Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.Der Policey-Wiffenschaft 2 Abschnitt, und zwar1) durch Räuber, wie diese zu entdekken.den Räubern. Wir nehmen hier dieß Wort in einem so allgemeinen Verstande, daß auch die Diebe darun- ter zu verstehen sind. Sollen die Jnnwohner des Staats wider diese Leute in Sicherheit seyn, so müssen diese entweder nicht im Lande seyn, oder sie müssen durch eine hinreichende Furcht zurück gehalten werden, ihrer Wuth Folge zu leisten. Das erste wird man schwerlich verhindern können. Doch muß man alles thun, was möglich ist. Sind diese Menschen in einem Lande, so haben sie sich in demselben entweder durch Einmiethen oder Ankaufen niedergelassen, oder sie leben in demselben nur als Durchreisende. Jst jenes, so wird es der Policey leicht werden, diese in Sicherheit zu bringen, wenn sie dasjenige beobachtet, was wir §. 115. angemerket haben. Jst dieses, wo soll man sie wahrscheinlich suchen. Jn der Wohnung des flei- sigen Jnnwohners, der ordentlich lebet, kann man sie nicht vermuthen. Man muß sie in den Wäldern, in den Gasthöfen und in den Häusern derjenigen suchen, die wegen eines liederlichen Lebens berüchtiget sind. §. 198. BesondereRegeln zu dieser Ab- sicht. Aus diesem flüßen folgende Regeln: Die erste: Kein Wirth muß Erlaubniß haben, über Nacht jemanden zu beherbergen, von dem er nicht dem Aufseher des Orts gehörige Nach- richt gegeben. Die andere: Die Policey muß die Gasthöfe fleißig durchsuchen lassen. Die dritte: Die Wälder müssen öfters durchstri- chen und die Landstraßen von solchen beritten werden, die stark genug sind, liederliches Gesin- del in Sicherheit zu bringen. Die
Der Policey-Wiffenſchaft 2 Abſchnitt, und zwar1) durch Raͤuber, wie dieſe zu entdekken.den Raͤubern. Wir nehmen hier dieß Wort in einem ſo allgemeinen Verſtande, daß auch die Diebe darun- ter zu verſtehen ſind. Sollen die Jnnwohner des Staats wider dieſe Leute in Sicherheit ſeyn, ſo muͤſſen dieſe entweder nicht im Lande ſeyn, oder ſie muͤſſen durch eine hinreichende Furcht zuruͤck gehalten werden, ihrer Wuth Folge zu leiſten. Das erſte wird man ſchwerlich verhindern koͤnnen. Doch muß man alles thun, was moͤglich iſt. Sind dieſe Menſchen in einem Lande, ſo haben ſie ſich in demſelben entweder durch Einmiethen oder Ankaufen niedergelaſſen, oder ſie leben in demſelben nur als Durchreiſende. Jſt jenes, ſo wird es der Policey leicht werden, dieſe in Sicherheit zu bringen, wenn ſie dasjenige beobachtet, was wir §. 115. angemerket haben. Jſt dieſes, wo ſoll man ſie wahrſcheinlich ſuchen. Jn der Wohnung des flei- ſigen Jnnwohners, der ordentlich lebet, kann man ſie nicht vermuthen. Man muß ſie in den Waͤldern, in den Gaſthoͤfen und in den Haͤuſern derjenigen ſuchen, die wegen eines liederlichen Lebens beruͤchtiget ſind. §. 198. BeſondereRegeln zu dieſer Ab- ſicht. Aus dieſem fluͤßen folgende Regeln: Die erſte: Kein Wirth muß Erlaubniß haben, uͤber Nacht jemanden zu beherbergen, von dem er nicht dem Aufſeher des Orts gehoͤrige Nach- richt gegeben. Die andere: Die Policey muß die Gaſthoͤfe fleißig durchſuchen laſſen. Die dritte: Die Waͤlder muͤſſen oͤfters durchſtri- chen und die Landſtraßen von ſolchen beritten werden, die ſtark genug ſind, liederliches Geſin- del in Sicherheit zu bringen. Die
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Der Policey-Wiffenſchaft 2 Abſchnitt,
den Raͤubern. Wir nehmen hier dieß Wort in einem
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ter zu verſtehen ſind. Sollen die Jnnwohner des
Staats wider dieſe Leute in Sicherheit ſeyn, ſo muͤſſen
dieſe entweder nicht im Lande ſeyn, oder ſie muͤſſen
durch eine hinreichende Furcht zuruͤck gehalten werden,
ihrer Wuth Folge zu leiſten. Das erſte wird man
ſchwerlich verhindern koͤnnen. Doch muß man alles
thun, was moͤglich iſt. Sind dieſe Menſchen in einem
Lande, ſo haben ſie ſich in demſelben entweder durch
Einmiethen oder Ankaufen niedergelaſſen, oder ſie leben
in demſelben nur als Durchreiſende. Jſt jenes, ſo
wird es der Policey leicht werden, dieſe in Sicherheit
zu bringen, wenn ſie dasjenige beobachtet, was wir
§. 115. angemerket haben. Jſt dieſes, wo ſoll man
ſie wahrſcheinlich ſuchen. Jn der Wohnung des flei-
ſigen Jnnwohners, der ordentlich lebet, kann man ſie
nicht vermuthen. Man muß ſie in den Waͤldern, in
den Gaſthoͤfen und in den Haͤuſern derjenigen ſuchen,
die wegen eines liederlichen Lebens beruͤchtiget ſind.
und zwar
1) durch
Raͤuber,
wie dieſe zu
entdekken.
§. 198.
Aus dieſem fluͤßen folgende Regeln:
Die erſte: Kein Wirth muß Erlaubniß haben,
uͤber Nacht jemanden zu beherbergen, von dem
er nicht dem Aufſeher des Orts gehoͤrige Nach-
richt gegeben.
Die andere: Die Policey muß die Gaſthoͤfe
fleißig durchſuchen laſſen.
Die dritte: Die Waͤlder muͤſſen oͤfters durchſtri-
chen und die Landſtraßen von ſolchen beritten
werden, die ſtark genug ſind, liederliches Geſin-
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