Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Leinwands-Fabriquen.
in kleinere Theile, jeden etwan 2 Ellen lang, zer-
schneiden, und alsdenn eine Magd solche, wie der
Lein geschwungen wird, schwingen, von erwähnter
Menge Hopfen-Ranken bekam ich fast ein ganzes
Pfund sehr feinen und weißen Bast. Mit diesem
Versuche, der bis hieher gut gegangen war, fuhr ich
fort, und ließ diesen Bast von Hopfen-Ranken he-
cheln, denn es zu brechen, war nicht nöthig, da sich
keine Spreu darinnen fand. Nachgehends ließ ich
ihn zu Garne spinnen, und weben, woraus ich,
nebst dem Werge, das ich zum Einschlage nahm,
sechs Ellen schöne Leinwand bekam. Jch fand also
wahr, was ich aus Jumteland gehöret, und bis hie-
her nicht hatte glauben wollen.

*) Siehe die Abhandlungen aus der Natur-Lehre,
Haushaltungs-Kunst und Mechanik der Königlich
Schwedischen Akademie der Wissenschaften, den
zwölften Band, den neunten Versuch, im Heumonat,
August und Herbstmonat.
§. 552.

So weit der Versuch des Herrn Schißlers. ErGemachte
Folgen aus
diesem Ver-
suche.

macht selbst einige Anmerkungen. Jch will auch die-
se anführen und mit einigen Zusätzen vermehren. Die
Sache, wie ich es glaube, verdienet es. Jch bemerke
aber dabey, fähret er fort:

Einmahl: Wenn man diese Ranken im Wasser
röstet, brauchet man dazu lange Zeit, ehe sie
gehöriger maßen rösten, und wenigstens vier
Monate. Mittlerweile setzet sich das Eiß der-
gestalt an, daß man sie nicht eher, als auf das
Frühjahr heraus nehmen kann. Folglich schei-
net die beste Art zu seyn, die Ranken auf sol-
chen Dächern zu rösten, wovon ein warmer Dunst
unter dem Schnee den Winter über aufsteigt.
Fürs

von den Leinwands-Fabriquen.
in kleinere Theile, jeden etwan 2 Ellen lang, zer-
ſchneiden, und alsdenn eine Magd ſolche, wie der
Lein geſchwungen wird, ſchwingen, von erwaͤhnter
Menge Hopfen-Ranken bekam ich faſt ein ganzes
Pfund ſehr feinen und weißen Baſt. Mit dieſem
Verſuche, der bis hieher gut gegangen war, fuhr ich
fort, und ließ dieſen Baſt von Hopfen-Ranken he-
cheln, denn es zu brechen, war nicht noͤthig, da ſich
keine Spreu darinnen fand. Nachgehends ließ ich
ihn zu Garne ſpinnen, und weben, woraus ich,
nebſt dem Werge, das ich zum Einſchlage nahm,
ſechs Ellen ſchoͤne Leinwand bekam. Jch fand alſo
wahr, was ich aus Jumteland gehoͤret, und bis hie-
her nicht hatte glauben wollen.

*) Siehe die Abhandlungen aus der Natur-Lehre,
Haushaltungs-Kunſt und Mechanik der Koͤniglich
Schwediſchen Akademie der Wiſſenſchaften, den
zwoͤlften Band, den neunten Verſuch, im Heumonat,
Auguſt und Herbſtmonat.
§. 552.

So weit der Verſuch des Herrn Schißlers. ErGemachte
Folgen aus
dieſem Ver-
ſuche.

macht ſelbſt einige Anmerkungen. Jch will auch die-
ſe anfuͤhren und mit einigen Zuſaͤtzen vermehren. Die
Sache, wie ich es glaube, verdienet es. Jch bemerke
aber dabey, faͤhret er fort:

Einmahl: Wenn man dieſe Ranken im Waſſer
roͤſtet, brauchet man dazu lange Zeit, ehe ſie
gehoͤriger maßen roͤſten, und wenigſtens vier
Monate. Mittlerweile ſetzet ſich das Eiß der-
geſtalt an, daß man ſie nicht eher, als auf das
Fruͤhjahr heraus nehmen kann. Folglich ſchei-
net die beſte Art zu ſeyn, die Ranken auf ſol-
chen Daͤchern zu roͤſten, wovon ein warmer Dunſt
unter dem Schnee den Winter uͤber aufſteigt.
Fuͤrs
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0371" n="351"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Leinwands-Fabriquen.</hi></fw><lb/>
in kleinere Theile, jeden etwan 2 Ellen lang, zer-<lb/>
&#x017F;chneiden, und alsdenn eine Magd &#x017F;olche, wie der<lb/>
Lein ge&#x017F;chwungen wird, &#x017F;chwingen, von erwa&#x0364;hnter<lb/>
Menge Hopfen-Ranken bekam ich fa&#x017F;t ein ganzes<lb/>
Pfund &#x017F;ehr feinen und weißen Ba&#x017F;t. Mit die&#x017F;em<lb/>
Ver&#x017F;uche, der bis hieher gut gegangen war, fuhr ich<lb/>
fort, und ließ die&#x017F;en Ba&#x017F;t von Hopfen-Ranken he-<lb/>
cheln, denn es zu brechen, war nicht no&#x0364;thig, da &#x017F;ich<lb/>
keine Spreu darinnen fand. Nachgehends ließ ich<lb/>
ihn zu Garne &#x017F;pinnen, und weben, woraus ich,<lb/>
neb&#x017F;t dem Werge, das ich zum Ein&#x017F;chlage nahm,<lb/>
&#x017F;echs Ellen &#x017F;cho&#x0364;ne Leinwand bekam. Jch fand al&#x017F;o<lb/>
wahr, was ich aus Jumteland geho&#x0364;ret, und bis hie-<lb/>
her nicht hatte glauben wollen.</p><lb/>
              <note xml:id="e50" prev="#e49" place="end" n="*)"> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Siehe die Abhandlungen aus der Natur-Lehre,<lb/>
Haushaltungs-Kun&#x017F;t und Mechanik der Ko&#x0364;niglich<lb/>
Schwedi&#x017F;chen Akademie der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, den<lb/>
zwo&#x0364;lften Band, den neunten Ver&#x017F;uch, im Heumonat,<lb/>
Augu&#x017F;t und Herb&#x017F;tmonat.</hi> </hi> </note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 552.</head><lb/>
              <p>So weit der Ver&#x017F;uch des Herrn <hi rendition="#fr">Schißlers.</hi> Er<note place="right">Gemachte<lb/>
Folgen aus<lb/>
die&#x017F;em Ver-<lb/>
&#x017F;uche.</note><lb/>
macht &#x017F;elb&#x017F;t einige Anmerkungen. Jch will auch die-<lb/>
&#x017F;e anfu&#x0364;hren und mit einigen Zu&#x017F;a&#x0364;tzen vermehren. Die<lb/>
Sache, wie ich es glaube, verdienet es. Jch bemerke<lb/>
aber dabey, <hi rendition="#fr">fa&#x0364;hret er fort:</hi></p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#fr">Einmahl:</hi> Wenn man die&#x017F;e Ranken im Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ro&#x0364;&#x017F;tet, brauchet man dazu lange Zeit, ehe &#x017F;ie<lb/>
geho&#x0364;riger maßen ro&#x0364;&#x017F;ten, und wenig&#x017F;tens vier<lb/>
Monate. Mittlerweile &#x017F;etzet &#x017F;ich das Eiß der-<lb/>
ge&#x017F;talt an, daß man &#x017F;ie nicht eher, als auf das<lb/>
Fru&#x0364;hjahr heraus nehmen kann. Folglich &#x017F;chei-<lb/>
net die be&#x017F;te Art zu &#x017F;eyn, die Ranken auf &#x017F;ol-<lb/>
chen Da&#x0364;chern zu ro&#x0364;&#x017F;ten, wovon ein warmer Dun&#x017F;t<lb/>
unter dem Schnee den Winter u&#x0364;ber auf&#x017F;teigt.</item>
              </list><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs</hi> </fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0371] von den Leinwands-Fabriquen. in kleinere Theile, jeden etwan 2 Ellen lang, zer- ſchneiden, und alsdenn eine Magd ſolche, wie der Lein geſchwungen wird, ſchwingen, von erwaͤhnter Menge Hopfen-Ranken bekam ich faſt ein ganzes Pfund ſehr feinen und weißen Baſt. Mit dieſem Verſuche, der bis hieher gut gegangen war, fuhr ich fort, und ließ dieſen Baſt von Hopfen-Ranken he- cheln, denn es zu brechen, war nicht noͤthig, da ſich keine Spreu darinnen fand. Nachgehends ließ ich ihn zu Garne ſpinnen, und weben, woraus ich, nebſt dem Werge, das ich zum Einſchlage nahm, ſechs Ellen ſchoͤne Leinwand bekam. Jch fand alſo wahr, was ich aus Jumteland gehoͤret, und bis hie- her nicht hatte glauben wollen. *⁾ Siehe die Abhandlungen aus der Natur-Lehre, Haushaltungs-Kunſt und Mechanik der Koͤniglich Schwediſchen Akademie der Wiſſenſchaften, den zwoͤlften Band, den neunten Verſuch, im Heumonat, Auguſt und Herbſtmonat. §. 552. So weit der Verſuch des Herrn Schißlers. Er macht ſelbſt einige Anmerkungen. Jch will auch die- ſe anfuͤhren und mit einigen Zuſaͤtzen vermehren. Die Sache, wie ich es glaube, verdienet es. Jch bemerke aber dabey, faͤhret er fort: Gemachte Folgen aus dieſem Ver- ſuche. Einmahl: Wenn man dieſe Ranken im Waſſer roͤſtet, brauchet man dazu lange Zeit, ehe ſie gehoͤriger maßen roͤſten, und wenigſtens vier Monate. Mittlerweile ſetzet ſich das Eiß der- geſtalt an, daß man ſie nicht eher, als auf das Fruͤhjahr heraus nehmen kann. Folglich ſchei- net die beſte Art zu ſeyn, die Ranken auf ſol- chen Daͤchern zu roͤſten, wovon ein warmer Dunſt unter dem Schnee den Winter uͤber aufſteigt. Fuͤrs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/371
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/371>, abgerufen am 13.11.2024.