frist, theils auflöset, so ist es eine nothwendige Fol- ge, daß in metallischen Gefäßen kein reiner, und zur wirthschaftlichen Absicht brauchbarer Eßig- könne ver- fertiget werden. Diese Würkung des Eßigs bewei- set, daß die besten Gefäße zum Eßigmachen, die glä- serne, die tönerne, wenn diese wohl ausgebrannt, und die hölzerne, wenn diese nehmlich von hartem Holze sind gemacht worden.
§. 437.
Das vierte Stück.
Das vierte Stük, ist die würkliche Bereitung des Eßigs. Jch will die Bereitung des Eßigs, welche Boerhaave beschrieben, ganz anführen, weil sie all- gemein ist, und alle andere Arten nichts als eine Nach- ahmung von dieser sind. Sie ist diese: Man machet zwo große Tonnen oder Kufen von Eichenholze, man machet in diese Tonnen einen hölzernen Rost, oder ge- flochtene Hürde, ungefähr eines Fußes hoch, über den untersten Boden. Wenn die Tonne in einen Bley- rechten Stande ist, so machet man auf diese Hurde ein leichtes Bette von grünen und frischgeschnittenen Weintrauben, daraus man die Kerne genommen hat, welche man gemeiniglich Kämme nennt, und läst nur an dem obersten Theile der Tonne einen Fußbreit leeren Raum, welcher von oben gänzlich offen seyn muß. Wenn die zwo Kufen also zugerichtet seyn, so thut man den Wein hinein, daraus man den Eßig machen will, doch so, daß die eine davon ganz voll, die andere aber nur halb voll, seyn muß. Man läst sie auf diese Art vier und zwanzig Stunden stehen, nach welcher Zeit man die halb volle Tonne mit dem Safte derjenigen vollmacht, die voll war und ihrer Seits halb voll bleibet. Vier und zwanzig Stunden her- nach machet man eben dieselbe Veränderung in beyden Gefäßen, und fähret also fort, sie wechselsweise vier und zwanzig Stunden über das eine voll und das an-
dere
Der Stadt-Wirthſchaft 2. Abſchnitt
friſt, theils aufloͤſet, ſo iſt es eine nothwendige Fol- ge, daß in metalliſchen Gefaͤßen kein reiner, und zur wirthſchaftlichen Abſicht brauchbarer Eßig- koͤnne ver- fertiget werden. Dieſe Wuͤrkung des Eßigs bewei- ſet, daß die beſten Gefaͤße zum Eßigmachen, die glaͤ- ſerne, die toͤnerne, wenn dieſe wohl ausgebrannt, und die hoͤlzerne, wenn dieſe nehmlich von hartem Holze ſind gemacht worden.
§. 437.
Das vierte Stuͤck.
Das vierte Stuͤk, iſt die wuͤrkliche Bereitung des Eßigs. Jch will die Bereitung des Eßigs, welche Boerhaave beſchrieben, ganz anfuͤhren, weil ſie all- gemein iſt, und alle andere Arten nichts als eine Nach- ahmung von dieſer ſind. Sie iſt dieſe: Man machet zwo große Tonnen oder Kufen von Eichenholze, man machet in dieſe Tonnen einen hoͤlzernen Roſt, oder ge- flochtene Huͤrde, ungefaͤhr eines Fußes hoch, uͤber den unterſten Boden. Wenn die Tonne in einen Bley- rechten Stande iſt, ſo machet man auf dieſe Hurde ein leichtes Bette von gruͤnen und friſchgeſchnittenen Weintrauben, daraus man die Kerne genommen hat, welche man gemeiniglich Kaͤmme nennt, und laͤſt nur an dem oberſten Theile der Tonne einen Fußbreit leeren Raum, welcher von oben gaͤnzlich offen ſeyn muß. Wenn die zwo Kufen alſo zugerichtet ſeyn, ſo thut man den Wein hinein, daraus man den Eßig machen will, doch ſo, daß die eine davon ganz voll, die andere aber nur halb voll, ſeyn muß. Man laͤſt ſie auf dieſe Art vier und zwanzig Stunden ſtehen, nach welcher Zeit man die halb volle Tonne mit dem Safte derjenigen vollmacht, die voll war und ihrer Seits halb voll bleibet. Vier und zwanzig Stunden her- nach machet man eben dieſelbe Veraͤnderung in beyden Gefaͤßen, und faͤhret alſo fort, ſie wechſelsweiſe vier und zwanzig Stunden uͤber das eine voll und das an-
dere
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Der Stadt-Wirthſchaft 2. Abſchnitt
friſt, theils aufloͤſet, ſo iſt es eine nothwendige Fol-
ge, daß in metalliſchen Gefaͤßen kein reiner, und zur
wirthſchaftlichen Abſicht brauchbarer Eßig- koͤnne ver-
fertiget werden. Dieſe Wuͤrkung des Eßigs bewei-
ſet, daß die beſten Gefaͤße zum Eßigmachen, die glaͤ-
ſerne, die toͤnerne, wenn dieſe wohl ausgebrannt, und
die hoͤlzerne, wenn dieſe nehmlich von hartem Holze
ſind gemacht worden.
§. 437.
Das vierte Stuͤk, iſt die wuͤrkliche Bereitung des
Eßigs. Jch will die Bereitung des Eßigs, welche
Boerhaave beſchrieben, ganz anfuͤhren, weil ſie all-
gemein iſt, und alle andere Arten nichts als eine Nach-
ahmung von dieſer ſind. Sie iſt dieſe: Man machet
zwo große Tonnen oder Kufen von Eichenholze, man
machet in dieſe Tonnen einen hoͤlzernen Roſt, oder ge-
flochtene Huͤrde, ungefaͤhr eines Fußes hoch, uͤber den
unterſten Boden. Wenn die Tonne in einen Bley-
rechten Stande iſt, ſo machet man auf dieſe Hurde
ein leichtes Bette von gruͤnen und friſchgeſchnittenen
Weintrauben, daraus man die Kerne genommen hat,
welche man gemeiniglich Kaͤmme nennt, und laͤſt nur
an dem oberſten Theile der Tonne einen Fußbreit
leeren Raum, welcher von oben gaͤnzlich offen ſeyn
muß. Wenn die zwo Kufen alſo zugerichtet ſeyn, ſo
thut man den Wein hinein, daraus man den Eßig
machen will, doch ſo, daß die eine davon ganz voll,
die andere aber nur halb voll, ſeyn muß. Man laͤſt
ſie auf dieſe Art vier und zwanzig Stunden ſtehen, nach
welcher Zeit man die halb volle Tonne mit dem Safte
derjenigen vollmacht, die voll war und ihrer Seits
halb voll bleibet. Vier und zwanzig Stunden her-
nach machet man eben dieſelbe Veraͤnderung in beyden
Gefaͤßen, und faͤhret alſo fort, ſie wechſelsweiſe vier
und zwanzig Stunden uͤber das eine voll und das an-
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/314>, abgerufen am 13.11.2024.
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