Folgen vorzüglicher als die gewöhnliche Arbeit her- vorbringet.
§. 561.
Nunmehro kommt das Garn zum Weber. DenWorauf bey dem Weber zu sehen, wenn die Leinwand fein künstlichen Bau des Weberstuhls zu beschreiben, dieß gehöret zur Mechanik, und wer diese verstehet, dem wird die Beurtheilung von jenem nicht schwer fallen. Wir wollen bey der Weberey nur einige Dinge an- merken, worauf der zu sehen hat, der diese Beschäf- tigung regieren soll. Das erste Stück, in der Vollkommenheit des Leinwands ist, daß es in seiner Fläche eben. Folglich muß man bey der Weberey so wohl in dem Aufziehen, als auch bey dem Durchschla- gen das Brechen der Fäden verhindern. Sind die Fäden recht fein, so kann dieß nicht verhindert wer- den, wenn sie nicht feuchte bleiben. Daher folget ei- ne Haupt-Regel: Je feiner die Leinewand desto feuchter muß der Ort seyn, wo sie gewebet wird.
§. 562.
Das andere Stück einer vollkommenen Leinwandund wenn es dichte wer- den soll? ist, daß sie dichte. Dieß hänget theils von der Be- schaffenheit des Weberstuhls, theils von der Beschaf- fenheit der Fäden ab. Jener kann keine dichte Lein- wand machen, wenn die Zwischenräume der Fäden auf dem Weberstuhl zu weit. Daher muß auch in dieser Absicht der Weberstuhl nach der Feinheit des darauf zu webenden Leinwands gebauet werden. Bey den Fäden hat man in Ansehung dieser Absicht auf zwey- erley zu sehen. Einmahl, daß sie in ihrer Fläche etwas kleberigt. Denn alsdenn können sie durch das Zusammenschlagen zur cohaesion gebracht werden, die nicht allein von der Figur abhängt. Fürs andere, daß sie also sind zubereitet worden, daß man sie mit
Grun-
Z 4
von den Leinwands-Fabriquen.
Folgen vorzuͤglicher als die gewoͤhnliche Arbeit her- vorbringet.
§. 561.
Nunmehro kommt das Garn zum Weber. DenWorauf bey dem Weber zu ſehen, wenn die Leinwand fein kuͤnſtlichen Bau des Weberſtuhls zu beſchreiben, dieß gehoͤret zur Mechanik, und wer dieſe verſtehet, dem wird die Beurtheilung von jenem nicht ſchwer fallen. Wir wollen bey der Weberey nur einige Dinge an- merken, worauf der zu ſehen hat, der dieſe Beſchaͤf- tigung regieren ſoll. Das erſte Stuͤck, in der Vollkommenheit des Leinwands iſt, daß es in ſeiner Flaͤche eben. Folglich muß man bey der Weberey ſo wohl in dem Aufziehen, als auch bey dem Durchſchla- gen das Brechen der Faͤden verhindern. Sind die Faͤden recht fein, ſo kann dieß nicht verhindert wer- den, wenn ſie nicht feuchte bleiben. Daher folget ei- ne Haupt-Regel: Je feiner die Leinewand deſto feuchter muß der Ort ſeyn, wo ſie gewebet wird.
§. 562.
Das andere Stuͤck einer vollkommenen Leinwandund wenn es dichte wer- den ſoll? iſt, daß ſie dichte. Dieß haͤnget theils von der Be- ſchaffenheit des Weberſtuhls, theils von der Beſchaf- fenheit der Faͤden ab. Jener kann keine dichte Lein- wand machen, wenn die Zwiſchenraͤume der Faͤden auf dem Weberſtuhl zu weit. Daher muß auch in dieſer Abſicht der Weberſtuhl nach der Feinheit des darauf zu webenden Leinwands gebauet werden. Bey den Faͤden hat man in Anſehung dieſer Abſicht auf zwey- erley zu ſehen. Einmahl, daß ſie in ihrer Flaͤche etwas kleberigt. Denn alsdenn koͤnnen ſie durch das Zuſammenſchlagen zur cohaeſion gebracht werden, die nicht allein von der Figur abhaͤngt. Fuͤrs andere, daß ſie alſo ſind zubereitet worden, daß man ſie mit
Grun-
Z 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0379"n="359"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Leinwands-Fabriquen.</hi></fw><lb/>
Folgen vorzuͤglicher als die gewoͤhnliche Arbeit her-<lb/>
vorbringet.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 561.</head><lb/><p>Nunmehro kommt das Garn zum Weber. Den<noteplace="right">Worauf bey<lb/>
dem Weber<lb/>
zu ſehen,<lb/>
wenn die<lb/>
Leinwand<lb/>
fein</note><lb/>
kuͤnſtlichen Bau des Weberſtuhls zu beſchreiben, dieß<lb/>
gehoͤret zur Mechanik, und wer dieſe verſtehet, dem<lb/>
wird die Beurtheilung von jenem nicht ſchwer fallen.<lb/>
Wir wollen bey der Weberey nur einige Dinge an-<lb/>
merken, worauf der zu ſehen hat, der dieſe Beſchaͤf-<lb/>
tigung regieren ſoll. <hirendition="#fr">Das erſte Stuͤck,</hi> in der<lb/>
Vollkommenheit des Leinwands iſt, daß es in ſeiner<lb/>
Flaͤche eben. Folglich muß man bey der Weberey ſo<lb/>
wohl in dem Aufziehen, als auch bey dem Durchſchla-<lb/>
gen das Brechen der Faͤden verhindern. Sind die<lb/>
Faͤden recht fein, ſo kann dieß nicht verhindert wer-<lb/>
den, wenn ſie nicht feuchte bleiben. Daher folget ei-<lb/>
ne Haupt-Regel: <hirendition="#fr">Je feiner die Leinewand deſto<lb/>
feuchter muß der Ort ſeyn, wo ſie gewebet<lb/>
wird.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 562.</head><lb/><p>Das <hirendition="#fr">andere Stuͤck</hi> einer vollkommenen Leinwand<noteplace="right">und wenn es<lb/>
dichte wer-<lb/>
den ſoll?</note><lb/>
iſt, daß ſie dichte. Dieß haͤnget theils von der Be-<lb/>ſchaffenheit des Weberſtuhls, theils von der Beſchaf-<lb/>
fenheit der Faͤden ab. Jener kann keine dichte Lein-<lb/>
wand machen, wenn die Zwiſchenraͤume der Faͤden auf<lb/>
dem Weberſtuhl zu weit. Daher muß auch in dieſer<lb/>
Abſicht der Weberſtuhl nach der Feinheit des darauf<lb/>
zu webenden Leinwands gebauet werden. Bey den<lb/>
Faͤden hat man in Anſehung dieſer Abſicht auf zwey-<lb/>
erley zu ſehen. <hirendition="#fr">Einmahl,</hi> daß ſie in ihrer Flaͤche<lb/>
etwas kleberigt. Denn alsdenn koͤnnen ſie durch das<lb/>
Zuſammenſchlagen zur <hirendition="#aq">cohaeſion</hi> gebracht werden, die<lb/>
nicht allein von der Figur abhaͤngt. <hirendition="#fr">Fuͤrs andere,</hi><lb/>
daß ſie alſo ſind zubereitet worden, daß man ſie mit<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Grun-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[359/0379]
von den Leinwands-Fabriquen.
Folgen vorzuͤglicher als die gewoͤhnliche Arbeit her-
vorbringet.
§. 561.
Nunmehro kommt das Garn zum Weber. Den
kuͤnſtlichen Bau des Weberſtuhls zu beſchreiben, dieß
gehoͤret zur Mechanik, und wer dieſe verſtehet, dem
wird die Beurtheilung von jenem nicht ſchwer fallen.
Wir wollen bey der Weberey nur einige Dinge an-
merken, worauf der zu ſehen hat, der dieſe Beſchaͤf-
tigung regieren ſoll. Das erſte Stuͤck, in der
Vollkommenheit des Leinwands iſt, daß es in ſeiner
Flaͤche eben. Folglich muß man bey der Weberey ſo
wohl in dem Aufziehen, als auch bey dem Durchſchla-
gen das Brechen der Faͤden verhindern. Sind die
Faͤden recht fein, ſo kann dieß nicht verhindert wer-
den, wenn ſie nicht feuchte bleiben. Daher folget ei-
ne Haupt-Regel: Je feiner die Leinewand deſto
feuchter muß der Ort ſeyn, wo ſie gewebet
wird.
Worauf bey
dem Weber
zu ſehen,
wenn die
Leinwand
fein
§. 562.
Das andere Stuͤck einer vollkommenen Leinwand
iſt, daß ſie dichte. Dieß haͤnget theils von der Be-
ſchaffenheit des Weberſtuhls, theils von der Beſchaf-
fenheit der Faͤden ab. Jener kann keine dichte Lein-
wand machen, wenn die Zwiſchenraͤume der Faͤden auf
dem Weberſtuhl zu weit. Daher muß auch in dieſer
Abſicht der Weberſtuhl nach der Feinheit des darauf
zu webenden Leinwands gebauet werden. Bey den
Faͤden hat man in Anſehung dieſer Abſicht auf zwey-
erley zu ſehen. Einmahl, daß ſie in ihrer Flaͤche
etwas kleberigt. Denn alsdenn koͤnnen ſie durch das
Zuſammenſchlagen zur cohaeſion gebracht werden, die
nicht allein von der Figur abhaͤngt. Fuͤrs andere,
daß ſie alſo ſind zubereitet worden, daß man ſie mit
Grun-
und wenn es
dichte wer-
den ſoll?
Z 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/379>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.