Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Cameralwissensch. 1. Cap. von der
die Würkungen der Natur aus den ersten Begriffen
erklären und beurtheilen wollen. Sie ist aber von
unserer gegenwärtigen Absicht zu weit entfernet. De-
nen, welche nur die nächsten Ursachen von den
Würkungen der Natur kennen und begreifen wollen,
würde diese Betrachtung zu weitläuftig und wohl
gar verdrüßlich werden. Und bey denen, welche mit
ihrem Verstande in die inneren Beschaffenheiten der
ersten Dinge der Körper hinein dringen wollen, kann
ich eine solche Betrachtung voraus setzen. Denn die-
beschäftigen sich mit der Metaphysik, welche die in-
nere Beschaffenheit der ersten Dinge der Körper so
weit untersuchet, als es unserm Verstande möglich
ist. Wir wollen uns demnach jetzo nur mit der an-
dern Betrachtung beschäftigen, und die Beschaffen-
heit derjenigen Dinge untersuchen, in welche wir mit
unsern Sinnen die Werke der Natur zerlegen kön-
nen.

§. 2.
Der Weg die
verschiede-
nen Arten
von den er-
sten Dingen
in den Wer-
ken der Na-
tur zu bilden,
wird angezei-
get.

Wir wollen die verschiedenen Arten von den ersten
Dingen in den Werken der Natur beschreiben und
erklären, in welche wir diese sinnlich zerlegen können.
Wir müssen diese Arten aus der Betrachtung derje-
nigen Würkungen bilden, die wir empfinden. Aber
auch hiebey die den Weisen gewöhnliche Behutsam-
keit beobachten, daß wir die Arten der ersten Dinge
nicht ohne Noth vermehren. Nicht alle Würkun-
gen, die verschieden sind, geben verschiedene Arten der
Dinge, von welchen sie gewürket werden. Der Un-
terschied der Würkungen ist ehr oft eine Folge aus
dem Unterschiede der Dinge, die mit einander sind
verknüpft worden, und sehr oft beweiset es uns die
Vernunft, daß sie von einigen Nebenumständen ab-
hängen, und von einer Ursache, die zu dieser Wür-

kung

Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der
die Wuͤrkungen der Natur aus den erſten Begriffen
erklaͤren und beurtheilen wollen. Sie iſt aber von
unſerer gegenwaͤrtigen Abſicht zu weit entfernet. De-
nen, welche nur die naͤchſten Urſachen von den
Wuͤrkungen der Natur kennen und begreifen wollen,
wuͤrde dieſe Betrachtung zu weitlaͤuftig und wohl
gar verdruͤßlich werden. Und bey denen, welche mit
ihrem Verſtande in die inneren Beſchaffenheiten der
erſten Dinge der Koͤrper hinein dringen wollen, kann
ich eine ſolche Betrachtung voraus ſetzen. Denn die-
beſchaͤftigen ſich mit der Metaphyſik, welche die in-
nere Beſchaffenheit der erſten Dinge der Koͤrper ſo
weit unterſuchet, als es unſerm Verſtande moͤglich
iſt. Wir wollen uns demnach jetzo nur mit der an-
dern Betrachtung beſchaͤftigen, und die Beſchaffen-
heit derjenigen Dinge unterſuchen, in welche wir mit
unſern Sinnen die Werke der Natur zerlegen koͤn-
nen.

§. 2.
Der Weg die
verſchiede-
nen Arten
von den er-
ſten Dingen
in den Wer-
ken der Na-
tur zu bilden,
wird angezei-
get.

Wir wollen die verſchiedenen Arten von den erſten
Dingen in den Werken der Natur beſchreiben und
erklaͤren, in welche wir dieſe ſinnlich zerlegen koͤnnen.
Wir muͤſſen dieſe Arten aus der Betrachtung derje-
nigen Wuͤrkungen bilden, die wir empfinden. Aber
auch hiebey die den Weiſen gewoͤhnliche Behutſam-
keit beobachten, daß wir die Arten der erſten Dinge
nicht ohne Noth vermehren. Nicht alle Wuͤrkun-
gen, die verſchieden ſind, geben verſchiedene Arten der
Dinge, von welchen ſie gewuͤrket werden. Der Un-
terſchied der Wuͤrkungen iſt ehr oft eine Folge aus
dem Unterſchiede der Dinge, die mit einander ſind
verknuͤpft worden, und ſehr oft beweiſet es uns die
Vernunft, daß ſie von einigen Nebenumſtaͤnden ab-
haͤngen, und von einer Urſache, die zu dieſer Wuͤr-

kung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0054" n="34"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Cameralwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;ch. 1. Cap. von der</hi></fw><lb/>
die Wu&#x0364;rkungen der Natur aus den er&#x017F;ten Begriffen<lb/>
erkla&#x0364;ren und beurtheilen wollen. Sie i&#x017F;t aber von<lb/>
un&#x017F;erer gegenwa&#x0364;rtigen Ab&#x017F;icht zu weit entfernet. De-<lb/>
nen, welche nur die na&#x0364;ch&#x017F;ten Ur&#x017F;achen von den<lb/>
Wu&#x0364;rkungen der Natur kennen und begreifen wollen,<lb/>
wu&#x0364;rde die&#x017F;e Betrachtung zu weitla&#x0364;uftig und wohl<lb/>
gar verdru&#x0364;ßlich werden. Und bey denen, welche mit<lb/>
ihrem Ver&#x017F;tande in die inneren Be&#x017F;chaffenheiten der<lb/>
er&#x017F;ten Dinge der Ko&#x0364;rper hinein dringen wollen, kann<lb/>
ich eine &#x017F;olche Betrachtung voraus &#x017F;etzen. Denn die-<lb/>
be&#x017F;cha&#x0364;ftigen &#x017F;ich mit der Metaphy&#x017F;ik, welche die in-<lb/>
nere Be&#x017F;chaffenheit der er&#x017F;ten Dinge der Ko&#x0364;rper &#x017F;o<lb/>
weit unter&#x017F;uchet, als es un&#x017F;erm Ver&#x017F;tande mo&#x0364;glich<lb/>
i&#x017F;t. Wir wollen uns demnach jetzo nur mit der an-<lb/>
dern Betrachtung be&#x017F;cha&#x0364;ftigen, und die Be&#x017F;chaffen-<lb/>
heit derjenigen Dinge unter&#x017F;uchen, in welche wir mit<lb/>
un&#x017F;ern Sinnen die Werke der Natur zerlegen ko&#x0364;n-<lb/>
nen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 2.</head><lb/>
              <note place="left">Der Weg die<lb/>
ver&#x017F;chiede-<lb/>
nen Arten<lb/>
von den er-<lb/>
&#x017F;ten Dingen<lb/>
in den Wer-<lb/>
ken der Na-<lb/>
tur zu bilden,<lb/>
wird angezei-<lb/>
get.</note>
              <p>Wir wollen die ver&#x017F;chiedenen Arten von den er&#x017F;ten<lb/>
Dingen in den Werken der Natur be&#x017F;chreiben und<lb/>
erkla&#x0364;ren, in welche wir die&#x017F;e &#x017F;innlich zerlegen ko&#x0364;nnen.<lb/>
Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e Arten aus der Betrachtung derje-<lb/>
nigen Wu&#x0364;rkungen bilden, die wir empfinden. Aber<lb/>
auch hiebey die den Wei&#x017F;en gewo&#x0364;hnliche Behut&#x017F;am-<lb/>
keit beobachten, daß wir die Arten der er&#x017F;ten Dinge<lb/>
nicht ohne Noth vermehren. Nicht alle Wu&#x0364;rkun-<lb/>
gen, die ver&#x017F;chieden &#x017F;ind, geben ver&#x017F;chiedene Arten der<lb/>
Dinge, von welchen &#x017F;ie gewu&#x0364;rket werden. Der Un-<lb/>
ter&#x017F;chied der Wu&#x0364;rkungen i&#x017F;t ehr oft eine Folge aus<lb/>
dem Unter&#x017F;chiede der Dinge, die mit einander &#x017F;ind<lb/>
verknu&#x0364;pft worden, und &#x017F;ehr oft bewei&#x017F;et es uns die<lb/>
Vernunft, daß &#x017F;ie von einigen Nebenum&#x017F;ta&#x0364;nden ab-<lb/>
ha&#x0364;ngen, und von einer Ur&#x017F;ache, die zu die&#x017F;er Wu&#x0364;r-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kung</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0054] Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der die Wuͤrkungen der Natur aus den erſten Begriffen erklaͤren und beurtheilen wollen. Sie iſt aber von unſerer gegenwaͤrtigen Abſicht zu weit entfernet. De- nen, welche nur die naͤchſten Urſachen von den Wuͤrkungen der Natur kennen und begreifen wollen, wuͤrde dieſe Betrachtung zu weitlaͤuftig und wohl gar verdruͤßlich werden. Und bey denen, welche mit ihrem Verſtande in die inneren Beſchaffenheiten der erſten Dinge der Koͤrper hinein dringen wollen, kann ich eine ſolche Betrachtung voraus ſetzen. Denn die- beſchaͤftigen ſich mit der Metaphyſik, welche die in- nere Beſchaffenheit der erſten Dinge der Koͤrper ſo weit unterſuchet, als es unſerm Verſtande moͤglich iſt. Wir wollen uns demnach jetzo nur mit der an- dern Betrachtung beſchaͤftigen, und die Beſchaffen- heit derjenigen Dinge unterſuchen, in welche wir mit unſern Sinnen die Werke der Natur zerlegen koͤn- nen. §. 2. Wir wollen die verſchiedenen Arten von den erſten Dingen in den Werken der Natur beſchreiben und erklaͤren, in welche wir dieſe ſinnlich zerlegen koͤnnen. Wir muͤſſen dieſe Arten aus der Betrachtung derje- nigen Wuͤrkungen bilden, die wir empfinden. Aber auch hiebey die den Weiſen gewoͤhnliche Behutſam- keit beobachten, daß wir die Arten der erſten Dinge nicht ohne Noth vermehren. Nicht alle Wuͤrkun- gen, die verſchieden ſind, geben verſchiedene Arten der Dinge, von welchen ſie gewuͤrket werden. Der Un- terſchied der Wuͤrkungen iſt ehr oft eine Folge aus dem Unterſchiede der Dinge, die mit einander ſind verknuͤpft worden, und ſehr oft beweiſet es uns die Vernunft, daß ſie von einigen Nebenumſtaͤnden ab- haͤngen, und von einer Urſache, die zu dieſer Wuͤr- kung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/54
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/54>, abgerufen am 13.11.2024.