Capital auf unsere järlichen Einkünfte sichere Rechnung machen, als wenn wir diese mit unserer Geschicklichkeit erwerben sollen.
§. 13.
Dieser wird weiter aus- gearbeitet.
Es scheinet nöthig zu seyn, daß wir den Untersatz in dem von uns gebildetem Schlusse bevestigen. Man wird uns diesen sehr leicht verwilligen, wenn man diejenigen Zufälle, welche die erste Quelle verstopffen und zernichten können, mit denen Zufällen vergleichet, die der andern Quelle gefährlich sind. Die ersten Zufälle sind der Mangel der Gesundheit, der durch unendlich viele Begebenheiten kann gewürket werden, die verschie- denen Leidenschaften der Menschen, die durch unend- lich viele Veränderungen uns bald in dieser bald in jener Beschäftigung hinderlich sind. Die fast unzähl- baren Veränderungen sowohl in dem innerlichen als auch in dem äuserlichen Zustande des Orts, in dem wir wohnen. Die andern Zufälle sind die Betrügereien, und Schicksaale, welche von dem Lauffe der Natur abhangen. Die Betrügereien können wir durch eine genugsame Behutsamkeit wo nicht völlig verhindern doch schwächen. Die widrigen Zufälle, welche von dem Lauffe der Natur abhangen, sind nicht beständig. Und die Erfahrung lehret es, daß wir uns wider diese sehr oft schützen können, und daß uns diese, wenn sie uns von der einen Seiten schädlich sind, sehr oft von der andern Seite nützlich werden. Können wir uns auch bey den Zufällen der ersten Art dieses Vortheils rühmen? Dieß scheint genug zu seyn, den von mir angegebenen Satz zu bevestigen.
Anmerk. Wir nehmen das Wort Capital nicht in dem engern Verstande, in welchem es das bereits erworbene Geld bedeutet, was wir andern borgen, um einen Nutzen davon zu gewinnen. Sondern
wir
Vorbereitung
Capital auf unſere jaͤrlichen Einkuͤnfte ſichere Rechnung machen, als wenn wir dieſe mit unſerer Geſchicklichkeit erwerben ſollen.
§. 13.
Dieſer wird weiter aus- gearbeitet.
Es ſcheinet noͤthig zu ſeyn, daß wir den Unterſatz in dem von uns gebildetem Schluſſe beveſtigen. Man wird uns dieſen ſehr leicht verwilligen, wenn man diejenigen Zufaͤlle, welche die erſte Quelle verſtopffen und zernichten koͤnnen, mit denen Zufaͤllen vergleichet, die der andern Quelle gefaͤhrlich ſind. Die erſten Zufaͤlle ſind der Mangel der Geſundheit, der durch unendlich viele Begebenheiten kann gewuͤrket werden, die verſchie- denen Leidenſchaften der Menſchen, die durch unend- lich viele Veraͤnderungen uns bald in dieſer bald in jener Beſchaͤftigung hinderlich ſind. Die faſt unzaͤhl- baren Veraͤnderungen ſowohl in dem innerlichen als auch in dem aͤuſerlichen Zuſtande des Orts, in dem wir wohnen. Die andern Zufaͤlle ſind die Betruͤgereien, und Schickſaale, welche von dem Lauffe der Natur abhangen. Die Betruͤgereien koͤnnen wir durch eine genugſame Behutſamkeit wo nicht voͤllig verhindern doch ſchwaͤchen. Die widrigen Zufaͤlle, welche von dem Lauffe der Natur abhangen, ſind nicht beſtaͤndig. Und die Erfahrung lehret es, daß wir uns wider dieſe ſehr oft ſchuͤtzen koͤnnen, und daß uns dieſe, wenn ſie uns von der einen Seiten ſchaͤdlich ſind, ſehr oft von der andern Seite nuͤtzlich werden. Koͤnnen wir uns auch bey den Zufaͤllen der erſten Art dieſes Vortheils ruͤhmen? Dieß ſcheint genug zu ſeyn, den von mir angegebenen Satz zu beveſtigen.
Anmerk. Wir nehmen das Wort Capital nicht in dem engern Verſtande, in welchem es das bereits erworbene Geld bedeutet, was wir andern borgen, um einen Nutzen davon zu gewinnen. Sondern
wir
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0034"n="14"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorbereitung</hi></fw><lb/>
Capital auf unſere jaͤrlichen Einkuͤnfte ſichere Rechnung<lb/>
machen, als wenn wir dieſe mit unſerer Geſchicklichkeit<lb/>
erwerben ſollen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 13.</head><lb/><noteplace="left">Dieſer wird<lb/>
weiter aus-<lb/>
gearbeitet.</note><p>Es ſcheinet noͤthig zu ſeyn, daß wir den Unterſatz<lb/>
in dem von uns gebildetem Schluſſe beveſtigen.<lb/>
Man wird uns dieſen ſehr leicht verwilligen, wenn man<lb/>
diejenigen Zufaͤlle, welche die erſte Quelle verſtopffen und<lb/>
zernichten koͤnnen, mit denen Zufaͤllen vergleichet, die<lb/>
der andern Quelle gefaͤhrlich ſind. Die erſten Zufaͤlle<lb/>ſind der Mangel der Geſundheit, der durch unendlich<lb/>
viele Begebenheiten kann gewuͤrket werden, die verſchie-<lb/>
denen Leidenſchaften der Menſchen, die durch unend-<lb/>
lich viele Veraͤnderungen uns bald in dieſer bald in<lb/>
jener Beſchaͤftigung hinderlich ſind. Die faſt unzaͤhl-<lb/>
baren Veraͤnderungen ſowohl in dem innerlichen als<lb/>
auch in dem aͤuſerlichen Zuſtande des Orts, in dem wir<lb/>
wohnen. Die andern Zufaͤlle ſind die Betruͤgereien, und<lb/>
Schickſaale, welche von dem Lauffe der Natur abhangen.<lb/>
Die Betruͤgereien koͤnnen wir durch eine genugſame<lb/>
Behutſamkeit wo nicht voͤllig verhindern doch ſchwaͤchen.<lb/>
Die widrigen Zufaͤlle, welche von dem Lauffe der<lb/>
Natur abhangen, ſind nicht beſtaͤndig. Und die<lb/>
Erfahrung lehret es, daß wir uns wider dieſe ſehr oft<lb/>ſchuͤtzen koͤnnen, und daß uns dieſe, wenn ſie uns von<lb/>
der einen Seiten ſchaͤdlich ſind, ſehr oft von der andern<lb/>
Seite nuͤtzlich werden. Koͤnnen wir uns auch bey den<lb/>
Zufaͤllen der erſten Art dieſes Vortheils ruͤhmen?<lb/>
Dieß ſcheint genug zu ſeyn, den von mir angegebenen<lb/>
Satz zu beveſtigen.</p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Anmerk.</hi> Wir nehmen das Wort Capital nicht<lb/>
in dem engern Verſtande, in welchem es das bereits<lb/>
erworbene Geld bedeutet, was wir andern borgen,<lb/>
um einen Nutzen davon zu gewinnen. Sondern<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wir</fw><lb/></hi></p></div></div></body></text></TEI>
[14/0034]
Vorbereitung
Capital auf unſere jaͤrlichen Einkuͤnfte ſichere Rechnung
machen, als wenn wir dieſe mit unſerer Geſchicklichkeit
erwerben ſollen.
§. 13.
Es ſcheinet noͤthig zu ſeyn, daß wir den Unterſatz
in dem von uns gebildetem Schluſſe beveſtigen.
Man wird uns dieſen ſehr leicht verwilligen, wenn man
diejenigen Zufaͤlle, welche die erſte Quelle verſtopffen und
zernichten koͤnnen, mit denen Zufaͤllen vergleichet, die
der andern Quelle gefaͤhrlich ſind. Die erſten Zufaͤlle
ſind der Mangel der Geſundheit, der durch unendlich
viele Begebenheiten kann gewuͤrket werden, die verſchie-
denen Leidenſchaften der Menſchen, die durch unend-
lich viele Veraͤnderungen uns bald in dieſer bald in
jener Beſchaͤftigung hinderlich ſind. Die faſt unzaͤhl-
baren Veraͤnderungen ſowohl in dem innerlichen als
auch in dem aͤuſerlichen Zuſtande des Orts, in dem wir
wohnen. Die andern Zufaͤlle ſind die Betruͤgereien, und
Schickſaale, welche von dem Lauffe der Natur abhangen.
Die Betruͤgereien koͤnnen wir durch eine genugſame
Behutſamkeit wo nicht voͤllig verhindern doch ſchwaͤchen.
Die widrigen Zufaͤlle, welche von dem Lauffe der
Natur abhangen, ſind nicht beſtaͤndig. Und die
Erfahrung lehret es, daß wir uns wider dieſe ſehr oft
ſchuͤtzen koͤnnen, und daß uns dieſe, wenn ſie uns von
der einen Seiten ſchaͤdlich ſind, ſehr oft von der andern
Seite nuͤtzlich werden. Koͤnnen wir uns auch bey den
Zufaͤllen der erſten Art dieſes Vortheils ruͤhmen?
Dieß ſcheint genug zu ſeyn, den von mir angegebenen
Satz zu beveſtigen.
Anmerk. Wir nehmen das Wort Capital nicht
in dem engern Verſtande, in welchem es das bereits
erworbene Geld bedeutet, was wir andern borgen,
um einen Nutzen davon zu gewinnen. Sondern
wir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/34>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.