die auch Kraft-Mehl genennet wird, untersuchen, so finden wir Grund zu glauben, sie sey der mehligte Theil des Getraides, der den Kern machet, wenn die- ser von allen andern Vermischungen ist gereiniget wor- den. Siehe §. 4.
§. 451.
Jch will etwas anführen, diese Gedanken zu unter-Beweiß die- ses Begriffes stützen. Man lasse 100 Pfund Weitzen mahlen, man mache das Mehl so fein, als es in der Mühle mög- lich ist. Man suche, wie sich die Schwere des Mehls zur Schwere des gegebenen Weitzens verhalte. Man mache ferner aus 100 Pfund Weitzen weiße Stärke, die so gut ist, als sie seyn soll, wenn sie vollkommen. Man bestimme die Verhältniß der Schwere der Stärke, zur Schwere des gegebenen Weitzens. Und man wird es finden, daß die Stärke leichter, als jenes Mehl sey. Die Schwere des Weitzens, verhält sich zur Schwere der Stärke, die aus dem Weitzen ist ge- macht worden, insgemein wie 3 zu 1. Da im Ge- gentheil die Verhältniß der Schwere des Weitzens zur Schwere des zuvor beschriebenen Mehls diese Verhältniß merklich übersteiget, und der Verhält- niß von 3 zu 2 sehr nahe kommt. Dieß beweiset, daß in der weissen Stärke nicht alle Mehl-Theile des Ge- traides, woraus sie ist gemacht worden.
§. 452.
Die weiße Stärke ist eine mehligte Materie desFortsetzung des Bewei- ses. Getraides. Dieß ist offenbar. Sie fasset nicht alles Mehl des Getraides, wovon sie ist gemacht worden, in sich. Folglich ist sie nur ein Theil von dem Mehle des Getraides. Das Mehl des Getraides macht ent- weder den Kern, oder eine Materie die mit dem Kern vermischt ist (§. 4. u. f.). Woher kommt die weiße Stärke. Man fülle einen Cubic-Zoll mit der weis- sen Stärke, und einen andern mit dem Mehle, was
in
von der weißen Staͤrke.
die auch Kraft-Mehl genennet wird, unterſuchen, ſo finden wir Grund zu glauben, ſie ſey der mehligte Theil des Getraides, der den Kern machet, wenn die- ſer von allen andern Vermiſchungen iſt gereiniget wor- den. Siehe §. 4.
§. 451.
Jch will etwas anfuͤhren, dieſe Gedanken zu unter-Beweiß die- ſes Begriffes ſtuͤtzen. Man laſſe 100 Pfund Weitzen mahlen, man mache das Mehl ſo fein, als es in der Muͤhle moͤg- lich iſt. Man ſuche, wie ſich die Schwere des Mehls zur Schwere des gegebenen Weitzens verhalte. Man mache ferner aus 100 Pfund Weitzen weiße Staͤrke, die ſo gut iſt, als ſie ſeyn ſoll, wenn ſie vollkommen. Man beſtimme die Verhaͤltniß der Schwere der Staͤrke, zur Schwere des gegebenen Weitzens. Und man wird es finden, daß die Staͤrke leichter, als jenes Mehl ſey. Die Schwere des Weitzens, verhaͤlt ſich zur Schwere der Staͤrke, die aus dem Weitzen iſt ge- macht worden, insgemein wie 3 zu 1. Da im Ge- gentheil die Verhaͤltniß der Schwere des Weitzens zur Schwere des zuvor beſchriebenen Mehls dieſe Verhaͤltniß merklich uͤberſteiget, und der Verhaͤlt- niß von 3 zu 2 ſehr nahe kommt. Dieß beweiſet, daß in der weiſſen Staͤrke nicht alle Mehl-Theile des Ge- traides, woraus ſie iſt gemacht worden.
§. 452.
Die weiße Staͤrke iſt eine mehligte Materie desFortſetzung des Bewei- ſes. Getraides. Dieß iſt offenbar. Sie faſſet nicht alles Mehl des Getraides, wovon ſie iſt gemacht worden, in ſich. Folglich iſt ſie nur ein Theil von dem Mehle des Getraides. Das Mehl des Getraides macht ent- weder den Kern, oder eine Materie die mit dem Kern vermiſcht iſt (§. 4. u. f.). Woher kommt die weiße Staͤrke. Man fuͤlle einen Cubic-Zoll mit der weiſ- ſen Staͤrke, und einen andern mit dem Mehle, was
in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0321"n="301"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von der weißen Staͤrke.</hi></fw><lb/>
die auch <hirendition="#fr">Kraft-Mehl</hi> genennet wird, unterſuchen, ſo<lb/>
finden wir Grund zu glauben, ſie ſey der mehligte<lb/>
Theil des Getraides, der den Kern machet, wenn die-<lb/>ſer von allen andern Vermiſchungen iſt gereiniget wor-<lb/>
den. Siehe §. 4.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 451.</head><lb/><p>Jch will etwas anfuͤhren, dieſe Gedanken zu unter-<noteplace="right">Beweiß die-<lb/>ſes Begriffes</note><lb/>ſtuͤtzen. Man laſſe 100 Pfund Weitzen mahlen, man<lb/>
mache das Mehl ſo fein, als es in der Muͤhle moͤg-<lb/>
lich iſt. Man ſuche, wie ſich die Schwere des Mehls<lb/>
zur Schwere des gegebenen Weitzens verhalte. Man<lb/>
mache ferner aus 100 Pfund Weitzen weiße Staͤrke,<lb/>
die ſo gut iſt, als ſie ſeyn ſoll, wenn ſie vollkommen.<lb/>
Man beſtimme die Verhaͤltniß der Schwere der<lb/>
Staͤrke, zur Schwere des gegebenen Weitzens. Und<lb/>
man wird es finden, daß die Staͤrke leichter, als jenes<lb/>
Mehl ſey. Die Schwere des Weitzens, verhaͤlt ſich<lb/>
zur Schwere der Staͤrke, die aus dem Weitzen iſt ge-<lb/>
macht worden, insgemein wie 3 zu 1. Da im Ge-<lb/>
gentheil die Verhaͤltniß der Schwere des Weitzens<lb/>
zur Schwere des zuvor beſchriebenen Mehls dieſe<lb/>
Verhaͤltniß merklich uͤberſteiget, und der Verhaͤlt-<lb/>
niß von 3 zu 2 ſehr nahe kommt. Dieß beweiſet, daß<lb/>
in der weiſſen Staͤrke nicht alle Mehl-Theile des Ge-<lb/>
traides, woraus ſie iſt gemacht worden.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 452.</head><lb/><p>Die weiße Staͤrke iſt eine mehligte Materie des<noteplace="right">Fortſetzung<lb/>
des Bewei-<lb/>ſes.</note><lb/>
Getraides. Dieß iſt offenbar. Sie faſſet nicht alles<lb/>
Mehl des Getraides, wovon ſie iſt gemacht worden,<lb/>
in ſich. Folglich iſt ſie nur ein Theil von dem Mehle<lb/>
des Getraides. Das Mehl des Getraides macht ent-<lb/>
weder den Kern, oder eine Materie die mit dem Kern<lb/>
vermiſcht iſt (§. 4. u. f.). Woher kommt die weiße<lb/>
Staͤrke. Man fuͤlle einen Cubic-Zoll mit der weiſ-<lb/>ſen Staͤrke, und einen andern mit dem Mehle, was<lb/><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[301/0321]
von der weißen Staͤrke.
die auch Kraft-Mehl genennet wird, unterſuchen, ſo
finden wir Grund zu glauben, ſie ſey der mehligte
Theil des Getraides, der den Kern machet, wenn die-
ſer von allen andern Vermiſchungen iſt gereiniget wor-
den. Siehe §. 4.
§. 451.
Jch will etwas anfuͤhren, dieſe Gedanken zu unter-
ſtuͤtzen. Man laſſe 100 Pfund Weitzen mahlen, man
mache das Mehl ſo fein, als es in der Muͤhle moͤg-
lich iſt. Man ſuche, wie ſich die Schwere des Mehls
zur Schwere des gegebenen Weitzens verhalte. Man
mache ferner aus 100 Pfund Weitzen weiße Staͤrke,
die ſo gut iſt, als ſie ſeyn ſoll, wenn ſie vollkommen.
Man beſtimme die Verhaͤltniß der Schwere der
Staͤrke, zur Schwere des gegebenen Weitzens. Und
man wird es finden, daß die Staͤrke leichter, als jenes
Mehl ſey. Die Schwere des Weitzens, verhaͤlt ſich
zur Schwere der Staͤrke, die aus dem Weitzen iſt ge-
macht worden, insgemein wie 3 zu 1. Da im Ge-
gentheil die Verhaͤltniß der Schwere des Weitzens
zur Schwere des zuvor beſchriebenen Mehls dieſe
Verhaͤltniß merklich uͤberſteiget, und der Verhaͤlt-
niß von 3 zu 2 ſehr nahe kommt. Dieß beweiſet, daß
in der weiſſen Staͤrke nicht alle Mehl-Theile des Ge-
traides, woraus ſie iſt gemacht worden.
Beweiß die-
ſes Begriffes
§. 452.
Die weiße Staͤrke iſt eine mehligte Materie des
Getraides. Dieß iſt offenbar. Sie faſſet nicht alles
Mehl des Getraides, wovon ſie iſt gemacht worden,
in ſich. Folglich iſt ſie nur ein Theil von dem Mehle
des Getraides. Das Mehl des Getraides macht ent-
weder den Kern, oder eine Materie die mit dem Kern
vermiſcht iſt (§. 4. u. f.). Woher kommt die weiße
Staͤrke. Man fuͤlle einen Cubic-Zoll mit der weiſ-
ſen Staͤrke, und einen andern mit dem Mehle, was
in
Fortſetzung
des Bewei-
ſes.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/321>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.