daß wir auf zwey Stükke zu sehen haben. Einmahl auf die Futterung. Diese muß öligt, alkalisch und nicht sauer seyn. s. §. 301. Fürs andere, auf die Zeit, in welcher man die Trift schließet, und die Schaafe im Stalle läst. Die Engelländer lassen ihre Schaafe so lang, als nur möglich, bis in die Schnee- Zeit unter freyem Himmel, und dieß giebt ihnen lindere Wolle, als wenn sie die Trift Zeit verkür- zen *).
Anmerk. Dieß giebt uns einen Grund von dem Verboth, das in verschiedenen Policey-Ord- nungen zu finden: Daß man unter den Schaa- fen keine Ziegen-Bökke halten soll. Läst man diese zu den Schaafen, wie es viele Schäfer thun, so ge- ben zwar die Schaafe mehr Wolle am Gewichte, sie ist aber nicht linde, sondern grob und straubig.
*)Siehe den dritten Theil in dem Schauplatze der Natur, das siebenzehende Gespräche.
§. 582.
Jst die Wolle von Natur nicht linde genug, soKünstliche Mittel. bemühet sich der Künstler, diesen Fehler durch das Schmälzen zu heben *. Er handelt nicht ohne Grund, weil das Fett dem Körper das benimmt, wo- durch er straubig oder spröde ist (§. 32.). Er nimmt Baum-Oel, Butter, oder Rüb-Oel, am Ge- wichte den halben, dritten oder vierten Theil von der Schwere der Wolle. Mit diesem wird die Wolle ein- geschmieret und getränket. Diese geschmälzte Wolle wird geschlagen, in einem Kessel heißes Seif-Wasser eingeweichet, und alsdenn gewaschen.
*Anmerk. Jst die Wolle von Natur linde genug, so ist das Schmälzen nicht nöthig.
Daher
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von den Woll-Manufacturen.
daß wir auf zwey Stuͤkke zu ſehen haben. Einmahl auf die Futterung. Dieſe muß oͤligt, alkaliſch und nicht ſauer ſeyn. ſ. §. 301. Fuͤrs andere, auf die Zeit, in welcher man die Trift ſchließet, und die Schaafe im Stalle laͤſt. Die Engellaͤnder laſſen ihre Schaafe ſo lang, als nur moͤglich, bis in die Schnee- Zeit unter freyem Himmel, und dieß giebt ihnen lindere Wolle, als wenn ſie die Trift Zeit verkuͤr- zen *).
Anmerk. Dieß giebt uns einen Grund von dem Verboth, das in verſchiedenen Policey-Ord- nungen zu finden: Daß man unter den Schaa- fen keine Ziegen-Boͤkke halten ſoll. Laͤſt man dieſe zu den Schaafen, wie es viele Schaͤfer thun, ſo ge- ben zwar die Schaafe mehr Wolle am Gewichte, ſie iſt aber nicht linde, ſondern grob und ſtraubig.
*)Siehe den dritten Theil in dem Schauplatze der Natur, das ſiebenzehende Geſpraͤche.
§. 582.
Jſt die Wolle von Natur nicht linde genug, ſoKuͤnſtliche Mittel. bemuͤhet ſich der Kuͤnſtler, dieſen Fehler durch das Schmaͤlzen zu heben *. Er handelt nicht ohne Grund, weil das Fett dem Koͤrper das benimmt, wo- durch er ſtraubig oder ſproͤde iſt (§. 32.). Er nimmt Baum-Oel, Butter, oder Ruͤb-Oel, am Ge- wichte den halben, dritten oder vierten Theil von der Schwere der Wolle. Mit dieſem wird die Wolle ein- geſchmieret und getraͤnket. Dieſe geſchmaͤlzte Wolle wird geſchlagen, in einem Keſſel heißes Seif-Waſſer eingeweichet, und alsdenn gewaſchen.
*Anmerk. Jſt die Wolle von Natur linde genug, ſo iſt das Schmaͤlzen nicht noͤthig.
Daher
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von den Woll-Manufacturen.
daß wir auf zwey Stuͤkke zu ſehen haben. Einmahl
auf die Futterung. Dieſe muß oͤligt, alkaliſch und
nicht ſauer ſeyn. ſ. §. 301. Fuͤrs andere, auf die
Zeit, in welcher man die Trift ſchließet, und die
Schaafe im Stalle laͤſt. Die Engellaͤnder laſſen ihre
Schaafe ſo lang, als nur moͤglich, bis in die Schnee-
Zeit unter freyem Himmel, und dieß giebt ihnen
lindere Wolle, als wenn ſie die Trift Zeit verkuͤr-
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Anmerk. Dieß giebt uns einen Grund von
dem Verboth, das in verſchiedenen Policey-Ord-
nungen zu finden: Daß man unter den Schaa-
fen keine Ziegen-Boͤkke halten ſoll. Laͤſt man dieſe
zu den Schaafen, wie es viele Schaͤfer thun, ſo ge-
ben zwar die Schaafe mehr Wolle am Gewichte,
ſie iſt aber nicht linde, ſondern grob und ſtraubig.
*⁾ Siehe den dritten Theil in dem Schauplatze der
Natur, das ſiebenzehende Geſpraͤche.
§. 582.
Jſt die Wolle von Natur nicht linde genug, ſo
bemuͤhet ſich der Kuͤnſtler, dieſen Fehler durch das
Schmaͤlzen zu heben
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. Er handelt nicht ohne
Grund, weil das Fett dem Koͤrper das benimmt, wo-
durch er ſtraubig oder ſproͤde iſt (§. 32.). Er
nimmt Baum-Oel, Butter, oder Ruͤb-Oel, am Ge-
wichte den halben, dritten oder vierten Theil von der
Schwere der Wolle. Mit dieſem wird die Wolle ein-
geſchmieret und getraͤnket. Dieſe geſchmaͤlzte Wolle
wird geſchlagen, in einem Keſſel heißes Seif-Waſſer
eingeweichet, und alsdenn gewaſchen.
Kuͤnſtliche
Mittel.
* Anmerk. Jſt die Wolle von Natur linde
genug, ſo iſt das Schmaͤlzen nicht noͤthig.
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/391>, abgerufen am 13.11.2024.
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