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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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zu den Cameralwissenschaften.
wir unser Project ausführen müssen: Die verschiede-
nen Arten der Erde, die theils durch ihre innere Be-
schaffenheit, theils durch ihre Lage bestimmt werden:
die verschiedenen Zufälle, welche durch die Verände-
rung des Wetters gewürket werden, und so weiter. * Fürs andere ist auch dieß gegründet, daß in verschie-
denen Schriften, in welchen ihre Verfasser die Haus-
haltungskunst wissenschaftlich haben vortragen wollen,
solche Dinge enthalten sind, die theils der Erfah-
rung widersprechen, theils aber, ob sie zwar mög-
lich, doch nicht brauchbar sind, weil sie mehr eine Be-
lustigung als einen Vortheil würken, oder auch zu vie-
le zufällige Begebenheiten erfordern, von welchen ein
glücklicher Erfolg des Versuchs abhänget. ** Ob wir
nun zwar diese angenommenen Gründe nicht völlig ver-
werffen können, so sind sie doch zu schwach, mich von
dem zu überzeigen, was hieraus ist geschlossen worden,
daß nemlich eine wissenschaftliche Abhandlung der Haus-
haltungskunst und der Cameralwissenschaften unmög-
lich sey.

* Diese Umstände können in den Fürlesungen genauer be-
schrieben werden.
** Dieß beweiset theils der Versuch, den man mit dem
Stekken des Saamens gemacht hat: theils was in ver-
schiedenen Schriften von der künstlichen Dingung vor-
geschrieben wird. Und so ferner.
§. 5.

Folgende Ursachen nöthigen mich, die Richtigkeitund die Un-
richtigkeit
der Folge
bewiesen.

der gemachten Folge zu läugnen. Einmahl wer pfle-
get, wenn er verständig handeln will, die Möglichkeit
und Unmöglichkeit einer Sache nach den Fehlern zu
beurtheilen, die in dem Vortrage der Sache mit ein-
geschlichen sind. Fürs andere, Fehler, die Verstän-
dige begehen, verdienen jederzeit eine besondere Auf-

merk-
A 4

zu den Cameralwiſſenſchaften.
wir unſer Project ausfuͤhren muͤſſen: Die verſchiede-
nen Arten der Erde, die theils durch ihre innere Be-
ſchaffenheit, theils durch ihre Lage beſtimmt werden:
die verſchiedenen Zufaͤlle, welche durch die Veraͤnde-
rung des Wetters gewuͤrket werden, und ſo weiter. * Fuͤrs andere iſt auch dieß gegruͤndet, daß in verſchie-
denen Schriften, in welchen ihre Verfaſſer die Haus-
haltungskunſt wiſſenſchaftlich haben vortragen wollen,
ſolche Dinge enthalten ſind, die theils der Erfah-
rung widerſprechen, theils aber, ob ſie zwar moͤg-
lich, doch nicht brauchbar ſind, weil ſie mehr eine Be-
luſtigung als einen Vortheil wuͤrken, oder auch zu vie-
le zufaͤllige Begebenheiten erfordern, von welchen ein
gluͤcklicher Erfolg des Verſuchs abhaͤnget. ** Ob wir
nun zwar dieſe angenommenen Gruͤnde nicht voͤllig ver-
werffen koͤnnen, ſo ſind ſie doch zu ſchwach, mich von
dem zu uͤberzeigen, was hieraus iſt geſchloſſen worden,
daß nemlich eine wiſſenſchaftliche Abhandlung der Haus-
haltungskunſt und der Cameralwiſſenſchaften unmoͤg-
lich ſey.

* Dieſe Umſtaͤnde koͤnnen in den Fuͤrleſungen genauer be-
ſchrieben werden.
** Dieß beweiſet theils der Verſuch, den man mit dem
Stekken des Saamens gemacht hat: theils was in ver-
ſchiedenen Schriften von der kuͤnſtlichen Dingung vor-
geſchrieben wird. Und ſo ferner.
§. 5.

Folgende Urſachen noͤthigen mich, die Richtigkeitund die Un-
richtigkeit
der Folge
bewieſen.

der gemachten Folge zu laͤugnen. Einmahl wer pfle-
get, wenn er verſtaͤndig handeln will, die Moͤglichkeit
und Unmoͤglichkeit einer Sache nach den Fehlern zu
beurtheilen, die in dem Vortrage der Sache mit ein-
geſchlichen ſind. Fuͤrs andere, Fehler, die Verſtaͤn-
dige begehen, verdienen jederzeit eine beſondere Auf-

merk-
A 4
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[7/0027] zu den Cameralwiſſenſchaften. wir unſer Project ausfuͤhren muͤſſen: Die verſchiede- nen Arten der Erde, die theils durch ihre innere Be- ſchaffenheit, theils durch ihre Lage beſtimmt werden: die verſchiedenen Zufaͤlle, welche durch die Veraͤnde- rung des Wetters gewuͤrket werden, und ſo weiter. * Fuͤrs andere iſt auch dieß gegruͤndet, daß in verſchie- denen Schriften, in welchen ihre Verfaſſer die Haus- haltungskunſt wiſſenſchaftlich haben vortragen wollen, ſolche Dinge enthalten ſind, die theils der Erfah- rung widerſprechen, theils aber, ob ſie zwar moͤg- lich, doch nicht brauchbar ſind, weil ſie mehr eine Be- luſtigung als einen Vortheil wuͤrken, oder auch zu vie- le zufaͤllige Begebenheiten erfordern, von welchen ein gluͤcklicher Erfolg des Verſuchs abhaͤnget. ** Ob wir nun zwar dieſe angenommenen Gruͤnde nicht voͤllig ver- werffen koͤnnen, ſo ſind ſie doch zu ſchwach, mich von dem zu uͤberzeigen, was hieraus iſt geſchloſſen worden, daß nemlich eine wiſſenſchaftliche Abhandlung der Haus- haltungskunſt und der Cameralwiſſenſchaften unmoͤg- lich ſey. * Dieſe Umſtaͤnde koͤnnen in den Fuͤrleſungen genauer be- ſchrieben werden. ** Dieß beweiſet theils der Verſuch, den man mit dem Stekken des Saamens gemacht hat: theils was in ver- ſchiedenen Schriften von der kuͤnſtlichen Dingung vor- geſchrieben wird. Und ſo ferner. §. 5. Folgende Urſachen noͤthigen mich, die Richtigkeit der gemachten Folge zu laͤugnen. Einmahl wer pfle- get, wenn er verſtaͤndig handeln will, die Moͤglichkeit und Unmoͤglichkeit einer Sache nach den Fehlern zu beurtheilen, die in dem Vortrage der Sache mit ein- geſchlichen ſind. Fuͤrs andere, Fehler, die Verſtaͤn- dige begehen, verdienen jederzeit eine beſondere Auf- merk- und die Un- richtigkeit der Folge bewieſen. A 4

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/27>, abgerufen am 21.11.2024.