachtung zu weitläuftig und wohl gar verdrüßlich werden. Und bey denen, welche mit ihrem Verstande in die inneren Beschaffenheiten der ersten Dinge der Körper hinein dringen wollen, kann ich eine solche Betrachtung voraus setzen. Denn die- beschäftigen sich mit der Metaphysik, welche die in- nere Beschaffenheit der ersten Dinge der Körper so weit untersuchet, als es unserm Verstande möglich ist. Wir wollen uns demnach jetzo nur mit der an- dern Betrachtung beschäftigen, und die Beschaffen- heit derjenigen Dinge untersuchen, in welche wir mit unsern Sinnen die Werke der Natur zerlegen kön- nen.
§. 2.
Der Weg die verschiede- nen Arten von den er- sten Dingen in den Wer- ken der Na- tur zu bilden, wird angezei- get.
Wir wollen die verschiedenen Arten von den ersten Dingen in den Werken der Natur beschreiben und erklären, in welche wir diese sinnlich zerlegen können. Wir müssen diese Arten aus der Betrachtung derje- nigen Würkungen bilden, die wir empfinden. Aber auch hiebey die den Weisen gewöhnliche Behutsam- keit beobachten, daß wir die Arten der ersten Dinge nicht ohne Noth vermehren. Nicht alle Würkun- gen, die verschieden sind, geben verschiedene Arten der Dinge, von welchen sie gewürket werden. Der Un- terschied der Würkungen ist ehr oft eine Folge aus dem Unterschiede der Dinge, die mit einander sind verknüpft worden, und sehr oft beweiset es uns die Vernunft, daß sie von einigen Nebenumständen ab- hängen, und von einer Ursache, die zu dieser Wür-
kung
Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der
die Wuͤrkungen der Natur aus den erſten Begriffen erklaͤren und beurtheilen wollen. Sie iſt aber von unſerer gegenwaͤrtigen Abſicht zu weit entfernet. De- nen, welche nur die naͤchſten Urſachen von den Wuͤrkungen der Natur kennen und begreifen wollen, wuͤrde dieſe Betrachtung zu weitlaͤuftig und wohl gar verdruͤßlich werden. Und bey denen, welche mit ihrem Verſtande in die inneren Beſchaffenheiten der erſten Dinge der Koͤrper hinein dringen wollen, kann ich eine ſolche Betrachtung voraus ſetzen. Denn die- beſchaͤftigen ſich mit der Metaphyſik, welche die in- nere Beſchaffenheit der erſten Dinge der Koͤrper ſo weit unterſuchet, als es unſerm Verſtande moͤglich iſt. Wir wollen uns demnach jetzo nur mit der an- dern Betrachtung beſchaͤftigen, und die Beſchaffen- heit derjenigen Dinge unterſuchen, in welche wir mit unſern Sinnen die Werke der Natur zerlegen koͤn- nen.
§. 2.
Der Weg die verſchiede- nen Arten von den er- ſten Dingen in den Wer- ken der Na- tur zu bilden, wird angezei- get.
Wir wollen die verſchiedenen Arten von den erſten Dingen in den Werken der Natur beſchreiben und erklaͤren, in welche wir dieſe ſinnlich zerlegen koͤnnen. Wir muͤſſen dieſe Arten aus der Betrachtung derje- nigen Wuͤrkungen bilden, die wir empfinden. Aber auch hiebey die den Weiſen gewoͤhnliche Behutſam- keit beobachten, daß wir die Arten der erſten Dinge nicht ohne Noth vermehren. Nicht alle Wuͤrkun- gen, die verſchieden ſind, geben verſchiedene Arten der Dinge, von welchen ſie gewuͤrket werden. Der Un- terſchied der Wuͤrkungen iſt ehr oft eine Folge aus dem Unterſchiede der Dinge, die mit einander ſind verknuͤpft worden, und ſehr oft beweiſet es uns die Vernunft, daß ſie von einigen Nebenumſtaͤnden ab- haͤngen, und von einer Urſache, die zu dieſer Wuͤr-
kung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0054"n="34"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der</hi></fw><lb/>
die Wuͤrkungen der Natur aus den erſten Begriffen<lb/>
erklaͤren und beurtheilen wollen. Sie iſt aber von<lb/>
unſerer gegenwaͤrtigen Abſicht zu weit entfernet. De-<lb/>
nen, welche nur die naͤchſten Urſachen von den<lb/>
Wuͤrkungen der Natur kennen und begreifen wollen,<lb/>
wuͤrde dieſe Betrachtung zu weitlaͤuftig und wohl<lb/>
gar verdruͤßlich werden. Und bey denen, welche mit<lb/>
ihrem Verſtande in die inneren Beſchaffenheiten der<lb/>
erſten Dinge der Koͤrper hinein dringen wollen, kann<lb/>
ich eine ſolche Betrachtung voraus ſetzen. Denn die-<lb/>
beſchaͤftigen ſich mit der Metaphyſik, welche die in-<lb/>
nere Beſchaffenheit der erſten Dinge der Koͤrper ſo<lb/>
weit unterſuchet, als es unſerm Verſtande moͤglich<lb/>
iſt. Wir wollen uns demnach jetzo nur mit der an-<lb/>
dern Betrachtung beſchaͤftigen, und die Beſchaffen-<lb/>
heit derjenigen Dinge unterſuchen, in welche wir mit<lb/>
unſern Sinnen die Werke der Natur zerlegen koͤn-<lb/>
nen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 2.</head><lb/><noteplace="left">Der Weg die<lb/>
verſchiede-<lb/>
nen Arten<lb/>
von den er-<lb/>ſten Dingen<lb/>
in den Wer-<lb/>
ken der Na-<lb/>
tur zu bilden,<lb/>
wird angezei-<lb/>
get.</note><p>Wir wollen die verſchiedenen Arten von den erſten<lb/>
Dingen in den Werken der Natur beſchreiben und<lb/>
erklaͤren, in welche wir dieſe ſinnlich zerlegen koͤnnen.<lb/>
Wir muͤſſen dieſe Arten aus der Betrachtung derje-<lb/>
nigen Wuͤrkungen bilden, die wir empfinden. Aber<lb/>
auch hiebey die den Weiſen gewoͤhnliche Behutſam-<lb/>
keit beobachten, daß wir die Arten der erſten Dinge<lb/>
nicht ohne Noth vermehren. Nicht alle Wuͤrkun-<lb/>
gen, die verſchieden ſind, geben verſchiedene Arten der<lb/>
Dinge, von welchen ſie gewuͤrket werden. Der Un-<lb/>
terſchied der Wuͤrkungen iſt ehr oft eine Folge aus<lb/>
dem Unterſchiede der Dinge, die mit einander ſind<lb/>
verknuͤpft worden, und ſehr oft beweiſet es uns die<lb/>
Vernunft, daß ſie von einigen Nebenumſtaͤnden ab-<lb/>
haͤngen, und von einer Urſache, die zu dieſer Wuͤr-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">kung</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[34/0054]
Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der
die Wuͤrkungen der Natur aus den erſten Begriffen
erklaͤren und beurtheilen wollen. Sie iſt aber von
unſerer gegenwaͤrtigen Abſicht zu weit entfernet. De-
nen, welche nur die naͤchſten Urſachen von den
Wuͤrkungen der Natur kennen und begreifen wollen,
wuͤrde dieſe Betrachtung zu weitlaͤuftig und wohl
gar verdruͤßlich werden. Und bey denen, welche mit
ihrem Verſtande in die inneren Beſchaffenheiten der
erſten Dinge der Koͤrper hinein dringen wollen, kann
ich eine ſolche Betrachtung voraus ſetzen. Denn die-
beſchaͤftigen ſich mit der Metaphyſik, welche die in-
nere Beſchaffenheit der erſten Dinge der Koͤrper ſo
weit unterſuchet, als es unſerm Verſtande moͤglich
iſt. Wir wollen uns demnach jetzo nur mit der an-
dern Betrachtung beſchaͤftigen, und die Beſchaffen-
heit derjenigen Dinge unterſuchen, in welche wir mit
unſern Sinnen die Werke der Natur zerlegen koͤn-
nen.
§. 2.
Wir wollen die verſchiedenen Arten von den erſten
Dingen in den Werken der Natur beſchreiben und
erklaͤren, in welche wir dieſe ſinnlich zerlegen koͤnnen.
Wir muͤſſen dieſe Arten aus der Betrachtung derje-
nigen Wuͤrkungen bilden, die wir empfinden. Aber
auch hiebey die den Weiſen gewoͤhnliche Behutſam-
keit beobachten, daß wir die Arten der erſten Dinge
nicht ohne Noth vermehren. Nicht alle Wuͤrkun-
gen, die verſchieden ſind, geben verſchiedene Arten der
Dinge, von welchen ſie gewuͤrket werden. Der Un-
terſchied der Wuͤrkungen iſt ehr oft eine Folge aus
dem Unterſchiede der Dinge, die mit einander ſind
verknuͤpft worden, und ſehr oft beweiſet es uns die
Vernunft, daß ſie von einigen Nebenumſtaͤnden ab-
haͤngen, und von einer Urſache, die zu dieſer Wuͤr-
kung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/54>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.