würde sich auch hierdurch zu weit von seiner Absicht entfernen. Darum bleibt man bey der Erfahrung, man bemühet sich durch diese so viele Begriffe zu er- wekken, als welche nöthig sind, die Vollkommenheit dieser Beschäftigungen zu beurtheilen, und eine vor- zügliche Fertigkeit in den Beschäftigungen zu bekommen, in welchen man hier geübet wird.
§. 67.
Sind es gelehrte Schulen, so will man MenschenEinrichtung der gelehrten Schulen, bilden, die mit den Fahigkeiten des Verstandes dem Staate vorzüglich nüzlich werden können. Das ist, man will Menschen bilden, die eine Fertigkeit haben, von dem, was möglich ist, deutliche Begriffe zu machen, aus diesen die Verknüpfungen der Wahrheiten zu folgern, solche auf die verschiedenen Umstände, die sich in der menschlichen Gesellschaft eräugnen, anzu- wenden, und hiedurch die Menschen zur Beförderung ihrer Absicht zu regieren.
§. 68.
Aus diesem ist es leicht zu begreifen, daß man mitwelche nie- drige und hohe. Grunde die gelehrten Schulen in niedrige und hohe Schulen vertheilet, die Universitäten genennet wer- den. Es wird nicht ohne Nutzen seyn, wenn wir diesen Unterschied genauer erklären. Dieser wird es uns lehren, daß die Art, diese Schulen einzurichten, merklich unterschieden ist. Wir Menschen haben eine gedoppelte Art zu denken. Wir denken sinnlich, wir denken mit dem Verstande. Jn den ersten Jahren ist es uns unmöglich mit dem Verstande zu denken. Und diese Fähigkeit kann niemals denjenigen Grad der Vollkommenheit erhalten, der durch uns möglich ist, wenn nicht jene Fähigkeiten so viel, als es möglich ist, sind gebessert worden. Aus diesem folget, daß
man
von der Einrichtung der Schulen.
wuͤrde ſich auch hierdurch zu weit von ſeiner Abſicht entfernen. Darum bleibt man bey der Erfahrung, man bemuͤhet ſich durch dieſe ſo viele Begriffe zu er- wekken, als welche noͤthig ſind, die Vollkommenheit dieſer Beſchaͤftigungen zu beurtheilen, und eine vor- zuͤgliche Fertigkeit in den Beſchaͤftigungen zu bekommen, in welchen man hier geuͤbet wird.
§. 67.
Sind es gelehrte Schulen, ſo will man MenſchenEinrichtung der gelehrten Schulen, bilden, die mit den Fahigkeiten des Verſtandes dem Staate vorzuͤglich nuͤzlich werden koͤnnen. Das iſt, man will Menſchen bilden, die eine Fertigkeit haben, von dem, was moͤglich iſt, deutliche Begriffe zu machen, aus dieſen die Verknuͤpfungen der Wahrheiten zu folgern, ſolche auf die verſchiedenen Umſtaͤnde, die ſich in der menſchlichen Geſellſchaft eraͤugnen, anzu- wenden, und hiedurch die Menſchen zur Befoͤrderung ihrer Abſicht zu regieren.
§. 68.
Aus dieſem iſt es leicht zu begreifen, daß man mitwelche nie- drige und hohe. Grunde die gelehrten Schulen in niedrige und hohe Schulen vertheilet, die Univerſitaͤten genennet wer- den. Es wird nicht ohne Nutzen ſeyn, wenn wir dieſen Unterſchied genauer erklaͤren. Dieſer wird es uns lehren, daß die Art, dieſe Schulen einzurichten, merklich unterſchieden iſt. Wir Menſchen haben eine gedoppelte Art zu denken. Wir denken ſinnlich, wir denken mit dem Verſtande. Jn den erſten Jahren iſt es uns unmoͤglich mit dem Verſtande zu denken. Und dieſe Faͤhigkeit kann niemals denjenigen Grad der Vollkommenheit erhalten, der durch uns moͤglich iſt, wenn nicht jene Faͤhigkeiten ſo viel, als es moͤglich iſt, ſind gebeſſert worden. Aus dieſem folget, daß
man
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von der Einrichtung der Schulen.
wuͤrde ſich auch hierdurch zu weit von ſeiner Abſicht
entfernen. Darum bleibt man bey der Erfahrung,
man bemuͤhet ſich durch dieſe ſo viele Begriffe zu er-
wekken, als welche noͤthig ſind, die Vollkommenheit
dieſer Beſchaͤftigungen zu beurtheilen, und eine vor-
zuͤgliche Fertigkeit in den Beſchaͤftigungen zu bekommen,
in welchen man hier geuͤbet wird.
§. 67.
Sind es gelehrte Schulen, ſo will man Menſchen
bilden, die mit den Fahigkeiten des Verſtandes dem
Staate vorzuͤglich nuͤzlich werden koͤnnen. Das iſt,
man will Menſchen bilden, die eine Fertigkeit haben,
von dem, was moͤglich iſt, deutliche Begriffe zu
machen, aus dieſen die Verknuͤpfungen der Wahrheiten
zu folgern, ſolche auf die verſchiedenen Umſtaͤnde, die
ſich in der menſchlichen Geſellſchaft eraͤugnen, anzu-
wenden, und hiedurch die Menſchen zur Befoͤrderung
ihrer Abſicht zu regieren.
Einrichtung
der gelehrten
Schulen,
§. 68.
Aus dieſem iſt es leicht zu begreifen, daß man mit
Grunde die gelehrten Schulen in niedrige und hohe
Schulen vertheilet, die Univerſitaͤten genennet wer-
den. Es wird nicht ohne Nutzen ſeyn, wenn wir
dieſen Unterſchied genauer erklaͤren. Dieſer wird es
uns lehren, daß die Art, dieſe Schulen einzurichten,
merklich unterſchieden iſt. Wir Menſchen haben eine
gedoppelte Art zu denken. Wir denken ſinnlich, wir
denken mit dem Verſtande. Jn den erſten Jahren
iſt es uns unmoͤglich mit dem Verſtande zu denken.
Und dieſe Faͤhigkeit kann niemals denjenigen Grad
der Vollkommenheit erhalten, der durch uns moͤglich
iſt, wenn nicht jene Faͤhigkeiten ſo viel, als es moͤglich
iſt, ſind gebeſſert worden. Aus dieſem folget, daß
man
welche nie-
drige und
hohe.
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/449>, abgerufen am 21.11.2024.
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