Anmerk. Wir reden hier von der Gewißheit in einem so allgemeinen Verstande, in welchem die- ses Wort in der Sitten- und Klugheitslehre ge- braucht wird. Wo es nicht allemahl eine völlige Ge- wißheit, sondern oft einen sehr hohen Grad der War- scheinlichkeit anzeiget.
§. 10.
Es sind zwey Quellen möglich.
Diese Quelle der järlichen Einkünfte ist entweder die Geschicklichkeit mit der Anwendung unserer Kräfte et- was zu verdienen: oder sie ist ein bereits erworbenes Gut, welches vermögend ist, uns järlich einen Nutzen zu würken. Diese wird insbesondere die Quelle der järlichen Einkünfte, der Fond, das Capital genen- net.
§. 11.
Gedanken anderer von derjenigen, die einen Vorzug ver- dienet.
Jch weiß es nicht, ob ich die erste Quelle der andern, oder ob ich die andere Quelle der ersten vorziehen soll. Oder ob beyde in Ansehung der järlichen Einkünfte gleichgültig sind. Cajus hat ein Capital von 10000. Thalern, und dieß bringet ihm järlich einen Nutzen von 500. Thalern. Titius kann mit seiner Geschicklichkeit järlich 500. Thaler verdienen. Es hat demnach der eine ein so groses Einkommen als der andere. Dieß giebt verschiedenen Gründe zu glauben, es wären beyde Quellen in Ansehung der järlichen Einkünfte gleichgül- tig. Andere erheben den Vorzug der ersten Quelle, und die Gründe mit welchen sie diesen Gedanken bekräfti- gen, verdienen einige Aufmerksamkeit. Sie bilden diesen Schluß: Ein Capital ist verschiedenen widrigen Schicksaalen ausgesetzet. Bald werden wir darum be- trogen. Bald wird es durch das Feuer, Wasser und an- dere Unglücksfälle zernichtet. Da im Gegentheile un- sere Geschicklichkeiten wider diese Anfälle sicher stehen. Wiederum andere geben in diesem Stükke dem Capital
einen
Vorbereitung
Anmerk. Wir reden hier von der Gewißheit in einem ſo allgemeinen Verſtande, in welchem die- ſes Wort in der Sitten- und Klugheitslehre ge- braucht wird. Wo es nicht allemahl eine voͤllige Ge- wißheit, ſondern oft einen ſehr hohen Grad der War- ſcheinlichkeit anzeiget.
§. 10.
Es ſind zwey Quellen moͤglich.
Dieſe Quelle der jaͤrlichen Einkuͤnfte iſt entweder die Geſchicklichkeit mit der Anwendung unſerer Kraͤfte et- was zu verdienen: oder ſie iſt ein bereits erworbenes Gut, welches vermoͤgend iſt, uns jaͤrlich einen Nutzen zu wuͤrken. Dieſe wird insbeſondere die Quelle der jaͤrlichen Einkuͤnfte, der Fond, das Capital genen- net.
§. 11.
Gedanken anderer von derjenigen, die einen Vorzug ver- dienet.
Jch weiß es nicht, ob ich die erſte Quelle der andern, oder ob ich die andere Quelle der erſten vorziehen ſoll. Oder ob beyde in Anſehung der jaͤrlichen Einkuͤnfte gleichguͤltig ſind. Cajus hat ein Capital von 10000. Thalern, und dieß bringet ihm jaͤrlich einen Nutzen von 500. Thalern. Titius kann mit ſeiner Geſchicklichkeit jaͤrlich 500. Thaler verdienen. Es hat demnach der eine ein ſo groſes Einkommen als der andere. Dieß giebt verſchiedenen Gruͤnde zu glauben, es waͤren beyde Quellen in Anſehung der jaͤrlichen Einkuͤnfte gleichguͤl- tig. Andere erheben den Vorzug der erſten Quelle, und die Gruͤnde mit welchen ſie dieſen Gedanken bekraͤfti- gen, verdienen einige Aufmerkſamkeit. Sie bilden dieſen Schluß: Ein Capital iſt verſchiedenen widrigen Schickſaalen ausgeſetzet. Bald werden wir darum be- trogen. Bald wird es durch das Feuer, Waſſer und an- dere Ungluͤcksfaͤlle zernichtet. Da im Gegentheile un- ſere Geſchicklichkeiten wider dieſe Anfaͤlle ſicher ſtehen. Wiederum andere geben in dieſem Stuͤkke dem Capital
einen
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Vorbereitung
Anmerk. Wir reden hier von der Gewißheit in
einem ſo allgemeinen Verſtande, in welchem die-
ſes Wort in der Sitten- und Klugheitslehre ge-
braucht wird. Wo es nicht allemahl eine voͤllige Ge-
wißheit, ſondern oft einen ſehr hohen Grad der War-
ſcheinlichkeit anzeiget.
§. 10.
Dieſe Quelle der jaͤrlichen Einkuͤnfte iſt entweder die
Geſchicklichkeit mit der Anwendung unſerer Kraͤfte et-
was zu verdienen: oder ſie iſt ein bereits erworbenes
Gut, welches vermoͤgend iſt, uns jaͤrlich einen Nutzen
zu wuͤrken. Dieſe wird insbeſondere die Quelle der
jaͤrlichen Einkuͤnfte, der Fond, das Capital genen-
net.
§. 11.
Jch weiß es nicht, ob ich die erſte Quelle der andern,
oder ob ich die andere Quelle der erſten vorziehen ſoll.
Oder ob beyde in Anſehung der jaͤrlichen Einkuͤnfte
gleichguͤltig ſind. Cajus hat ein Capital von 10000.
Thalern, und dieß bringet ihm jaͤrlich einen Nutzen von
500. Thalern. Titius kann mit ſeiner Geſchicklichkeit
jaͤrlich 500. Thaler verdienen. Es hat demnach der
eine ein ſo groſes Einkommen als der andere. Dieß
giebt verſchiedenen Gruͤnde zu glauben, es waͤren beyde
Quellen in Anſehung der jaͤrlichen Einkuͤnfte gleichguͤl-
tig. Andere erheben den Vorzug der erſten Quelle,
und die Gruͤnde mit welchen ſie dieſen Gedanken bekraͤfti-
gen, verdienen einige Aufmerkſamkeit. Sie bilden
dieſen Schluß: Ein Capital iſt verſchiedenen widrigen
Schickſaalen ausgeſetzet. Bald werden wir darum be-
trogen. Bald wird es durch das Feuer, Waſſer und an-
dere Ungluͤcksfaͤlle zernichtet. Da im Gegentheile un-
ſere Geſchicklichkeiten wider dieſe Anfaͤlle ſicher ſtehen.
Wiederum andere geben in dieſem Stuͤkke dem Capital
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/32>, abgerufen am 13.11.2024.
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