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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Stadt-Wirthschaft 3 Abschnitt,
Grunde als hohle Haar-Röhrchens annehmen kann.
Denn ist dieß, so kann ihre Schnell-Kraft ein Mit-
tel zur Ausdehnung, und hiedurch ein Mittel werden,
auch den kleinsten Raum zu füllen. Sollte wohl
nicht die Gährung, die wir §. 560. angegeben haben,
eine Ursache seyn, die beyde Eigenschaften würket.

§. 563.
Von der
Bleiche.
Beschrei-
bung der
Holländi-
schen.

Wir kommen zur Bleiche. Die Holländer haben
in diesem Stükke einen nicht geringen Vorzug. Jh-
re Art das Leinwand zu waschen und zu bleichen, wird
in dem Journal oeconomique beschrieben. Wir wol-
len diese zuerst anführen, und alsdenn unsere Gedan-
ken von der Bleiche aus einander legen, so, daß sie
zugleich dasjenige anzeigen, worauf es bey der Zwirn-
Bleiche ankommt. Die Beschreibung von dem Wa-
schen und Bleichen des leinen Zeuges in Holland, ist
in dem, nach unserer Einsicht sehr nützlichen allgemei-
nen Magazin *) also übersetzet: Es ist wohl nie-
mand, der nicht aus eigener Erfahrung wissen sollte,
wie viel das Leinzeug unter den Händen der Wäsche-
rinnen abgenutzet wird. Man muß erstaunen, wenn
man die Schlagehölzer, die man zu der groben, und
wohl gar zu der nicht ganz gemeinen Leinwand ge-
braucht, nur ansieht. Das Holz, worauf man sie
gemeiniglich klopft; denn bisweilen klopft man sie auf
Steinen; verlieret bald die wenige Glätte, die man
ihm zu diesem Gebrauche giebt. Die feinsten Theile
desselben verfaulen, und seine gerissene und ausge.
hohlte Oberfläche wird vollkommen geschickt, die Lein-
wand, welche das Wasser, womit sie angefüllt ist, noch
schwächer und zarter macht, zu zerreissen. Die Lauge,
wodurch sie vorher gegangen ist, dienet gleichsam zu
einer Vorsicht, die man gebraucht hat, damit sie ja
dem übeln Handthieren, das man ihr zugedacht, nicht

wi-

Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
Grunde als hohle Haar-Roͤhrchens annehmen kann.
Denn iſt dieß, ſo kann ihre Schnell-Kraft ein Mit-
tel zur Ausdehnung, und hiedurch ein Mittel werden,
auch den kleinſten Raum zu fuͤllen. Sollte wohl
nicht die Gaͤhrung, die wir §. 560. angegeben haben,
eine Urſache ſeyn, die beyde Eigenſchaften wuͤrket.

§. 563.
Von der
Bleiche.
Beſchrei-
bung der
Hollaͤndi-
ſchen.

Wir kommen zur Bleiche. Die Hollaͤnder haben
in dieſem Stuͤkke einen nicht geringen Vorzug. Jh-
re Art das Leinwand zu waſchen und zu bleichen, wird
in dem Journal oeconomique beſchrieben. Wir wol-
len dieſe zuerſt anfuͤhren, und alsdenn unſere Gedan-
ken von der Bleiche aus einander legen, ſo, daß ſie
zugleich dasjenige anzeigen, worauf es bey der Zwirn-
Bleiche ankommt. Die Beſchreibung von dem Wa-
ſchen und Bleichen des leinen Zeuges in Holland, iſt
in dem, nach unſerer Einſicht ſehr nuͤtzlichen allgemei-
nen Magazin *) alſo uͤberſetzet: Es iſt wohl nie-
mand, der nicht aus eigener Erfahrung wiſſen ſollte,
wie viel das Leinzeug unter den Haͤnden der Waͤſche-
rinnen abgenutzet wird. Man muß erſtaunen, wenn
man die Schlagehoͤlzer, die man zu der groben, und
wohl gar zu der nicht ganz gemeinen Leinwand ge-
braucht, nur anſieht. Das Holz, worauf man ſie
gemeiniglich klopft; denn bisweilen klopft man ſie auf
Steinen; verlieret bald die wenige Glaͤtte, die man
ihm zu dieſem Gebrauche giebt. Die feinſten Theile
deſſelben verfaulen, und ſeine geriſſene und ausge.
hohlte Oberflaͤche wird vollkommen geſchickt, die Lein-
wand, welche das Waſſer, womit ſie angefuͤllt iſt, noch
ſchwaͤcher und zarter macht, zu zerreiſſen. Die Lauge,
wodurch ſie vorher gegangen iſt, dienet gleichſam zu
einer Vorſicht, die man gebraucht hat, damit ſie ja
dem uͤbeln Handthieren, das man ihr zugedacht, nicht

wi-
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[360/0380] Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt, Grunde als hohle Haar-Roͤhrchens annehmen kann. Denn iſt dieß, ſo kann ihre Schnell-Kraft ein Mit- tel zur Ausdehnung, und hiedurch ein Mittel werden, auch den kleinſten Raum zu fuͤllen. Sollte wohl nicht die Gaͤhrung, die wir §. 560. angegeben haben, eine Urſache ſeyn, die beyde Eigenſchaften wuͤrket. §. 563. Wir kommen zur Bleiche. Die Hollaͤnder haben in dieſem Stuͤkke einen nicht geringen Vorzug. Jh- re Art das Leinwand zu waſchen und zu bleichen, wird in dem Journal oeconomique beſchrieben. Wir wol- len dieſe zuerſt anfuͤhren, und alsdenn unſere Gedan- ken von der Bleiche aus einander legen, ſo, daß ſie zugleich dasjenige anzeigen, worauf es bey der Zwirn- Bleiche ankommt. Die Beſchreibung von dem Wa- ſchen und Bleichen des leinen Zeuges in Holland, iſt in dem, nach unſerer Einſicht ſehr nuͤtzlichen allgemei- nen Magazin *⁾ alſo uͤberſetzet: Es iſt wohl nie- mand, der nicht aus eigener Erfahrung wiſſen ſollte, wie viel das Leinzeug unter den Haͤnden der Waͤſche- rinnen abgenutzet wird. Man muß erſtaunen, wenn man die Schlagehoͤlzer, die man zu der groben, und wohl gar zu der nicht ganz gemeinen Leinwand ge- braucht, nur anſieht. Das Holz, worauf man ſie gemeiniglich klopft; denn bisweilen klopft man ſie auf Steinen; verlieret bald die wenige Glaͤtte, die man ihm zu dieſem Gebrauche giebt. Die feinſten Theile deſſelben verfaulen, und ſeine geriſſene und ausge. hohlte Oberflaͤche wird vollkommen geſchickt, die Lein- wand, welche das Waſſer, womit ſie angefuͤllt iſt, noch ſchwaͤcher und zarter macht, zu zerreiſſen. Die Lauge, wodurch ſie vorher gegangen iſt, dienet gleichſam zu einer Vorſicht, die man gebraucht hat, damit ſie ja dem uͤbeln Handthieren, das man ihr zugedacht, nicht wi-

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/380>, abgerufen am 13.11.2024.