Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Policey-Wissenschaft 2 Abschnitt,
dert es, die Wohlfarth aller Jnnwohner zu besorgen
(§. 2.), und wird diese Quelle verstopft, so wird
hiedurch zugleich die Wohlfarth vieler gerettet, die
im widrigen Falle durch Strafen muß geschwächet
werden.

§. 210.
Wie dieß
möglich ist.

Die Quelle der Betrügerey ist eine unordentliche
Wirthschaft. Beobachtet die Policey das, was wir
§. 115. angemerket haben, so wird es ihr nicht schwer
fallen, diejenigen zu entdekken, von welchen man eine
Betrügerey vermuthen kann. Die Policey bemühet
sich diese in Ordnung zu bringen. Jhnen die Art
vorzuschreiben, wie sie wirthschaften sollen. Will dieß
nicht helffen, so sehe ich es nicht ein, warum es unbil-
lig sey, wenn die Policey den Schluß faßt, diesen ei-
nen Vormund zu setzen.

§. 211.
Jnsbeson-
dere durch
Erhaltung
des Credit-
Wesens.

Doch diese Veranstaltungen sind nicht allemahl mög-
lich, auch nicht allemahl hinreichend. Aus dieser Ur-
sache wendet sich die Policey zur Gerechtigkeit, sie bit-
tet die Gerichte also einzurichten, daß auch hiedurch
der Credit im Lande könne erhalten werden. Sie zie-
het aus dem Vegriffe vom Credit einige Folgen, und
aus diesen macht sie der Gerechtigkeit einige Vorschlä-
ge, wie die Gerichte, wenn diese Absicht soll erreichet
werden, einzurichten. Wir wollen diese Folgen und
diese Vorschläge untersuchen.

§. 212.
Was helst
es, in einem
Lande ist
Credit?

Zuerst wird gefraget, was heist es, in einem Lande
ist Credit? Wir müssen, dieß zu erklären, zwey Fälle
unterscheiden. Wer etwas schuldig ist, der kann die
Schuld entweder bezahlen, oder er hat kein Vermö-
gen, wovon diese Bezahlung möglich ist. Und in

diesem

Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt,
dert es, die Wohlfarth aller Jnnwohner zu beſorgen
(§. 2.), und wird dieſe Quelle verſtopft, ſo wird
hiedurch zugleich die Wohlfarth vieler gerettet, die
im widrigen Falle durch Strafen muß geſchwaͤchet
werden.

§. 210.
Wie dieß
moͤglich iſt.

Die Quelle der Betruͤgerey iſt eine unordentliche
Wirthſchaft. Beobachtet die Policey das, was wir
§. 115. angemerket haben, ſo wird es ihr nicht ſchwer
fallen, diejenigen zu entdekken, von welchen man eine
Betruͤgerey vermuthen kann. Die Policey bemuͤhet
ſich dieſe in Ordnung zu bringen. Jhnen die Art
vorzuſchreiben, wie ſie wirthſchaften ſollen. Will dieß
nicht helffen, ſo ſehe ich es nicht ein, warum es unbil-
lig ſey, wenn die Policey den Schluß faßt, dieſen ei-
nen Vormund zu ſetzen.

§. 211.
Jnsbeſon-
dere durch
Erhaltung
des Credit-
Weſens.

Doch dieſe Veranſtaltungen ſind nicht allemahl moͤg-
lich, auch nicht allemahl hinreichend. Aus dieſer Ur-
ſache wendet ſich die Policey zur Gerechtigkeit, ſie bit-
tet die Gerichte alſo einzurichten, daß auch hiedurch
der Credit im Lande koͤnne erhalten werden. Sie zie-
het aus dem Vegriffe vom Credit einige Folgen, und
aus dieſen macht ſie der Gerechtigkeit einige Vorſchlaͤ-
ge, wie die Gerichte, wenn dieſe Abſicht ſoll erreichet
werden, einzurichten. Wir wollen dieſe Folgen und
dieſe Vorſchlaͤge unterſuchen.

§. 212.
Was helſt
es, in einem
Lande iſt
Credit?

Zuerſt wird gefraget, was heiſt es, in einem Lande
iſt Credit? Wir muͤſſen, dieß zu erklaͤren, zwey Faͤlle
unterſcheiden. Wer etwas ſchuldig iſt, der kann die
Schuld entweder bezahlen, oder er hat kein Vermoͤ-
gen, wovon dieſe Bezahlung moͤglich iſt. Und in

dieſem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0524" n="504"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Policey-Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft 2 Ab&#x017F;chnitt,</hi></fw><lb/>
dert es, die Wohlfarth aller Jnnwohner zu be&#x017F;orgen<lb/>
(§. 2.), und wird die&#x017F;e Quelle ver&#x017F;topft, &#x017F;o wird<lb/>
hiedurch zugleich die Wohlfarth vieler gerettet, die<lb/>
im widrigen Falle durch Strafen muß ge&#x017F;chwa&#x0364;chet<lb/>
werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 210.</head><lb/>
              <note place="left">Wie dieß<lb/>
mo&#x0364;glich i&#x017F;t.</note>
              <p>Die Quelle der Betru&#x0364;gerey i&#x017F;t eine unordentliche<lb/>
Wirth&#x017F;chaft. Beobachtet die Policey das, was wir<lb/>
§. 115. angemerket haben, &#x017F;o wird es ihr nicht &#x017F;chwer<lb/>
fallen, diejenigen zu entdekken, von welchen man eine<lb/>
Betru&#x0364;gerey vermuthen kann. Die Policey bemu&#x0364;het<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;e in Ordnung zu bringen. Jhnen die Art<lb/>
vorzu&#x017F;chreiben, wie &#x017F;ie wirth&#x017F;chaften &#x017F;ollen. Will dieß<lb/>
nicht helffen, &#x017F;o &#x017F;ehe ich es nicht ein, warum es unbil-<lb/>
lig &#x017F;ey, wenn die Policey den Schluß faßt, die&#x017F;en ei-<lb/>
nen Vormund zu &#x017F;etzen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 211.</head><lb/>
              <note place="left">Jnsbe&#x017F;on-<lb/>
dere durch<lb/>
Erhaltung<lb/>
des Credit-<lb/>
We&#x017F;ens.</note>
              <p>Doch die&#x017F;e Veran&#x017F;taltungen &#x017F;ind nicht allemahl mo&#x0364;g-<lb/>
lich, auch nicht allemahl hinreichend. Aus die&#x017F;er Ur-<lb/>
&#x017F;ache wendet &#x017F;ich die Policey zur Gerechtigkeit, &#x017F;ie bit-<lb/>
tet die Gerichte al&#x017F;o einzurichten, daß auch hiedurch<lb/>
der Credit im Lande ko&#x0364;nne erhalten werden. Sie zie-<lb/>
het aus dem Vegriffe vom Credit einige Folgen, und<lb/>
aus die&#x017F;en macht &#x017F;ie der Gerechtigkeit einige Vor&#x017F;chla&#x0364;-<lb/>
ge, wie die Gerichte, wenn die&#x017F;e Ab&#x017F;icht &#x017F;oll erreichet<lb/>
werden, einzurichten. Wir wollen die&#x017F;e Folgen und<lb/>
die&#x017F;e Vor&#x017F;chla&#x0364;ge unter&#x017F;uchen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 212.</head><lb/>
              <note place="left">Was hel&#x017F;t<lb/>
es, in einem<lb/>
Lande i&#x017F;t<lb/>
Credit?</note>
              <p>Zuer&#x017F;t wird gefraget, was hei&#x017F;t es, in einem Lande<lb/>
i&#x017F;t Credit? Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, dieß zu erkla&#x0364;ren, zwey Fa&#x0364;lle<lb/>
unter&#x017F;cheiden. Wer etwas &#x017F;chuldig i&#x017F;t, der kann die<lb/>
Schuld entweder bezahlen, oder er hat kein Vermo&#x0364;-<lb/>
gen, wovon die&#x017F;e Bezahlung mo&#x0364;glich i&#x017F;t. Und in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;em</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[504/0524] Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt, dert es, die Wohlfarth aller Jnnwohner zu beſorgen (§. 2.), und wird dieſe Quelle verſtopft, ſo wird hiedurch zugleich die Wohlfarth vieler gerettet, die im widrigen Falle durch Strafen muß geſchwaͤchet werden. §. 210. Die Quelle der Betruͤgerey iſt eine unordentliche Wirthſchaft. Beobachtet die Policey das, was wir §. 115. angemerket haben, ſo wird es ihr nicht ſchwer fallen, diejenigen zu entdekken, von welchen man eine Betruͤgerey vermuthen kann. Die Policey bemuͤhet ſich dieſe in Ordnung zu bringen. Jhnen die Art vorzuſchreiben, wie ſie wirthſchaften ſollen. Will dieß nicht helffen, ſo ſehe ich es nicht ein, warum es unbil- lig ſey, wenn die Policey den Schluß faßt, dieſen ei- nen Vormund zu ſetzen. §. 211. Doch dieſe Veranſtaltungen ſind nicht allemahl moͤg- lich, auch nicht allemahl hinreichend. Aus dieſer Ur- ſache wendet ſich die Policey zur Gerechtigkeit, ſie bit- tet die Gerichte alſo einzurichten, daß auch hiedurch der Credit im Lande koͤnne erhalten werden. Sie zie- het aus dem Vegriffe vom Credit einige Folgen, und aus dieſen macht ſie der Gerechtigkeit einige Vorſchlaͤ- ge, wie die Gerichte, wenn dieſe Abſicht ſoll erreichet werden, einzurichten. Wir wollen dieſe Folgen und dieſe Vorſchlaͤge unterſuchen. §. 212. Zuerſt wird gefraget, was heiſt es, in einem Lande iſt Credit? Wir muͤſſen, dieß zu erklaͤren, zwey Faͤlle unterſcheiden. Wer etwas ſchuldig iſt, der kann die Schuld entweder bezahlen, oder er hat kein Vermoͤ- gen, wovon dieſe Bezahlung moͤglich iſt. Und in dieſem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/524
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/524>, abgerufen am 21.12.2024.