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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
einen Athem von nöthen hat/ daß sie Lufft schöpffe/ sich erkühle und er-
frische. Ein Feuer im Back-Ofen ohne Lufft verlöschet/ also das natürliche
Lebens-Feuer: sondern willkührlich und übernatürlich/ inmassen dann
auch der Mensch im Himmel droben keinen solchen elementarischen Lufft
haben und denselbigen an sich ziehen wird.

II. Halitus vehicularis, Ein reicher/ höchstbegabter
Geist-Wagen/
in welchem/ auff/ mit und durch welchen der unsicht-
bare Heilige Geist den Jüngern wahrhafftig gegeben/ angehauchet vnd
mitgetheilet worden/ gleich wie er in der Tauffe durchs Wasser/ gleich wie er
in der Pfingst-Tauffe durchs Feuer ist gegeben und mitgetheilet worden/
also hier durch den Athem: Jch sage aber bedencklich die Person des Hei-
ligen Geistes/ nicht nur die Gaben desselben/ dann hier stehet das Wort
klar: Nehmet hin den Heiligen Geist/ Geist und Gaben lassen
sich hier nicht trennen/ so werden die Gaben als accidentia in keinem cörper-
lichen Bilde praesentiret. Er meint eben den Geist der Warheit/ der vomIoh. 15, 26.
Vater außgehet/ den Er ihnen zuvor so treulich zugesaget: praesentis-
sime, exhibitive,
wesentlich und gewährlich gegenwärtig. Zwar Piscator
in seiner teutschen vergiffteten Herbornischen Bibel unterstehet die Wort
zu verdrähen vnd zu verkünstlen/ Lehr 6. p. 417. Aus dem/ schreibet er/ daß
Christus seine Jünger angeblasen und zu ihnen gesagt: Nehmet hin
den Heiligen Geist etc.
haben wir zu lernen/ wie die Reden von den
Heiligen Sacramenten zu verstehen seyen. Dann der Blast oder Athem
des Herren Christi wird allhier der Heilige Geist genennet/ nicht der
gestalt/ als wann er/ eigentlich zu reden/ der Heilige Geist selbst/ oder mit
demselbigen wesentlich vereinigt gewesen were/ sondern weil er ein Zeichen
war/ damit der Herr Christus seinen Jüngern verhiesse/ daß Er durch
ihre Predigten mit seinem Heiligen Geist die Hertzen der Außerwehlten
anblasen und bewegen wolte/ dem Evangelio zu glauben: Also nennet
auch Christus in der Einsetzung des Heiligen Abendmahls das Brod
seinen Leib/ und den Wein sein Blut; nicht zwar als ob sein Leib mit dem
Brod/ und sein Blut mit dem Wein wesentlich vereiniget sey: sondern
weil diß Brod und dieser Wein Zeichen seynd/ damit er verheissen/ daß sein
Leib für uns in den Tod gegeben/ und sein Blut zu Vergebung unserer
Sünden am Creutz würde vergossen werden.

Das sind des Fischers faule Fisch/ verkünstelte Glossen: keinen mensch-
lichen Verstande/ wann er nicht selbst muthwilliger weise die Wort drähen und

künstlen
G 3

Predigt.
einen Athem von noͤthen hat/ daß ſie Lufft ſchoͤpffe/ ſich erkuͤhle und er-
friſche. Ein Feuer im Back-Ofen ohne Lufft verloͤſchet/ alſo das natuͤrliche
Lebens-Feuer: ſondern willkuͤhrlich und uͤbernatuͤrlich/ inmaſſen dann
auch der Menſch im Himmel droben keinen ſolchen elementariſchen Lufft
haben und denſelbigen an ſich ziehen wird.

II. Halitus vehicularis, Ein reicher/ hoͤchſtbegabter
Geiſt-Wagen/
in welchem/ auff/ mit und durch welchen der unſicht-
bare Heilige Geiſt den Juͤngern wahrhafftig gegeben/ angehauchet vnd
mitgetheilet worden/ gleich wie er in der Tauffe durchs Waſſer/ gleich wie er
in der Pfingſt-Tauffe durchs Feuer iſt gegeben und mitgetheilet worden/
alſo hier durch den Athem: Jch ſage aber bedencklich die Perſon des Hei-
ligen Geiſtes/ nicht nur die Gaben deſſelben/ dann hier ſtehet das Wort
klar: Nehmet hin den Heiligen Geiſt/ Geiſt und Gaben laſſen
ſich hier nicht treñen/ ſo werden die Gaben als accidentia in keinem coͤrper-
lichen Bilde præſentiret. Er meint eben den Geiſt der Warheit/ der vomIoh. 15, 26.
Vater außgehet/ den Er ihnen zuvor ſo treulich zugeſaget: præſentiſ-
ſimè, exhibitivè,
weſentlich und gewaͤhrlich gegenwaͤrtig. Zwar Piſcator
in ſeiner teutſchen vergiffteten Herborniſchen Bibel unterſtehet die Wort
zu verdraͤhen vnd zu verkuͤnſtlen/ Lehr 6. p. 417. Aus dem/ ſchreibet er/ daß
Chriſtus ſeine Juͤnger angeblaſen und zu ihnen geſagt: Nehmet hin
den Heiligen Geiſt ꝛc.
haben wir zu lernen/ wie die Reden von den
Heiligen Sacramenten zu verſtehen ſeyen. Dann der Blaſt oder Athem
des Herren Chriſti wird allhier der Heilige Geiſt genennet/ nicht der
geſtalt/ als wann er/ eigentlich zu reden/ der Heilige Geiſt ſelbſt/ oder mit
demſelbigen weſentlich vereinigt geweſen were/ ſondern weil er ein Zeichen
war/ damit der Herr Chriſtus ſeinen Juͤngern verhieſſe/ daß Er durch
ihre Predigten mit ſeinem Heiligen Geiſt die Hertzen der Außerwehlten
anblaſen und bewegen wolte/ dem Evangelio zu glauben: Alſo nennet
auch Chriſtus in der Einſetzung des Heiligen Abendmahls das Brod
ſeinen Leib/ und den Wein ſein Blut; nicht zwar als ob ſein Leib mit dem
Brod/ und ſein Blut mit dem Wein weſentlich vereiniget ſey: ſondern
weil diß Brod und dieſer Wein Zeichen ſeynd/ damit er verheiſſen/ daß ſein
Leib fuͤr uns in den Tod gegeben/ und ſein Blut zu Vergebung unſerer
Suͤnden am Creutz wuͤrde vergoſſen werden.

Das ſind des Fiſchers faule Fiſch/ verkuͤnſtelte Gloſſen: keinẽ menſch-
lichẽ Verſtande/ wañ er nicht ſelbſt muthwilliger weiſe die Wort draͤhẽ und

kuͤnſtlen
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[53/0085] Predigt. einen Athem von noͤthen hat/ daß ſie Lufft ſchoͤpffe/ ſich erkuͤhle und er- friſche. Ein Feuer im Back-Ofen ohne Lufft verloͤſchet/ alſo das natuͤrliche Lebens-Feuer: ſondern willkuͤhrlich und uͤbernatuͤrlich/ inmaſſen dann auch der Menſch im Himmel droben keinen ſolchen elementariſchen Lufft haben und denſelbigen an ſich ziehen wird. II. Halitus vehicularis, Ein reicher/ hoͤchſtbegabter Geiſt-Wagen/ in welchem/ auff/ mit und durch welchen der unſicht- bare Heilige Geiſt den Juͤngern wahrhafftig gegeben/ angehauchet vnd mitgetheilet worden/ gleich wie er in der Tauffe durchs Waſſer/ gleich wie er in der Pfingſt-Tauffe durchs Feuer iſt gegeben und mitgetheilet worden/ alſo hier durch den Athem: Jch ſage aber bedencklich die Perſon des Hei- ligen Geiſtes/ nicht nur die Gaben deſſelben/ dann hier ſtehet das Wort klar: Nehmet hin den Heiligen Geiſt/ Geiſt und Gaben laſſen ſich hier nicht treñen/ ſo werden die Gaben als accidentia in keinem coͤrper- lichen Bilde præſentiret. Er meint eben den Geiſt der Warheit/ der vom Vater außgehet/ den Er ihnen zuvor ſo treulich zugeſaget: præſentiſ- ſimè, exhibitivè, weſentlich und gewaͤhrlich gegenwaͤrtig. Zwar Piſcator in ſeiner teutſchen vergiffteten Herborniſchen Bibel unterſtehet die Wort zu verdraͤhen vnd zu verkuͤnſtlen/ Lehr 6. p. 417. Aus dem/ ſchreibet er/ daß Chriſtus ſeine Juͤnger angeblaſen und zu ihnen geſagt: Nehmet hin den Heiligen Geiſt ꝛc. haben wir zu lernen/ wie die Reden von den Heiligen Sacramenten zu verſtehen ſeyen. Dann der Blaſt oder Athem des Herren Chriſti wird allhier der Heilige Geiſt genennet/ nicht der geſtalt/ als wann er/ eigentlich zu reden/ der Heilige Geiſt ſelbſt/ oder mit demſelbigen weſentlich vereinigt geweſen were/ ſondern weil er ein Zeichen war/ damit der Herr Chriſtus ſeinen Juͤngern verhieſſe/ daß Er durch ihre Predigten mit ſeinem Heiligen Geiſt die Hertzen der Außerwehlten anblaſen und bewegen wolte/ dem Evangelio zu glauben: Alſo nennet auch Chriſtus in der Einſetzung des Heiligen Abendmahls das Brod ſeinen Leib/ und den Wein ſein Blut; nicht zwar als ob ſein Leib mit dem Brod/ und ſein Blut mit dem Wein weſentlich vereiniget ſey: ſondern weil diß Brod und dieſer Wein Zeichen ſeynd/ damit er verheiſſen/ daß ſein Leib fuͤr uns in den Tod gegeben/ und ſein Blut zu Vergebung unſerer Suͤnden am Creutz wuͤrde vergoſſen werden. Ioh. 15, 26. Das ſind des Fiſchers faule Fiſch/ verkuͤnſtelte Gloſſen: keinẽ menſch- lichẽ Verſtande/ wañ er nicht ſelbſt muthwilliger weiſe die Wort draͤhẽ und kuͤnſtlen G 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/85>, abgerufen am 26.04.2024.