Zuerst von der Güthe der Wolle. Diese wirdDie Güthe der Wolle wird aus drey Stükken beurtheilet. aus drey Stükken beurtheilet. Das erste, wenn sie reine. Das andere, wenn sie fein, das ist, in recht dünne Fäden durch das Spinnen kann gebracht wer- den. Das dritte, wenn sie linde, das ist, nicht straubigt, wie die Haare.
Anmerk. Das lezte ist beynahe das Stück, wo- durch wir die Wolle von den Haaren unterscheiden. Z. B. warum nennen wir das haarige Wesen, was wir von einigen Kräutern oder Sträuchern auf dem Felde sammlen, eine Wolle, und warum wer- den einige Haare, die von den Cameel-Thieren in den morgenländischen Oertern abgeschoren werden, eine Wolle genennet?
§. 578.
Die Reinigkeit der Wolle zu erlangen, wird sieWie das er- ste zu erlan- gen? gewaschen. Es wäre zu versuchen, ob nicht dieß, was wir von der Zubereitung des Flachses §. 549. und von der Wäsche der Leinwand §. 575. gesagt ha- ben, auch bey der Wäsche der Wolle mit Nutzen könnte gebraucht werden. Jch habe dieß zwar nicht versucht. Jch finde aber auch keinen Grund, das Gegentheil zu vermuthen. Untersuche ich den Grund von jenen Würkungen, und vergleiche diese mit der Beschaffenheit der Wolle, (§. 299. f.) so muß ich auch bey diesem Stükke einen erwünschten Erfolg hoffen. Nehme ich die Erfahrung zur Hülfe, so giebt mir auch diese keine Ursache, meine Gedanken zu verän- dern. Kann man durch diese Mittel den Werg vom Flachse, die Federn, die Brennnesseln beynahe in die schönste Wolle verwandeln, warum sollten sie nicht die würkliche Wolle merklich verbessern können.
§. 579.
A a
von den Woll-Manufacturen.
§. 577.
Zuerſt von der Guͤthe der Wolle. Dieſe wirdDie Guͤthe der Wolle wird aus drey Stuͤkken beurtheilet. aus drey Stuͤkken beurtheilet. Das erſte, wenn ſie reine. Das andere, wenn ſie fein, das iſt, in recht duͤnne Faͤden durch das Spinnen kann gebracht wer- den. Das dritte, wenn ſie linde, das iſt, nicht ſtraubigt, wie die Haare.
Anmerk. Das lezte iſt beynahe das Stuͤck, wo- durch wir die Wolle von den Haaren unterſcheiden. Z. B. warum nennen wir das haarige Weſen, was wir von einigen Kraͤutern oder Straͤuchern auf dem Felde ſammlen, eine Wolle, und warum wer- den einige Haare, die von den Cameel-Thieren in den morgenlaͤndiſchen Oertern abgeſchoren werden, eine Wolle genennet?
§. 578.
Die Reinigkeit der Wolle zu erlangen, wird ſieWie das er- ſte zu erlan- gen? gewaſchen. Es waͤre zu verſuchen, ob nicht dieß, was wir von der Zubereitung des Flachſes §. 549. und von der Waͤſche der Leinwand §. 575. geſagt ha- ben, auch bey der Waͤſche der Wolle mit Nutzen koͤnnte gebraucht werden. Jch habe dieß zwar nicht verſucht. Jch finde aber auch keinen Grund, das Gegentheil zu vermuthen. Unterſuche ich den Grund von jenen Wuͤrkungen, und vergleiche dieſe mit der Beſchaffenheit der Wolle, (§. 299. f.) ſo muß ich auch bey dieſem Stuͤkke einen erwuͤnſchten Erfolg hoffen. Nehme ich die Erfahrung zur Huͤlfe, ſo giebt mir auch dieſe keine Urſache, meine Gedanken zu veraͤn- dern. Kann man durch dieſe Mittel den Werg vom Flachſe, die Federn, die Brennneſſeln beynahe in die ſchoͤnſte Wolle verwandeln, warum ſollten ſie nicht die wuͤrkliche Wolle merklich verbeſſern koͤnnen.
§. 579.
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von den Woll-Manufacturen.
§. 577.
Zuerſt von der Guͤthe der Wolle. Dieſe wird
aus drey Stuͤkken beurtheilet. Das erſte, wenn ſie
reine. Das andere, wenn ſie fein, das iſt, in recht
duͤnne Faͤden durch das Spinnen kann gebracht wer-
den. Das dritte, wenn ſie linde, das iſt, nicht
ſtraubigt, wie die Haare.
Die Guͤthe
der Wolle
wird aus
drey Stuͤkken
beurtheilet.
Anmerk. Das lezte iſt beynahe das Stuͤck, wo-
durch wir die Wolle von den Haaren unterſcheiden.
Z. B. warum nennen wir das haarige Weſen, was
wir von einigen Kraͤutern oder Straͤuchern auf
dem Felde ſammlen, eine Wolle, und warum wer-
den einige Haare, die von den Cameel-Thieren in
den morgenlaͤndiſchen Oertern abgeſchoren werden,
eine Wolle genennet?
§. 578.
Die Reinigkeit der Wolle zu erlangen, wird ſie
gewaſchen. Es waͤre zu verſuchen, ob nicht dieß,
was wir von der Zubereitung des Flachſes §. 549.
und von der Waͤſche der Leinwand §. 575. geſagt ha-
ben, auch bey der Waͤſche der Wolle mit Nutzen
koͤnnte gebraucht werden. Jch habe dieß zwar nicht
verſucht. Jch finde aber auch keinen Grund, das
Gegentheil zu vermuthen. Unterſuche ich den Grund
von jenen Wuͤrkungen, und vergleiche dieſe mit der
Beſchaffenheit der Wolle, (§. 299. f.) ſo muß ich auch
bey dieſem Stuͤkke einen erwuͤnſchten Erfolg hoffen.
Nehme ich die Erfahrung zur Huͤlfe, ſo giebt mir
auch dieſe keine Urſache, meine Gedanken zu veraͤn-
dern. Kann man durch dieſe Mittel den Werg vom
Flachſe, die Federn, die Brennneſſeln beynahe in
die ſchoͤnſte Wolle verwandeln, warum ſollten ſie nicht
die wuͤrkliche Wolle merklich verbeſſern koͤnnen.
Wie das er-
ſte zu erlan-
gen?
§. 579.
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/389>, abgerufen am 21.11.2024.
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