Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Stadt-Wirthschaft 1 Abschnitt,
ein Gewerke, oder eine Manufaktur und Fabrique an-
zulegen, wenn er zu beyden Gelegenheit hat. Wir
betrachten diese Sache entweder für sich, oder unter
einige besondere Umstände. Jn dem ersten Falle
muß ich den Gewerken einen Vorzug geben. Der
Grund ist dieser: Eine Beschäftigung des Stadt-
Wirths, die verschiedene Abgänge abwirft, die dem
Land-Wirthe in Ansehung der Viehzucht, der Mastung
u. s. f. nützlich sind, die ist einem Land-Wirthe nütz-
licher, als eine solche Stadtwirthschaftliche Beschäfti-
gung, die dergleichen Abgänge nicht hervorbringet.
Diesen Satz wird man uns alsdenn verwilligen, wenn
man dasjenige überleget, was wir zuvor von dem
Nutzen der Viehzucht, und der Mastung abgehandelt
haben. Die Gewerke würken solche Abgänge. Die
Manufakturen und Fabriquen im Gegentheile sind un-
vermögend, dergleichen Würkungen hervorzubringen.
Folglich sind auch jene einem Land-Wirthe, für sich
betrachtet, nützlicher als diese.

§. 324.
Dieß wird
weiter be-
wiesen.

Wir können diese Lehre auch noch mit folgendem
Grunde unterstützen. Es ist eine bekannte Sache,
und die Nothwendigkeit in dem Gebrauche der Din-
ge bekräftiget diese, daß man bey dem Verkauf der
Werke von den Gewerken, wenn diese gut sind, we-
nigere Hindernisse findet, als bey dem Verkauf der
Werke von den Manufacturen und Fabriquen. Jst
dieß, so ist es auch gewiß, daß ein Land-Wirth bey
jenen nicht so vieles waget, als bey diesen. Und da-
her haben auch jene bey ihm einen Vorzug.

§. 325.
Doch kön-
nen auch die-
se ihm nütz-
lich werden.

Besondere Umstände können eine Sache nützlich
machen, die man für sich betrachtet, verworfen.
Keine Manufaktur oder Fabrique kann ohne dem

Ge-

Der Stadt-Wirthſchaft 1 Abſchnitt,
ein Gewerke, oder eine Manufaktur und Fabrique an-
zulegen, wenn er zu beyden Gelegenheit hat. Wir
betrachten dieſe Sache entweder fuͤr ſich, oder unter
einige beſondere Umſtaͤnde. Jn dem erſten Falle
muß ich den Gewerken einen Vorzug geben. Der
Grund iſt dieſer: Eine Beſchaͤftigung des Stadt-
Wirths, die verſchiedene Abgaͤnge abwirft, die dem
Land-Wirthe in Anſehung der Viehzucht, der Maſtung
u. ſ. f. nuͤtzlich ſind, die iſt einem Land-Wirthe nuͤtz-
licher, als eine ſolche Stadtwirthſchaftliche Beſchaͤfti-
gung, die dergleichen Abgaͤnge nicht hervorbringet.
Dieſen Satz wird man uns alsdenn verwilligen, wenn
man dasjenige uͤberleget, was wir zuvor von dem
Nutzen der Viehzucht, und der Maſtung abgehandelt
haben. Die Gewerke wuͤrken ſolche Abgaͤnge. Die
Manufakturen und Fabriquen im Gegentheile ſind un-
vermoͤgend, dergleichen Wuͤrkungen hervorzubringen.
Folglich ſind auch jene einem Land-Wirthe, fuͤr ſich
betrachtet, nuͤtzlicher als dieſe.

§. 324.
Dieß wird
weiter be-
wieſen.

Wir koͤnnen dieſe Lehre auch noch mit folgendem
Grunde unterſtuͤtzen. Es iſt eine bekannte Sache,
und die Nothwendigkeit in dem Gebrauche der Din-
ge bekraͤftiget dieſe, daß man bey dem Verkauf der
Werke von den Gewerken, wenn dieſe gut ſind, we-
nigere Hinderniſſe findet, als bey dem Verkauf der
Werke von den Manufacturen und Fabriquen. Jſt
dieß, ſo iſt es auch gewiß, daß ein Land-Wirth bey
jenen nicht ſo vieles waget, als bey dieſen. Und da-
her haben auch jene bey ihm einen Vorzug.

§. 325.
Doch koͤn-
nen auch die-
ſe ihm nuͤtz-
lich werden.

Beſondere Umſtaͤnde koͤnnen eine Sache nuͤtzlich
machen, die man fuͤr ſich betrachtet, verworfen.
Keine Manufaktur oder Fabrique kann ohne dem

Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0254" n="234"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Stadt-Wirth&#x017F;chaft 1 Ab&#x017F;chnitt,</hi></fw><lb/>
ein Gewerke, oder eine Manufaktur und Fabrique an-<lb/>
zulegen, wenn er zu beyden Gelegenheit hat. Wir<lb/>
betrachten die&#x017F;e Sache entweder fu&#x0364;r &#x017F;ich, oder unter<lb/>
einige be&#x017F;ondere Um&#x017F;ta&#x0364;nde. Jn dem er&#x017F;ten Falle<lb/>
muß ich den Gewerken einen Vorzug geben. Der<lb/>
Grund i&#x017F;t die&#x017F;er: Eine Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung des Stadt-<lb/>
Wirths, die ver&#x017F;chiedene Abga&#x0364;nge abwirft, die dem<lb/>
Land-Wirthe in An&#x017F;ehung der Viehzucht, der Ma&#x017F;tung<lb/>
u. &#x017F;. f. nu&#x0364;tzlich &#x017F;ind, die i&#x017F;t einem Land-Wirthe nu&#x0364;tz-<lb/>
licher, als eine &#x017F;olche Stadtwirth&#x017F;chaftliche Be&#x017F;cha&#x0364;fti-<lb/>
gung, die dergleichen Abga&#x0364;nge nicht hervorbringet.<lb/>
Die&#x017F;en Satz wird man uns alsdenn verwilligen, wenn<lb/>
man dasjenige u&#x0364;berleget, was wir zuvor von dem<lb/>
Nutzen der Viehzucht, und der Ma&#x017F;tung abgehandelt<lb/>
haben. Die Gewerke wu&#x0364;rken &#x017F;olche Abga&#x0364;nge. Die<lb/>
Manufakturen und Fabriquen im Gegentheile &#x017F;ind un-<lb/>
vermo&#x0364;gend, dergleichen Wu&#x0364;rkungen hervorzubringen.<lb/>
Folglich &#x017F;ind auch jene einem Land-Wirthe, fu&#x0364;r &#x017F;ich<lb/>
betrachtet, nu&#x0364;tzlicher als die&#x017F;e.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 324.</head><lb/>
            <note place="left">Dieß wird<lb/>
weiter be-<lb/>
wie&#x017F;en.</note>
            <p>Wir ko&#x0364;nnen die&#x017F;e Lehre auch noch mit folgendem<lb/>
Grunde unter&#x017F;tu&#x0364;tzen. Es i&#x017F;t eine bekannte Sache,<lb/>
und die Nothwendigkeit in dem Gebrauche der Din-<lb/>
ge bekra&#x0364;ftiget die&#x017F;e, daß man bey dem Verkauf der<lb/>
Werke von den Gewerken, wenn die&#x017F;e gut &#x017F;ind, we-<lb/>
nigere Hinderni&#x017F;&#x017F;e findet, als bey dem Verkauf der<lb/>
Werke von den Manufacturen und Fabriquen. J&#x017F;t<lb/>
dieß, &#x017F;o i&#x017F;t es auch gewiß, daß ein Land-Wirth bey<lb/>
jenen nicht &#x017F;o vieles waget, als bey die&#x017F;en. Und da-<lb/>
her haben auch jene bey ihm einen Vorzug.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 325.</head><lb/>
            <note place="left">Doch ko&#x0364;n-<lb/>
nen auch die-<lb/>
&#x017F;e ihm nu&#x0364;tz-<lb/>
lich werden.</note>
            <p>Be&#x017F;ondere Um&#x017F;ta&#x0364;nde ko&#x0364;nnen eine Sache nu&#x0364;tzlich<lb/>
machen, die man fu&#x0364;r &#x017F;ich betrachtet, verworfen.<lb/>
Keine Manufaktur oder Fabrique kann ohne dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0254] Der Stadt-Wirthſchaft 1 Abſchnitt, ein Gewerke, oder eine Manufaktur und Fabrique an- zulegen, wenn er zu beyden Gelegenheit hat. Wir betrachten dieſe Sache entweder fuͤr ſich, oder unter einige beſondere Umſtaͤnde. Jn dem erſten Falle muß ich den Gewerken einen Vorzug geben. Der Grund iſt dieſer: Eine Beſchaͤftigung des Stadt- Wirths, die verſchiedene Abgaͤnge abwirft, die dem Land-Wirthe in Anſehung der Viehzucht, der Maſtung u. ſ. f. nuͤtzlich ſind, die iſt einem Land-Wirthe nuͤtz- licher, als eine ſolche Stadtwirthſchaftliche Beſchaͤfti- gung, die dergleichen Abgaͤnge nicht hervorbringet. Dieſen Satz wird man uns alsdenn verwilligen, wenn man dasjenige uͤberleget, was wir zuvor von dem Nutzen der Viehzucht, und der Maſtung abgehandelt haben. Die Gewerke wuͤrken ſolche Abgaͤnge. Die Manufakturen und Fabriquen im Gegentheile ſind un- vermoͤgend, dergleichen Wuͤrkungen hervorzubringen. Folglich ſind auch jene einem Land-Wirthe, fuͤr ſich betrachtet, nuͤtzlicher als dieſe. §. 324. Wir koͤnnen dieſe Lehre auch noch mit folgendem Grunde unterſtuͤtzen. Es iſt eine bekannte Sache, und die Nothwendigkeit in dem Gebrauche der Din- ge bekraͤftiget dieſe, daß man bey dem Verkauf der Werke von den Gewerken, wenn dieſe gut ſind, we- nigere Hinderniſſe findet, als bey dem Verkauf der Werke von den Manufacturen und Fabriquen. Jſt dieß, ſo iſt es auch gewiß, daß ein Land-Wirth bey jenen nicht ſo vieles waget, als bey dieſen. Und da- her haben auch jene bey ihm einen Vorzug. §. 325. Beſondere Umſtaͤnde koͤnnen eine Sache nuͤtzlich machen, die man fuͤr ſich betrachtet, verworfen. Keine Manufaktur oder Fabrique kann ohne dem Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/254
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/254>, abgerufen am 21.11.2024.