Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Policey-Wissenschaft 2 Abschnitt,
nicht wichtig genug, meine Gedanken zu verändern.
Man kann ja die Wasser leiten, wie man will,
und die Röhren also bedekken, daß sie stark genug
werden, diesen Druck zu widerstehen, und da, wo
das nicht möglich ist, einige hölzerne Röhren mit
den Tonern verbinden. Der Staat und die Ge-
meinden müssen bey der Ausgabe nicht nur auf das
Gegenwärtige, sondern auch auf das Zukünftige
sehen.

§. 154.
3) Auf die
Nahrungs-
Mittel.

Die Nahrungs-Mittel, die in einem Staate ver-
kauft werden, sind auch nicht allemahl der Gesundheit
zuträglich. Bald ist das Brod nicht gar, bald nicht
recht gesäuert. Bald ist das Fleisch von ungesundem
Viehe. Bald sind die Getränke verfälscht. z. B. in
dem Biere wird Salz, Aloe und dergleichen gekocht,
um diesem einen reitzenden Geschmack zu geben, und den
Hopfen zu ersparen, ohne darauf zu sehen, ob es der
Gesundheit zuträglich sey oder nicht. Bald werden
die Weine verfälscht, um ihren Werth zu erhöhen,
da doch die Mittel dieser Verfälschung die Säfte der
Menschen unvermerkt verderben. Bald wird das
Obst, was leicht eine Fäulniß verursachet, wenn es
rohe gegessen wird, ohne Einschränkung verkauft.
Und so ferner.

§. 155.
Hiebey sind
verschiedene
Regeln zu
merken.
Die erste.

Aus diesem Grunde flüßen folgende Regeln:

Die erste: Die Policey muß die Bekker dahin
verpflichten, daß sie bey Verlust ihrer Freyheit
kein Brod verkaufen, was nicht recht gesäuert
und gar ist.
§. 156.

Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt,
nicht wichtig genug, meine Gedanken zu veraͤndern.
Man kann ja die Waſſer leiten, wie man will,
und die Roͤhren alſo bedekken, daß ſie ſtark genug
werden, dieſen Druck zu widerſtehen, und da, wo
das nicht moͤglich iſt, einige hoͤlzerne Roͤhren mit
den Tonern verbinden. Der Staat und die Ge-
meinden muͤſſen bey der Ausgabe nicht nur auf das
Gegenwaͤrtige, ſondern auch auf das Zukuͤnftige
ſehen.

§. 154.
3) Auf die
Nahrungs-
Mittel.

Die Nahrungs-Mittel, die in einem Staate ver-
kauft werden, ſind auch nicht allemahl der Geſundheit
zutraͤglich. Bald iſt das Brod nicht gar, bald nicht
recht geſaͤuert. Bald iſt das Fleiſch von ungeſundem
Viehe. Bald ſind die Getraͤnke verfaͤlſcht. z. B. in
dem Biere wird Salz, Aloe und dergleichen gekocht,
um dieſem einen reitzenden Geſchmack zu geben, und den
Hopfen zu erſparen, ohne darauf zu ſehen, ob es der
Geſundheit zutraͤglich ſey oder nicht. Bald werden
die Weine verfaͤlſcht, um ihren Werth zu erhoͤhen,
da doch die Mittel dieſer Verfaͤlſchung die Saͤfte der
Menſchen unvermerkt verderben. Bald wird das
Obſt, was leicht eine Faͤulniß verurſachet, wenn es
rohe gegeſſen wird, ohne Einſchraͤnkung verkauft.
Und ſo ferner.

§. 155.
Hiebey ſind
verſchiedene
Regeln zu
merken.
Die erſte.

Aus dieſem Grunde fluͤßen folgende Regeln:

Die erſte: Die Policey muß die Bekker dahin
verpflichten, daß ſie bey Verluſt ihrer Freyheit
kein Brod verkaufen, was nicht recht geſaͤuert
und gar iſt.
§. 156.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0498" n="478"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Policey-Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft 2 Ab&#x017F;chnitt,</hi></fw><lb/>
nicht wichtig genug, meine Gedanken zu vera&#x0364;ndern.<lb/>
Man kann ja die Wa&#x017F;&#x017F;er leiten, wie man will,<lb/>
und die Ro&#x0364;hren al&#x017F;o bedekken, daß &#x017F;ie &#x017F;tark genug<lb/>
werden, die&#x017F;en Druck zu wider&#x017F;tehen, und da, wo<lb/>
das nicht mo&#x0364;glich i&#x017F;t, einige ho&#x0364;lzerne Ro&#x0364;hren mit<lb/>
den Tonern verbinden. Der Staat und die Ge-<lb/>
meinden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en bey der Ausgabe nicht nur auf das<lb/>
Gegenwa&#x0364;rtige, &#x017F;ondern auch auf das Zuku&#x0364;nftige<lb/>
&#x017F;ehen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 154.</head><lb/>
              <note place="left">3) Auf die<lb/>
Nahrungs-<lb/>
Mittel.</note>
              <p>Die Nahrungs-Mittel, die in einem Staate ver-<lb/>
kauft werden, &#x017F;ind auch nicht allemahl der Ge&#x017F;undheit<lb/>
zutra&#x0364;glich. Bald i&#x017F;t das Brod nicht gar, bald nicht<lb/>
recht ge&#x017F;a&#x0364;uert. Bald i&#x017F;t das Flei&#x017F;ch von unge&#x017F;undem<lb/>
Viehe. Bald &#x017F;ind die Getra&#x0364;nke verfa&#x0364;l&#x017F;cht. z. B. in<lb/>
dem Biere wird Salz, Aloe und dergleichen gekocht,<lb/>
um die&#x017F;em einen reitzenden Ge&#x017F;chmack zu geben, und den<lb/>
Hopfen zu er&#x017F;paren, ohne darauf zu &#x017F;ehen, ob es der<lb/>
Ge&#x017F;undheit zutra&#x0364;glich &#x017F;ey oder nicht. Bald werden<lb/>
die Weine verfa&#x0364;l&#x017F;cht, um ihren Werth zu erho&#x0364;hen,<lb/>
da doch die Mittel die&#x017F;er Verfa&#x0364;l&#x017F;chung die Sa&#x0364;fte der<lb/>
Men&#x017F;chen unvermerkt verderben. Bald wird das<lb/>
Ob&#x017F;t, was leicht eine Fa&#x0364;ulniß verur&#x017F;achet, wenn es<lb/>
rohe gege&#x017F;&#x017F;en wird, ohne Ein&#x017F;chra&#x0364;nkung verkauft.<lb/>
Und &#x017F;o ferner.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 155.</head><lb/>
              <note place="left">Hiebey &#x017F;ind<lb/>
ver&#x017F;chiedene<lb/>
Regeln zu<lb/>
merken.<lb/>
Die er&#x017F;te.</note>
              <p>Aus die&#x017F;em Grunde flu&#x0364;ßen folgende Regeln:</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#fr">Die er&#x017F;te:</hi> Die Policey muß die Bekker dahin<lb/>
verpflichten, daß &#x017F;ie bey Verlu&#x017F;t ihrer Freyheit<lb/>
kein Brod verkaufen, was nicht recht ge&#x017F;a&#x0364;uert<lb/>
und gar i&#x017F;t.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 156.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[478/0498] Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt, nicht wichtig genug, meine Gedanken zu veraͤndern. Man kann ja die Waſſer leiten, wie man will, und die Roͤhren alſo bedekken, daß ſie ſtark genug werden, dieſen Druck zu widerſtehen, und da, wo das nicht moͤglich iſt, einige hoͤlzerne Roͤhren mit den Tonern verbinden. Der Staat und die Ge- meinden muͤſſen bey der Ausgabe nicht nur auf das Gegenwaͤrtige, ſondern auch auf das Zukuͤnftige ſehen. §. 154. Die Nahrungs-Mittel, die in einem Staate ver- kauft werden, ſind auch nicht allemahl der Geſundheit zutraͤglich. Bald iſt das Brod nicht gar, bald nicht recht geſaͤuert. Bald iſt das Fleiſch von ungeſundem Viehe. Bald ſind die Getraͤnke verfaͤlſcht. z. B. in dem Biere wird Salz, Aloe und dergleichen gekocht, um dieſem einen reitzenden Geſchmack zu geben, und den Hopfen zu erſparen, ohne darauf zu ſehen, ob es der Geſundheit zutraͤglich ſey oder nicht. Bald werden die Weine verfaͤlſcht, um ihren Werth zu erhoͤhen, da doch die Mittel dieſer Verfaͤlſchung die Saͤfte der Menſchen unvermerkt verderben. Bald wird das Obſt, was leicht eine Faͤulniß verurſachet, wenn es rohe gegeſſen wird, ohne Einſchraͤnkung verkauft. Und ſo ferner. §. 155. Aus dieſem Grunde fluͤßen folgende Regeln: Die erſte: Die Policey muß die Bekker dahin verpflichten, daß ſie bey Verluſt ihrer Freyheit kein Brod verkaufen, was nicht recht geſaͤuert und gar iſt. §. 156.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/498
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/498>, abgerufen am 21.12.2024.