den, was ihren besondern Neigungen gemäß ist. (§. 447. Sitten-Lehre.)
§. 25.
Die Begriffe, welche die Menschen annehmen, sindund einige besondere aus dieser. vielen Veränderungen unterworfen. Sie sind nicht allemahl gegründet, und daher werden sie bald durch diesen, bald durch einen andern Umstand in ihren Merkmahlen geändert. Ferner: Die Begriffe, wel- che die Menschen annehmen, stellen die Dinge selten in ihrer wahren Beschaffenheit vor. Sie bilden vielmehr sehr offt nur den Schein ab, der diese Din- ge den Menschen angenehm oder unangenehm macht. Wenn wir mit diesem das verbinden, was wir §. 24. gelehret haben, so folget:
Einmahl, Policey-Anstalten können von keiner lan- gen Dauer seyn. Es ist nöthig, daß man diese mit den veränderten Umständen des Staats, und mit den veränderten Begriffen der Men- schen vergleichet, und sie alsdenn so, wie es diese Umstände und diese Begriffe erfodern, ver- ändert, daß sie dasjenige würken können, wozu sie sind gemacht worden.
Fürs andere: Wer Policey-Anstalten macht, der muß die Gründe hiezu nicht aus der Wahrheit, sondern aus dem Scheine nehmen, der die Men- schen dieß oder jenes zu unternehmen antreibet, inwieferne dieß ohne Sünde geschehen kann, (§. 7). Die Möglichkeit von diesem lehret der §. 13.
Anmerk. Alte Policey-Ordnungen können uns zwar Marimen geben, Policey-Anstalten zu erfin- den, sie sind aber in den neuern Zeiten nicht alle- mahl vollständige Policey-Gesetze. Und was in ei-
nem
C c 4
von den allgemeinen Regeln derſelben.
den, was ihren beſondern Neigungen gemaͤß iſt. (§. 447. Sitten-Lehre.)
§. 25.
Die Begriffe, welche die Menſchen annehmen, ſindund einige beſondere aus dieſer. vielen Veraͤnderungen unterworfen. Sie ſind nicht allemahl gegruͤndet, und daher werden ſie bald durch dieſen, bald durch einen andern Umſtand in ihren Merkmahlen geaͤndert. Ferner: Die Begriffe, wel- che die Menſchen annehmen, ſtellen die Dinge ſelten in ihrer wahren Beſchaffenheit vor. Sie bilden vielmehr ſehr offt nur den Schein ab, der dieſe Din- ge den Menſchen angenehm oder unangenehm macht. Wenn wir mit dieſem das verbinden, was wir §. 24. gelehret haben, ſo folget:
Einmahl, Policey-Anſtalten koͤnnen von keiner lan- gen Dauer ſeyn. Es iſt noͤthig, daß man dieſe mit den veraͤnderten Umſtaͤnden des Staats, und mit den veraͤnderten Begriffen der Men- ſchen vergleichet, und ſie alsdenn ſo, wie es dieſe Umſtaͤnde und dieſe Begriffe erfodern, ver- aͤndert, daß ſie dasjenige wuͤrken koͤnnen, wozu ſie ſind gemacht worden.
Fuͤrs andere: Wer Policey-Anſtalten macht, der muß die Gruͤnde hiezu nicht aus der Wahrheit, ſondern aus dem Scheine nehmen, der die Men- ſchen dieß oder jenes zu unternehmen antreibet, inwieferne dieß ohne Suͤnde geſchehen kann, (§. 7). Die Moͤglichkeit von dieſem lehret der §. 13.
Anmerk. Alte Policey-Ordnungen koͤnnen uns zwar Marimen geben, Policey-Anſtalten zu erfin- den, ſie ſind aber in den neuern Zeiten nicht alle- mahl vollſtaͤndige Policey-Geſetze. Und was in ei-
nem
C c 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0427"n="407"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den allgemeinen Regeln derſelben.</hi></fw><lb/>
den, was ihren beſondern Neigungen gemaͤß iſt.<lb/>
(§. 447. Sitten-Lehre.)</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 25.</head><lb/><p>Die Begriffe, welche die Menſchen annehmen, ſind<noteplace="right">und einige<lb/>
beſondere<lb/>
aus dieſer.</note><lb/>
vielen Veraͤnderungen unterworfen. Sie ſind nicht<lb/>
allemahl gegruͤndet, und daher werden ſie bald durch<lb/>
dieſen, bald durch einen andern Umſtand in ihren<lb/>
Merkmahlen geaͤndert. Ferner: Die Begriffe, wel-<lb/>
che die Menſchen annehmen, ſtellen die Dinge ſelten<lb/>
in ihrer wahren Beſchaffenheit vor. Sie bilden<lb/>
vielmehr ſehr offt nur den Schein ab, der dieſe Din-<lb/>
ge den Menſchen angenehm oder unangenehm macht.<lb/>
Wenn wir mit dieſem das verbinden, was wir §. 24.<lb/>
gelehret haben, ſo folget:</p><lb/><list><item><hirendition="#fr">Einmahl,</hi> Policey-Anſtalten koͤnnen von keiner lan-<lb/>
gen Dauer ſeyn. Es iſt noͤthig, daß man dieſe<lb/>
mit den veraͤnderten Umſtaͤnden des Staats,<lb/>
und mit den veraͤnderten Begriffen der Men-<lb/>ſchen vergleichet, und ſie alsdenn ſo, wie es<lb/>
dieſe Umſtaͤnde und dieſe Begriffe erfodern, ver-<lb/>
aͤndert, daß ſie dasjenige wuͤrken koͤnnen, wozu<lb/>ſie ſind gemacht worden.</item><lb/><item><hirendition="#fr">Fuͤrs andere:</hi> Wer Policey-Anſtalten macht, der<lb/>
muß die Gruͤnde hiezu nicht aus der Wahrheit,<lb/>ſondern aus dem Scheine nehmen, der die Men-<lb/>ſchen dieß oder jenes zu unternehmen antreibet,<lb/>
inwieferne dieß ohne Suͤnde geſchehen kann,<lb/>
(§. 7). Die Moͤglichkeit von dieſem lehret der<lb/>
§. 13.</item></list><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Anmerk.</hi> Alte Policey-Ordnungen koͤnnen uns<lb/>
zwar Marimen geben, Policey-Anſtalten zu erfin-<lb/>
den, ſie ſind aber in den neuern Zeiten nicht alle-<lb/>
mahl vollſtaͤndige Policey-Geſetze. Und was in ei-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">nem</fw><lb/></hi></p></div></div></div></body></text></TEI>
[407/0427]
von den allgemeinen Regeln derſelben.
den, was ihren beſondern Neigungen gemaͤß iſt.
(§. 447. Sitten-Lehre.)
§. 25.
Die Begriffe, welche die Menſchen annehmen, ſind
vielen Veraͤnderungen unterworfen. Sie ſind nicht
allemahl gegruͤndet, und daher werden ſie bald durch
dieſen, bald durch einen andern Umſtand in ihren
Merkmahlen geaͤndert. Ferner: Die Begriffe, wel-
che die Menſchen annehmen, ſtellen die Dinge ſelten
in ihrer wahren Beſchaffenheit vor. Sie bilden
vielmehr ſehr offt nur den Schein ab, der dieſe Din-
ge den Menſchen angenehm oder unangenehm macht.
Wenn wir mit dieſem das verbinden, was wir §. 24.
gelehret haben, ſo folget:
und einige
beſondere
aus dieſer.
Einmahl, Policey-Anſtalten koͤnnen von keiner lan-
gen Dauer ſeyn. Es iſt noͤthig, daß man dieſe
mit den veraͤnderten Umſtaͤnden des Staats,
und mit den veraͤnderten Begriffen der Men-
ſchen vergleichet, und ſie alsdenn ſo, wie es
dieſe Umſtaͤnde und dieſe Begriffe erfodern, ver-
aͤndert, daß ſie dasjenige wuͤrken koͤnnen, wozu
ſie ſind gemacht worden.
Fuͤrs andere: Wer Policey-Anſtalten macht, der
muß die Gruͤnde hiezu nicht aus der Wahrheit,
ſondern aus dem Scheine nehmen, der die Men-
ſchen dieß oder jenes zu unternehmen antreibet,
inwieferne dieß ohne Suͤnde geſchehen kann,
(§. 7). Die Moͤglichkeit von dieſem lehret der
§. 13.
Anmerk. Alte Policey-Ordnungen koͤnnen uns
zwar Marimen geben, Policey-Anſtalten zu erfin-
den, ſie ſind aber in den neuern Zeiten nicht alle-
mahl vollſtaͤndige Policey-Geſetze. Und was in ei-
nem
C c 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/427>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.