Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
von den allgemeinen Regeln derselben.
§. 9.

Kein Kluger wird es rathen, daß alle beson-Ob Policey-
Gesetze alle-
mahl rath-
sam.

dere Umstände, welche die Policey erfodert,
durch Gesetze bestimmet werden.
Jch habe es
bereits in meiner Sitten-Lehre bewiesen, es sey wider
die Klugheit, wenn wir dasjenige verrathen, wo un-
sere Stärke und unsere Schwäche sitzet. Diese Blöse
giebt andern Gelegenheit, uns in Beförderung un-
serer Absichten Hindernisse zu setzen. Die besonderen
Umstände, welche die Policey-Gesetze erfodern, zeigen
die Schwäche und die Stärke des Staats (§. 2).
Es ist demnach wider die Klugheit, wenn man alle
diese Umstände bekannt machen will. Werden diese
Umstände durch Gesetze bestimmet, so werden sie be-
kannt gemacht. Folglich wird es kein Kluger rathen,
alle besondere Umstände, welche die Policey erfodert,
durch Gesetze zu bestimmen.

§. 10.

Aus diesem folget, daß wir die Veranstaltungen,Geheimnisse
der Policey
setzen diese
Grenzen.

die um der Policey willen, in einem Staate müssen
gemacht werden, in zwey Classen vertheilen müssen.
Einige können nicht öffentlich bekannt gemacht wer-
den, wenn wir nicht diejenigen Dinge verrathen wol-
len, wovon die besondere Schwäche oder Stärke ei-
nes Staats abhänget. Andere im Gegentheile kön-
nen bekannt gemacht werden, ohne diese Stükke zum
Nachtheil des Staats zu verrathen. Wir wollen je-
ne Dinge die Geheimnisse der Policey nennen.

§. 11.

Sollte es nicht möglich seyn, in einem StaateBehutsam-
keit bey die-
sen Gesetzen.

die Veranstaltungen, welche die Geheimnisse der
Policey erfodern, ohne Gesetze zu machen, so
ist es schlechterdings nöthig, daß sich diese Ge-

setze
von den allgemeinen Regeln derſelben.
§. 9.

Kein Kluger wird es rathen, daß alle beſon-Ob Policey-
Geſetze alle-
mahl rath-
ſam.

dere Umſtaͤnde, welche die Policey erfodert,
durch Geſetze beſtimmet werden.
Jch habe es
bereits in meiner Sitten-Lehre bewieſen, es ſey wider
die Klugheit, wenn wir dasjenige verrathen, wo un-
ſere Staͤrke und unſere Schwaͤche ſitzet. Dieſe Bloͤſe
giebt andern Gelegenheit, uns in Befoͤrderung un-
ſerer Abſichten Hinderniſſe zu ſetzen. Die beſonderen
Umſtaͤnde, welche die Policey-Geſetze erfodern, zeigen
die Schwaͤche und die Staͤrke des Staats (§. 2).
Es iſt demnach wider die Klugheit, wenn man alle
dieſe Umſtaͤnde bekannt machen will. Werden dieſe
Umſtaͤnde durch Geſetze beſtimmet, ſo werden ſie be-
kannt gemacht. Folglich wird es kein Kluger rathen,
alle beſondere Umſtaͤnde, welche die Policey erfodert,
durch Geſetze zu beſtimmen.

§. 10.

Aus dieſem folget, daß wir die Veranſtaltungen,Geheimniſſe
der Policey
ſetzen dieſe
Grenzen.

die um der Policey willen, in einem Staate muͤſſen
gemacht werden, in zwey Claſſen vertheilen muͤſſen.
Einige koͤnnen nicht oͤffentlich bekannt gemacht wer-
den, wenn wir nicht diejenigen Dinge verrathen wol-
len, wovon die beſondere Schwaͤche oder Staͤrke ei-
nes Staats abhaͤnget. Andere im Gegentheile koͤn-
nen bekannt gemacht werden, ohne dieſe Stuͤkke zum
Nachtheil des Staats zu verrathen. Wir wollen je-
ne Dinge die Geheimniſſe der Policey nennen.

§. 11.

Sollte es nicht moͤglich ſeyn, in einem StaateBehutſam-
keit bey die-
ſen Geſetzen.

die Veranſtaltungen, welche die Geheimniſſe der
Policey erfodern, ohne Geſetze zu machen, ſo
iſt es ſchlechterdings noͤthig, daß ſich dieſe Ge-

ſetze
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0417" n="397"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von den allgemeinen Regeln der&#x017F;elben.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 9.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Kein Kluger wird es rathen, daß alle be&#x017F;on-</hi><note place="right">Ob Policey-<lb/>
Ge&#x017F;etze alle-<lb/>
mahl rath-<lb/>
&#x017F;am.</note><lb/><hi rendition="#fr">dere Um&#x017F;ta&#x0364;nde, welche die Policey erfodert,<lb/>
durch Ge&#x017F;etze be&#x017F;timmet werden.</hi> Jch habe es<lb/>
bereits in meiner Sitten-Lehre bewie&#x017F;en, es &#x017F;ey wider<lb/>
die Klugheit, wenn wir dasjenige verrathen, wo un-<lb/>
&#x017F;ere Sta&#x0364;rke und un&#x017F;ere Schwa&#x0364;che &#x017F;itzet. Die&#x017F;e Blo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
giebt andern Gelegenheit, uns in Befo&#x0364;rderung un-<lb/>
&#x017F;erer Ab&#x017F;ichten Hinderni&#x017F;&#x017F;e zu &#x017F;etzen. Die be&#x017F;onderen<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde, welche die Policey-Ge&#x017F;etze erfodern, zeigen<lb/>
die Schwa&#x0364;che und die Sta&#x0364;rke des Staats (§. 2).<lb/>
Es i&#x017F;t demnach wider die Klugheit, wenn man alle<lb/>
die&#x017F;e Um&#x017F;ta&#x0364;nde bekannt machen will. Werden die&#x017F;e<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde durch Ge&#x017F;etze be&#x017F;timmet, &#x017F;o werden &#x017F;ie be-<lb/>
kannt gemacht. Folglich wird es kein Kluger rathen,<lb/>
alle be&#x017F;ondere Um&#x017F;ta&#x0364;nde, welche die Policey erfodert,<lb/>
durch Ge&#x017F;etze zu be&#x017F;timmen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.</head><lb/>
            <p>Aus die&#x017F;em folget, daß wir die Veran&#x017F;taltungen,<note place="right">Geheimni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Policey<lb/>
&#x017F;etzen die&#x017F;e<lb/>
Grenzen.</note><lb/>
die um der Policey willen, in einem Staate mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gemacht werden, in zwey Cla&#x017F;&#x017F;en vertheilen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Einige ko&#x0364;nnen nicht o&#x0364;ffentlich bekannt gemacht wer-<lb/>
den, wenn wir nicht diejenigen Dinge verrathen wol-<lb/>
len, wovon die be&#x017F;ondere Schwa&#x0364;che oder Sta&#x0364;rke ei-<lb/>
nes Staats abha&#x0364;nget. Andere im Gegentheile ko&#x0364;n-<lb/>
nen bekannt gemacht werden, ohne die&#x017F;e Stu&#x0364;kke zum<lb/>
Nachtheil des Staats zu verrathen. Wir wollen je-<lb/>
ne Dinge <hi rendition="#fr">die Geheimni&#x017F;&#x017F;e der Policey</hi> nennen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 11.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Sollte es nicht mo&#x0364;glich &#x017F;eyn, in einem Staate</hi> <note place="right">Behut&#x017F;am-<lb/>
keit bey die-<lb/>
&#x017F;en Ge&#x017F;etzen.</note><lb/> <hi rendition="#fr">die Veran&#x017F;taltungen, welche die Geheimni&#x017F;&#x017F;e der<lb/>
Policey erfodern, ohne Ge&#x017F;etze zu machen, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t es &#x017F;chlechterdings no&#x0364;thig, daß &#x017F;ich die&#x017F;e Ge-</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">&#x017F;etze</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[397/0417] von den allgemeinen Regeln derſelben. §. 9. Kein Kluger wird es rathen, daß alle beſon- dere Umſtaͤnde, welche die Policey erfodert, durch Geſetze beſtimmet werden. Jch habe es bereits in meiner Sitten-Lehre bewieſen, es ſey wider die Klugheit, wenn wir dasjenige verrathen, wo un- ſere Staͤrke und unſere Schwaͤche ſitzet. Dieſe Bloͤſe giebt andern Gelegenheit, uns in Befoͤrderung un- ſerer Abſichten Hinderniſſe zu ſetzen. Die beſonderen Umſtaͤnde, welche die Policey-Geſetze erfodern, zeigen die Schwaͤche und die Staͤrke des Staats (§. 2). Es iſt demnach wider die Klugheit, wenn man alle dieſe Umſtaͤnde bekannt machen will. Werden dieſe Umſtaͤnde durch Geſetze beſtimmet, ſo werden ſie be- kannt gemacht. Folglich wird es kein Kluger rathen, alle beſondere Umſtaͤnde, welche die Policey erfodert, durch Geſetze zu beſtimmen. Ob Policey- Geſetze alle- mahl rath- ſam. §. 10. Aus dieſem folget, daß wir die Veranſtaltungen, die um der Policey willen, in einem Staate muͤſſen gemacht werden, in zwey Claſſen vertheilen muͤſſen. Einige koͤnnen nicht oͤffentlich bekannt gemacht wer- den, wenn wir nicht diejenigen Dinge verrathen wol- len, wovon die beſondere Schwaͤche oder Staͤrke ei- nes Staats abhaͤnget. Andere im Gegentheile koͤn- nen bekannt gemacht werden, ohne dieſe Stuͤkke zum Nachtheil des Staats zu verrathen. Wir wollen je- ne Dinge die Geheimniſſe der Policey nennen. Geheimniſſe der Policey ſetzen dieſe Grenzen. §. 11. Sollte es nicht moͤglich ſeyn, in einem Staate die Veranſtaltungen, welche die Geheimniſſe der Policey erfodern, ohne Geſetze zu machen, ſo iſt es ſchlechterdings noͤthig, daß ſich dieſe Ge- ſetze Behutſam- keit bey die- ſen Geſetzen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/417
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/417>, abgerufen am 13.11.2024.