Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Land-Wirthschaft 3 Abschnitt
Folge der allgemeinen Wirthschafts-Regel: Ein Wirth
muß nicht mehr ausgeben, als er einnimmt.

§. 272.
Dieß wird
mit den
Schweinen
erläutert.

Wir wollen dieß mit einem Beyspiele erläutern.
Es ist gewiß, daß die Schweine zu dieser Absicht, da
man nur durch die Vermehrung den Nutzen suchet,
wo nicht die nützlichsten, doch wenigstens solche Thie-
re sind, die wir den nützlichsten beyzehlen müssen. Ei-
ne gute Sau-Mutter wirft wenigstens in einem Jahr
zweymahl, und wir können bey einem jeden Wurfe
wenigstens auf 8 Ferkel Rechnung machen. Dieß
sind von einer Mutter in einem Jahr 16 Ferkel.
Diese saugen 4 bis 6 Wochen, alsdenn kann man
hier zu Lande das Stück wenigstens vor 16 Groschen
verkaufen. Dieß macht zusammen 10 Thlr. 16 gl.
Der Vortheil scheint ansehnlich zu seyn. Nun bilde
man sich eine Wirthschaft, in welcher man keine Ab-
gänge zur Schwein-Fütterung hat, z. E. Trebern,
Spülig und dergleichen, und in welcher man die
Schweine mit Gersten- Erbsen-Schrot und dergleichen
futtern muß, man setze zu diesem den Aufwand für
das Gesinde, und alsdenn ziehe mau die Rechnung,
so wird gewiß der Vortheil verschwinden.

§. 273.
Allgemeine
Regel.

Aus diesem folget eine Haupt-Regel, die man bey der
Wahl der Thiere, die sich durch die Vermehrung nutz-
bar beweisen sollen, genau zu beobachten hat:

Man muß solche Thiere zu dieser Absicht
wählen, die man von den Abgängen seiner
Wirthschaft wohl füttern kann.

Anmerk. Von den Abgängen, die uns der Ak-
kerbau schenket, haben wir bereits oben geredet. Die

Ab-

Der Land-Wirthſchaft 3 Abſchnitt
Folge der allgemeinen Wirthſchafts-Regel: Ein Wirth
muß nicht mehr ausgeben, als er einnimmt.

§. 272.
Dieß wird
mit den
Schweinen
erlaͤutert.

Wir wollen dieß mit einem Beyſpiele erlaͤutern.
Es iſt gewiß, daß die Schweine zu dieſer Abſicht, da
man nur durch die Vermehrung den Nutzen ſuchet,
wo nicht die nuͤtzlichſten, doch wenigſtens ſolche Thie-
re ſind, die wir den nuͤtzlichſten beyzehlen muͤſſen. Ei-
ne gute Sau-Mutter wirft wenigſtens in einem Jahr
zweymahl, und wir koͤnnen bey einem jeden Wurfe
wenigſtens auf 8 Ferkel Rechnung machen. Dieß
ſind von einer Mutter in einem Jahr 16 Ferkel.
Dieſe ſaugen 4 bis 6 Wochen, alsdenn kann man
hier zu Lande das Stuͤck wenigſtens vor 16 Groſchen
verkaufen. Dieß macht zuſammen 10 Thlr. 16 gl.
Der Vortheil ſcheint anſehnlich zu ſeyn. Nun bilde
man ſich eine Wirthſchaft, in welcher man keine Ab-
gaͤnge zur Schwein-Fuͤtterung hat, z. E. Trebern,
Spuͤlig und dergleichen, und in welcher man die
Schweine mit Gerſten- Erbſen-Schrot und dergleichen
futtern muß, man ſetze zu dieſem den Aufwand fuͤr
das Geſinde, und alsdenn ziehe mau die Rechnung,
ſo wird gewiß der Vortheil verſchwinden.

§. 273.
Allgemeine
Regel.

Aus dieſem folget eine Haupt-Regel, die man bey der
Wahl der Thiere, die ſich durch die Vermehrung nutz-
bar beweiſen ſollen, genau zu beobachten hat:

Man muß ſolche Thiere zu dieſer Abſicht
waͤhlen, die man von den Abgaͤngen ſeiner
Wirthſchaft wohl fuͤttern kann.

Anmerk. Von den Abgaͤngen, die uns der Ak-
kerbau ſchenket, haben wir bereits oben geredet. Die

Ab-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0218" n="198"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Land-Wirth&#x017F;chaft 3 Ab&#x017F;chnitt</hi></fw><lb/>
Folge der allgemeinen Wirth&#x017F;chafts-Regel: Ein Wirth<lb/>
muß nicht mehr ausgeben, als er einnimmt.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 272.</head><lb/>
              <note place="left">Dieß wird<lb/>
mit den<lb/>
Schweinen<lb/>
erla&#x0364;utert.</note>
              <p>Wir wollen dieß mit einem Bey&#x017F;piele erla&#x0364;utern.<lb/>
Es i&#x017F;t gewiß, daß die Schweine zu die&#x017F;er Ab&#x017F;icht, da<lb/>
man nur durch die Vermehrung den Nutzen &#x017F;uchet,<lb/>
wo nicht die nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten, doch wenig&#x017F;tens &#x017F;olche Thie-<lb/>
re &#x017F;ind, die wir den nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten beyzehlen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Ei-<lb/>
ne gute Sau-Mutter wirft wenig&#x017F;tens in einem Jahr<lb/>
zweymahl, und wir ko&#x0364;nnen bey einem jeden Wurfe<lb/>
wenig&#x017F;tens auf 8 Ferkel Rechnung machen. Dieß<lb/>
&#x017F;ind von einer Mutter in einem Jahr 16 Ferkel.<lb/>
Die&#x017F;e &#x017F;augen 4 bis 6 Wochen, alsdenn kann man<lb/>
hier zu Lande das Stu&#x0364;ck wenig&#x017F;tens vor 16 Gro&#x017F;chen<lb/>
verkaufen. Dieß macht zu&#x017F;ammen 10 Thlr. 16 gl.<lb/>
Der Vortheil &#x017F;cheint an&#x017F;ehnlich zu &#x017F;eyn. Nun bilde<lb/>
man &#x017F;ich eine Wirth&#x017F;chaft, in welcher man keine Ab-<lb/>
ga&#x0364;nge zur Schwein-Fu&#x0364;tterung hat, z. E. Trebern,<lb/>
Spu&#x0364;lig und dergleichen, und in welcher man die<lb/>
Schweine mit Ger&#x017F;ten- Erb&#x017F;en-Schrot und dergleichen<lb/>
futtern muß, man &#x017F;etze zu die&#x017F;em den Aufwand fu&#x0364;r<lb/>
das Ge&#x017F;inde, und alsdenn ziehe mau die Rechnung,<lb/>
&#x017F;o wird gewiß der Vortheil ver&#x017F;chwinden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 273.</head><lb/>
              <note place="left">Allgemeine<lb/>
Regel.</note>
              <p>Aus die&#x017F;em folget eine Haupt-Regel, die man bey der<lb/>
Wahl der Thiere, die &#x017F;ich durch die Vermehrung nutz-<lb/>
bar bewei&#x017F;en &#x017F;ollen, genau zu beobachten hat:</p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Man muß &#x017F;olche Thiere zu die&#x017F;er Ab&#x017F;icht<lb/>
wa&#x0364;hlen, die man von den Abga&#x0364;ngen &#x017F;einer<lb/>
Wirth&#x017F;chaft wohl fu&#x0364;ttern kann.</hi> </hi> </p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Anmerk.</hi> Von den Abga&#x0364;ngen, die uns der Ak-<lb/>
kerbau &#x017F;chenket, haben wir bereits oben geredet. Die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ab-</fw><lb/></hi> </p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0218] Der Land-Wirthſchaft 3 Abſchnitt Folge der allgemeinen Wirthſchafts-Regel: Ein Wirth muß nicht mehr ausgeben, als er einnimmt. §. 272. Wir wollen dieß mit einem Beyſpiele erlaͤutern. Es iſt gewiß, daß die Schweine zu dieſer Abſicht, da man nur durch die Vermehrung den Nutzen ſuchet, wo nicht die nuͤtzlichſten, doch wenigſtens ſolche Thie- re ſind, die wir den nuͤtzlichſten beyzehlen muͤſſen. Ei- ne gute Sau-Mutter wirft wenigſtens in einem Jahr zweymahl, und wir koͤnnen bey einem jeden Wurfe wenigſtens auf 8 Ferkel Rechnung machen. Dieß ſind von einer Mutter in einem Jahr 16 Ferkel. Dieſe ſaugen 4 bis 6 Wochen, alsdenn kann man hier zu Lande das Stuͤck wenigſtens vor 16 Groſchen verkaufen. Dieß macht zuſammen 10 Thlr. 16 gl. Der Vortheil ſcheint anſehnlich zu ſeyn. Nun bilde man ſich eine Wirthſchaft, in welcher man keine Ab- gaͤnge zur Schwein-Fuͤtterung hat, z. E. Trebern, Spuͤlig und dergleichen, und in welcher man die Schweine mit Gerſten- Erbſen-Schrot und dergleichen futtern muß, man ſetze zu dieſem den Aufwand fuͤr das Geſinde, und alsdenn ziehe mau die Rechnung, ſo wird gewiß der Vortheil verſchwinden. §. 273. Aus dieſem folget eine Haupt-Regel, die man bey der Wahl der Thiere, die ſich durch die Vermehrung nutz- bar beweiſen ſollen, genau zu beobachten hat: Man muß ſolche Thiere zu dieſer Abſicht waͤhlen, die man von den Abgaͤngen ſeiner Wirthſchaft wohl fuͤttern kann. Anmerk. Von den Abgaͤngen, die uns der Ak- kerbau ſchenket, haben wir bereits oben geredet. Die Ab-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/218
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/218>, abgerufen am 03.12.2024.