Das vierte: Je langsamer der Wein bey kleinem Feuer getrieben wird, desto stärker und geistreicher wird der Brandwein.
Der brennende Geist ist flüchtiger, als die übrigen Theile in der Mesche. Und daher kann er mit einem geringen Grade des Feuers in die Höhe getrieben werden, als der vermögend ist, die übrige Materie der Mesche in die Höhe zu bringen. Je weniger von dieser Materie mit dem Brandwein vermischt ist, de- sto stärker und geistreicher wird der Brandwein. Dieß ist genug, zu beweisen, daß der Brandwein desto stär- ker und geistreicher werden müsse, je langsamer der Wein bey kleinem Feuer getrieben wird.
§. 393.
Fünftes.
Das fünfte: Weder der Huth noch die Röh- ren, durch welche der Brandwein läuft, müssen zu heiß werden.
Sind diese zu heiß, so wird der geistige Theil des Weins, indem er diese berühret, verbrennen. Und daher bekommt man schlechten und wenigen Brand- wein.
Anmerk. Aus dieser Ursache wird der Huth fleißig mit Lappen, die im frischen Wasser genetzet werden, abgekühlet. Und die Röhren, durch wel- che der Geist läuft, gehen durch ein Faß, das mit frischem Wasser angefüllet, und das daher das Kühlfaß genennet wird. Warmes Wasser ist leich- ter als kaltes. Und daher wird es uns leicht seyn, durch Hülfe der Hydrostatic Mittel zu erfinden, diese Röhren beständig abzukühlen, und doch das Wasser in dem Kühl-Buttich zum wirthschaftli- chen Nutzen zu erwärmen.
§. 394.
Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt
§. 392.
Viertes.
Das vierte: Je langſamer der Wein bey kleinem Feuer getrieben wird, deſto ſtaͤrker und geiſtreicher wird der Brandwein.
Der brennende Geiſt iſt fluͤchtiger, als die uͤbrigen Theile in der Meſche. Und daher kann er mit einem geringen Grade des Feuers in die Hoͤhe getrieben werden, als der vermoͤgend iſt, die uͤbrige Materie der Meſche in die Hoͤhe zu bringen. Je weniger von dieſer Materie mit dem Brandwein vermiſcht iſt, de- ſto ſtaͤrker und geiſtreicher wird der Brandwein. Dieß iſt genug, zu beweiſen, daß der Brandwein deſto ſtaͤr- ker und geiſtreicher werden muͤſſe, je langſamer der Wein bey kleinem Feuer getrieben wird.
§. 393.
Fuͤnftes.
Das fuͤnfte: Weder der Huth noch die Roͤh- ren, durch welche der Brandwein laͤuft, muͤſſen zu heiß werden.
Sind dieſe zu heiß, ſo wird der geiſtige Theil des Weins, indem er dieſe beruͤhret, verbrennen. Und daher bekommt man ſchlechten und wenigen Brand- wein.
Anmerk. Aus dieſer Urſache wird der Huth fleißig mit Lappen, die im friſchen Waſſer genetzet werden, abgekuͤhlet. Und die Roͤhren, durch wel- che der Geiſt laͤuft, gehen durch ein Faß, das mit friſchem Waſſer angefuͤllet, und das daher das Kuͤhlfaß genennet wird. Warmes Waſſer iſt leich- ter als kaltes. Und daher wird es uns leicht ſeyn, durch Huͤlfe der Hydroſtatic Mittel zu erfinden, dieſe Roͤhren beſtaͤndig abzukuͤhlen, und doch das Waſſer in dem Kuͤhl-Buttich zum wirthſchaftli- chen Nutzen zu erwaͤrmen.
§. 394.
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Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt
§. 392.
Das vierte: Je langſamer der Wein bey
kleinem Feuer getrieben wird, deſto ſtaͤrker
und geiſtreicher wird der Brandwein.
Der brennende Geiſt iſt fluͤchtiger, als die uͤbrigen
Theile in der Meſche. Und daher kann er mit einem
geringen Grade des Feuers in die Hoͤhe getrieben
werden, als der vermoͤgend iſt, die uͤbrige Materie
der Meſche in die Hoͤhe zu bringen. Je weniger von
dieſer Materie mit dem Brandwein vermiſcht iſt, de-
ſto ſtaͤrker und geiſtreicher wird der Brandwein. Dieß
iſt genug, zu beweiſen, daß der Brandwein deſto ſtaͤr-
ker und geiſtreicher werden muͤſſe, je langſamer der
Wein bey kleinem Feuer getrieben wird.
§. 393.
Das fuͤnfte: Weder der Huth noch die Roͤh-
ren, durch welche der Brandwein laͤuft,
muͤſſen zu heiß werden.
Sind dieſe zu heiß, ſo wird der geiſtige Theil des
Weins, indem er dieſe beruͤhret, verbrennen. Und
daher bekommt man ſchlechten und wenigen Brand-
wein.
Anmerk. Aus dieſer Urſache wird der Huth
fleißig mit Lappen, die im friſchen Waſſer genetzet
werden, abgekuͤhlet. Und die Roͤhren, durch wel-
che der Geiſt laͤuft, gehen durch ein Faß, das mit
friſchem Waſſer angefuͤllet, und das daher das
Kuͤhlfaß genennet wird. Warmes Waſſer iſt leich-
ter als kaltes. Und daher wird es uns leicht ſeyn,
durch Huͤlfe der Hydroſtatic Mittel zu erfinden,
dieſe Roͤhren beſtaͤndig abzukuͤhlen, und doch das
Waſſer in dem Kuͤhl-Buttich zum wirthſchaftli-
chen Nutzen zu erwaͤrmen.
§. 394.
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/290>, abgerufen am 13.11.2024.
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