Der Woll-Werg wird zum Gebrauch durch die Car-Vom Car- tetschen. tetsche zubereitet. Dieß sind kleine Bretter, die brei- ter als hoch, die mit geschmeidigem Leder überzogen, und mit sehr kleinen und etwas gebogenen Spitzen be- setzet. Durch diese ziehet man den Woll-Werg, um alle Fäden so klein zu zerreißen, als möglich, und die- sen, weil er das Kämmen nicht verträgt, ganz dünne zu zaußen. Diese Beschäftigung nennet man die Wolle cartetschen.
§. 587.
Aus dieser Beschreibung folget, daß uns das Car-Cartetschte Wolle. tetschen eine lokkere und aufgeschwollene Wolle giebt, woraus man nur schwach gedrehtes Garn, dessen Fä- sergen sich nach allen Seiten strekken, spinnen könne. Wir wollen dieses Garn, um es von dem zu unter- scheiden, was wir §. 585. benennet haben, das car- tetschte Garn nennen.
Die erste Anmerk. Jn dem oben aus dem Schauplatze der Natur angezogenen Orte wird hie- von also geredet: Jndem die kurzen Haare vermit- telst der Cartetsche nach der Länge und Quere, und auf alle mögliche Weise durch einander geworfen worden, so können sie unmöglich gedreht werden, daß sie einen unaufhörlichen Trieb behielten, sich gerade zu strekken, und auseinander zu gehen. Al- so muß der Faden, worein man sie zwinget, rauch, straubicht und scharf gedrehet seyn.
Die andere Anmerk. Will man auch von der langen Wolle diese Würkung haben, so muß sie nicht gekämmet, sondern cartetscht werden.
Die
Aa 3
von den Woll-Manufacturen.
§. 586.
Der Woll-Werg wird zum Gebrauch durch die Car-Vom Car- tetſchen. tetſche zubereitet. Dieß ſind kleine Bretter, die brei- ter als hoch, die mit geſchmeidigem Leder uͤberzogen, und mit ſehr kleinen und etwas gebogenen Spitzen be- ſetzet. Durch dieſe ziehet man den Woll-Werg, um alle Faͤden ſo klein zu zerreißen, als moͤglich, und die- ſen, weil er das Kaͤmmen nicht vertraͤgt, ganz duͤnne zu zaußen. Dieſe Beſchaͤftigung nennet man die Wolle cartetſchen.
§. 587.
Aus dieſer Beſchreibung folget, daß uns das Car-Cartetſchte Wolle. tetſchen eine lokkere und aufgeſchwollene Wolle giebt, woraus man nur ſchwach gedrehtes Garn, deſſen Faͤ- ſergen ſich nach allen Seiten ſtrekken, ſpinnen koͤnne. Wir wollen dieſes Garn, um es von dem zu unter- ſcheiden, was wir §. 585. benennet haben, das car- tetſchte Garn nennen.
Die erſte Anmerk. Jn dem oben aus dem Schauplatze der Natur angezogenen Orte wird hie- von alſo geredet: Jndem die kurzen Haare vermit- telſt der Cartetſche nach der Laͤnge und Quere, und auf alle moͤgliche Weiſe durch einander geworfen worden, ſo koͤnnen ſie unmoͤglich gedreht werden, daß ſie einen unaufhoͤrlichen Trieb behielten, ſich gerade zu ſtrekken, und auseinander zu gehen. Al- ſo muß der Faden, worein man ſie zwinget, rauch, ſtraubicht und ſcharf gedrehet ſeyn.
Die andere Anmerk. Will man auch von der langen Wolle dieſe Wuͤrkung haben, ſo muß ſie nicht gekaͤmmet, ſondern cartetſcht werden.
Die
Aa 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0393"n="373"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Woll-Manufacturen.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 586.</head><lb/><p>Der Woll-Werg wird zum Gebrauch durch die <hirendition="#fr">Car-</hi><noteplace="right">Vom Car-<lb/>
tetſchen.</note><lb/><hirendition="#fr">tetſche</hi> zubereitet. Dieß ſind kleine Bretter, die brei-<lb/>
ter als hoch, die mit geſchmeidigem Leder uͤberzogen,<lb/>
und mit ſehr kleinen und etwas gebogenen Spitzen be-<lb/>ſetzet. Durch dieſe ziehet man den Woll-Werg, um<lb/>
alle Faͤden ſo klein zu zerreißen, als moͤglich, und die-<lb/>ſen, weil er das Kaͤmmen nicht vertraͤgt, ganz duͤnne<lb/>
zu zaußen. Dieſe Beſchaͤftigung nennet man die<lb/><hirendition="#fr">Wolle cartetſchen.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 587.</head><lb/><p>Aus dieſer Beſchreibung folget, daß uns das Car-<noteplace="right">Cartetſchte<lb/>
Wolle.</note><lb/>
tetſchen eine lokkere und aufgeſchwollene Wolle giebt,<lb/>
woraus man nur ſchwach gedrehtes Garn, deſſen Faͤ-<lb/>ſergen ſich nach allen Seiten ſtrekken, ſpinnen koͤnne.<lb/>
Wir wollen dieſes Garn, um es von dem zu unter-<lb/>ſcheiden, was wir §. 585. benennet haben, das <hirendition="#fr">car-<lb/>
tetſchte Garn</hi> nennen.</p><lb/><p><hirendition="#et">Die <hirendition="#fr">erſte Anmerk.</hi> Jn dem oben aus dem<lb/>
Schauplatze der Natur angezogenen Orte wird hie-<lb/>
von alſo geredet: Jndem die kurzen Haare vermit-<lb/>
telſt der Cartetſche nach der Laͤnge und Quere, und<lb/>
auf alle moͤgliche Weiſe durch einander geworfen<lb/>
worden, ſo koͤnnen ſie unmoͤglich gedreht werden,<lb/>
daß ſie einen unaufhoͤrlichen Trieb behielten, ſich<lb/>
gerade zu ſtrekken, und auseinander zu gehen. Al-<lb/>ſo muß der Faden, worein man ſie zwinget, rauch,<lb/>ſtraubicht und ſcharf gedrehet ſeyn.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et">Die <hirendition="#fr">andere Anmerk.</hi> Will man auch von der<lb/>
langen Wolle dieſe Wuͤrkung haben, ſo muß ſie<lb/>
nicht gekaͤmmet, ſondern cartetſcht werden.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Aa 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[373/0393]
von den Woll-Manufacturen.
§. 586.
Der Woll-Werg wird zum Gebrauch durch die Car-
tetſche zubereitet. Dieß ſind kleine Bretter, die brei-
ter als hoch, die mit geſchmeidigem Leder uͤberzogen,
und mit ſehr kleinen und etwas gebogenen Spitzen be-
ſetzet. Durch dieſe ziehet man den Woll-Werg, um
alle Faͤden ſo klein zu zerreißen, als moͤglich, und die-
ſen, weil er das Kaͤmmen nicht vertraͤgt, ganz duͤnne
zu zaußen. Dieſe Beſchaͤftigung nennet man die
Wolle cartetſchen.
Vom Car-
tetſchen.
§. 587.
Aus dieſer Beſchreibung folget, daß uns das Car-
tetſchen eine lokkere und aufgeſchwollene Wolle giebt,
woraus man nur ſchwach gedrehtes Garn, deſſen Faͤ-
ſergen ſich nach allen Seiten ſtrekken, ſpinnen koͤnne.
Wir wollen dieſes Garn, um es von dem zu unter-
ſcheiden, was wir §. 585. benennet haben, das car-
tetſchte Garn nennen.
Cartetſchte
Wolle.
Die erſte Anmerk. Jn dem oben aus dem
Schauplatze der Natur angezogenen Orte wird hie-
von alſo geredet: Jndem die kurzen Haare vermit-
telſt der Cartetſche nach der Laͤnge und Quere, und
auf alle moͤgliche Weiſe durch einander geworfen
worden, ſo koͤnnen ſie unmoͤglich gedreht werden,
daß ſie einen unaufhoͤrlichen Trieb behielten, ſich
gerade zu ſtrekken, und auseinander zu gehen. Al-
ſo muß der Faden, worein man ſie zwinget, rauch,
ſtraubicht und ſcharf gedrehet ſeyn.
Die andere Anmerk. Will man auch von der
langen Wolle dieſe Wuͤrkung haben, ſo muß ſie
nicht gekaͤmmet, ſondern cartetſcht werden.
Die
Aa 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/393>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.