die zu einer solchen Schwängerung möglich sind. Jch will nur einige beschreiben, die ich versucht und nützlich befunden habe. Einmahl, man bestreue den Saa- men mit Kalch, der an der Luft zerfallen ist, alsdenn netze man den Saamen ein, wie man es gewohnt ist, wenn man das Malz schroten will, so wird der Saame mit einer weißen Haut von Kalch überzogen. Jst dieß geschehen, so muß man den Saamen sogleich aussäen. Fürs andere: sammlet die Mist-Sutte in ein Gefäße. Wenn dieses halb voll ist, so füllet das Gefässe mit Menschen-Urin. Last beydes in die Fäulniß gehen. Alsdenn last es auf einem Feuer abdampffen, bis es eine fette Haut bekommt, so wird es wie ein Oel. Setzet es zur Abkühlung. Jn die- sem wird der Saame drey bis vier Tage eingeweicher, und alsdenn sogleich in eine frisch gepflügte Erde ge- säet.
§. 142.
Man hat noch mehrere Mittel zur SchwängerungWie weit der letzte nützlich. des Saamens, die aber mehrentheils darum gefährlich sind, weil wir gewiß die ganze Erndte verliehren, wenn es nicht sogleich nach der Aussaat regnet. Dieß aber ist bey den zuvor beschriebenen Schwängerungen nicht so leicht zu befürchten. Wir müssen hierbey noch einen Punkt in Erwegung ziehen. Viele glauben ei- ne solche Schwängerung des Saamens mache es, daß es nicht nöthig sey, den Akker zu düngen. Jch kann aber diesen alsdenn keinen Beyfall geben, wenn man den Akker jährlich nützen will. Diese Schwän- gerung befördert zwar den Anfang des Wachsthums, und sie giebt dem Saamen Kräfte zum wachsen, er verlanget aber auch alsdenn einen äußerlichen Zufluß von Nahrung (§. 142). und der Akker verlanget Mist, der ihn lukker macht. (134). Sie ist demnach nur ein
Mit-
H 2
von dem Akkerbau.
die zu einer ſolchen Schwaͤngerung moͤglich ſind. Jch will nur einige beſchreiben, die ich verſucht und nuͤtzlich befunden habe. Einmahl, man beſtreue den Saa- men mit Kalch, der an der Luft zerfallen iſt, alsdenn netze man den Saamen ein, wie man es gewohnt iſt, wenn man das Malz ſchroten will, ſo wird der Saame mit einer weißen Haut von Kalch uͤberzogen. Jſt dieß geſchehen, ſo muß man den Saamen ſogleich ausſaͤen. Fuͤrs andere: ſammlet die Miſt-Sutte in ein Gefaͤße. Wenn dieſes halb voll iſt, ſo fuͤllet das Gefaͤſſe mit Menſchen-Urin. Laſt beydes in die Faͤulniß gehen. Alsdenn laſt es auf einem Feuer abdampffen, bis es eine fette Haut bekommt, ſo wird es wie ein Oel. Setzet es zur Abkuͤhlung. Jn die- ſem wird der Saame drey bis vier Tage eingeweicher, und alsdenn ſogleich in eine friſch gepfluͤgte Erde ge- ſaͤet.
§. 142.
Man hat noch mehrere Mittel zur SchwaͤngerungWie weit der letzte nuͤtzlich. des Saamens, die aber mehrentheils darum gefaͤhrlich ſind, weil wir gewiß die ganze Erndte verliehren, wenn es nicht ſogleich nach der Ausſaat regnet. Dieß aber iſt bey den zuvor beſchriebenen Schwaͤngerungen nicht ſo leicht zu befuͤrchten. Wir muͤſſen hierbey noch einen Punkt in Erwegung ziehen. Viele glauben ei- ne ſolche Schwaͤngerung des Saamens mache es, daß es nicht noͤthig ſey, den Akker zu duͤngen. Jch kann aber dieſen alsdenn keinen Beyfall geben, wenn man den Akker jaͤhrlich nuͤtzen will. Dieſe Schwaͤn- gerung befoͤrdert zwar den Anfang des Wachsthums, und ſie giebt dem Saamen Kraͤfte zum wachſen, er verlanget aber auch alsdenn einen aͤußerlichen Zufluß von Nahrung (§. 142). und der Akker verlanget Miſt, der ihn lukker macht. (134). Sie iſt demnach nur ein
Mit-
H 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0135"n="115"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von dem Akkerbau.</hi></fw><lb/>
die zu einer ſolchen Schwaͤngerung moͤglich ſind. Jch<lb/>
will nur einige beſchreiben, die ich verſucht und nuͤtzlich<lb/>
befunden habe. <hirendition="#fr">Einmahl,</hi> man beſtreue den Saa-<lb/>
men mit Kalch, der an der Luft zerfallen iſt, alsdenn<lb/>
netze man den Saamen ein, wie man es gewohnt iſt,<lb/>
wenn man das Malz ſchroten will, ſo wird der Saame<lb/>
mit einer weißen Haut von Kalch uͤberzogen. Jſt<lb/>
dieß geſchehen, ſo muß man den Saamen ſogleich<lb/>
ausſaͤen. <hirendition="#fr">Fuͤrs andere:</hi>ſammlet die Miſt-Sutte in<lb/>
ein Gefaͤße. Wenn dieſes halb voll iſt, ſo fuͤllet<lb/>
das Gefaͤſſe mit Menſchen-Urin. Laſt beydes in die<lb/>
Faͤulniß gehen. Alsdenn laſt es auf einem Feuer<lb/>
abdampffen, bis es eine fette Haut bekommt, ſo wird<lb/>
es wie ein Oel. Setzet es zur Abkuͤhlung. Jn die-<lb/>ſem wird der Saame drey bis vier Tage eingeweicher,<lb/>
und alsdenn ſogleich in eine friſch gepfluͤgte Erde ge-<lb/>ſaͤet.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 142.</head><lb/><p>Man hat noch mehrere Mittel zur Schwaͤngerung<noteplace="right">Wie weit<lb/>
der letzte<lb/>
nuͤtzlich.</note><lb/>
des Saamens, die aber mehrentheils darum gefaͤhrlich<lb/>ſind, weil wir gewiß die ganze Erndte verliehren,<lb/>
wenn es nicht ſogleich nach der Ausſaat regnet. Dieß<lb/>
aber iſt bey den zuvor beſchriebenen Schwaͤngerungen<lb/>
nicht ſo leicht zu befuͤrchten. Wir muͤſſen hierbey noch<lb/>
einen Punkt in Erwegung ziehen. Viele glauben ei-<lb/>
ne ſolche Schwaͤngerung des Saamens mache es,<lb/>
daß es nicht noͤthig ſey, den Akker zu duͤngen. Jch<lb/>
kann aber dieſen alsdenn keinen Beyfall geben, wenn<lb/>
man den Akker jaͤhrlich nuͤtzen will. Dieſe Schwaͤn-<lb/>
gerung befoͤrdert zwar den Anfang des Wachsthums,<lb/>
und ſie giebt dem Saamen Kraͤfte zum wachſen, er<lb/>
verlanget aber auch alsdenn einen aͤußerlichen Zufluß<lb/>
von Nahrung (§. 142). und der Akker verlanget Miſt,<lb/>
der ihn lukker macht. (134). Sie iſt demnach nur ein<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Mit-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[115/0135]
von dem Akkerbau.
die zu einer ſolchen Schwaͤngerung moͤglich ſind. Jch
will nur einige beſchreiben, die ich verſucht und nuͤtzlich
befunden habe. Einmahl, man beſtreue den Saa-
men mit Kalch, der an der Luft zerfallen iſt, alsdenn
netze man den Saamen ein, wie man es gewohnt iſt,
wenn man das Malz ſchroten will, ſo wird der Saame
mit einer weißen Haut von Kalch uͤberzogen. Jſt
dieß geſchehen, ſo muß man den Saamen ſogleich
ausſaͤen. Fuͤrs andere: ſammlet die Miſt-Sutte in
ein Gefaͤße. Wenn dieſes halb voll iſt, ſo fuͤllet
das Gefaͤſſe mit Menſchen-Urin. Laſt beydes in die
Faͤulniß gehen. Alsdenn laſt es auf einem Feuer
abdampffen, bis es eine fette Haut bekommt, ſo wird
es wie ein Oel. Setzet es zur Abkuͤhlung. Jn die-
ſem wird der Saame drey bis vier Tage eingeweicher,
und alsdenn ſogleich in eine friſch gepfluͤgte Erde ge-
ſaͤet.
§. 142.
Man hat noch mehrere Mittel zur Schwaͤngerung
des Saamens, die aber mehrentheils darum gefaͤhrlich
ſind, weil wir gewiß die ganze Erndte verliehren,
wenn es nicht ſogleich nach der Ausſaat regnet. Dieß
aber iſt bey den zuvor beſchriebenen Schwaͤngerungen
nicht ſo leicht zu befuͤrchten. Wir muͤſſen hierbey noch
einen Punkt in Erwegung ziehen. Viele glauben ei-
ne ſolche Schwaͤngerung des Saamens mache es,
daß es nicht noͤthig ſey, den Akker zu duͤngen. Jch
kann aber dieſen alsdenn keinen Beyfall geben, wenn
man den Akker jaͤhrlich nuͤtzen will. Dieſe Schwaͤn-
gerung befoͤrdert zwar den Anfang des Wachsthums,
und ſie giebt dem Saamen Kraͤfte zum wachſen, er
verlanget aber auch alsdenn einen aͤußerlichen Zufluß
von Nahrung (§. 142). und der Akker verlanget Miſt,
der ihn lukker macht. (134). Sie iſt demnach nur ein
Mit-
Wie weit
der letzte
nuͤtzlich.
H 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/135>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.