Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Predigt.


Die Viertzigste Predigt/

Vber den dritten Articul.
Von der seeligen Hinfahrt der glaubigen außer-
wehlten Kinder Gottes aus diesem zeitlichen in das
ewige himlische Leben.

Aus des geistreichen Simeons Schwanen-
Gesang Luc. 2/ 29. 30. 31. 32.

Die Vierte Predigt/

Von der Quell des Fahr-Trostes dem
Anschauen des Messi
ae.

GEliebte in Christo: Jch will nun gern sterben/
nach dem ich dein Angesicht gesehen hab/
sagt derGen. 46,
30.

alte betagte Jsrael zu seinem Sohn Joseph/ da er ihm ent-
gegen gezogen in Egypten/ ins Land Gosen/ ihn zu versehen/
abgeholt/ als sie beyde einander umb den Halß gefallen/ ihre
sorgas gegen einander gewechselt/ nach dem er lange an Josephs Halse
geweinet/ sagt er: Jch will nun gern sterben/ etc. Jn welchen Wor-
ten er der Patriarch anzeiget I. Cordolium, sein Hertzeleid;
Er raumet seinem Hertzen/ schüttet sein Hertz aus/ gibt gnugfam zu verste-
hen/ wie hefftig ihn bißher so viel Jahr der Verlust seines Sohnes Josephs
geschmertzet/ von dem er geglaubet/ ein böses reissendes Thier habe Joseph
zurissen und gefressen; ihn schmertzet/ daß er ihn so ohne Geleite wegziehen
lassen/ nicht besser Sorg gehabt/ darumb er sich auch nicht wolt trösten las-
sen/ und gesagt: Jch werde mit Leid hinunter fahren in die Gru-Gen. 37, 35.
be/ zu meinem Sohn.

Er zeiget an II. Cordolii solatium, den Trost/ mit wel-
chem er seinen bittern Schmertzen versüsset;
der ist nun gern
sterben!
Zuvor hats geheissen: mit Leid in die Gruben! ietzt: mit Freu-
den! zuvor ungern/ ietzt gern: zuvor ohn allen Trost/ ietzt Trost! die-

weil
Predigt.


Die Viertzigſte Predigt/

Vber den dritten Articul.
Von der ſeeligen Hinfahrt der glaubigen außer-
wehlten Kinder Gottes aus dieſem zeitlichen in das
ewige himliſche Leben.

Aus des geiſtreichen Simeons Schwanen-
Geſang Luc. 2/ 29. 30. 31. 32.

Die Vierte Predigt/

Von der Quell des Fahr-Troſtes dem
Anſchauen des Meſſi
æ.

GEliebte in Chriſto: Jch will nun gern ſterben/
nach dem ich dein Angeſicht geſehen hab/
ſagt derGen. 46,
30.

alte betagte Jſrael zu ſeinem Sohn Joſeph/ da er ihm ent-
gegen gezogen in Egypten/ ins Land Goſen/ ihn zu verſehen/
abgeholt/ als ſie beyde einander umb den Halß gefallen/ ihre
ςοργὰς gegen einander gewechſelt/ nach dem er lange an Joſephs Halſe
geweinet/ ſagt er: Jch will nun gern ſterben/ ꝛc. Jn welchen Wor-
ten er der Patriarch anzeiget I. Cordolium, ſein Hertzeleid;
Er raumet ſeinem Hertzen/ ſchuͤttet ſein Hertz aus/ gibt gnugfam zu verſte-
hen/ wie hefftig ihn bißher ſo viel Jahr der Verluſt ſeines Sohnes Joſephs
geſchmertzet/ von dem er geglaubet/ ein boͤſes reiſſendes Thier habe Joſeph
zuriſſen und gefreſſen; ihn ſchmertzet/ daß er ihn ſo ohne Geleite wegziehen
laſſen/ nicht beſſer Sorg gehabt/ darumb er ſich auch nicht wolt troͤſten laſ-
ſen/ und geſagt: Jch werde mit Leid hinunter fahren in die Gru-Gen. 37, 35.
be/ zu meinem Sohn.

Er zeiget an II. Cordolii ſolatium, den Troſt/ mit wel-
chem er ſeinen bittern Schmertzen verſuͤſſet;
der iſt nun gern
ſterben!
Zuvor hats geheiſſen: mit Leid in die Gruben! ietzt: mit Freu-
den! zuvor ungern/ ietzt gern: zuvor ohn allen Troſt/ ietzt Troſt! die-

weil
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0519" n="487"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Predigt.</hi> </fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Die Viertzig&#x017F;te Predigt/</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Vber den dritten Articul.<lb/>
Von der &#x017F;eeligen Hinfahrt der glaubigen außer-<lb/>
wehlten Kinder Gottes aus die&#x017F;em zeitlichen in das<lb/>
ewige himli&#x017F;che Leben.</hi><lb/>
Aus des gei&#x017F;treichen Simeons Schwanen-<lb/>
Ge&#x017F;ang Luc. 2/ 29. 30. 31. 32.</hi> </p>
        </argument><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Die Vierte Predigt/</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von der Quell des Fahr-Tro&#x017F;tes dem<lb/>
An&#x017F;chauen des Me&#x017F;&#x017F;i</hi> <hi rendition="#aq">æ.</hi> </hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chri&#x017F;to: <hi rendition="#fr">Jch will nun gern &#x017F;terben/<lb/>
nach dem ich dein Ange&#x017F;icht ge&#x017F;ehen hab/</hi> &#x017F;agt der<note place="right"><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 46,<lb/>
30.</note><lb/>
alte betagte J&#x017F;rael zu &#x017F;einem Sohn Jo&#x017F;eph/ da er ihm ent-<lb/>
gegen gezogen in Egypten/ ins Land Go&#x017F;en/ ihn zu ver&#x017F;ehen/<lb/>
abgeholt/ als &#x017F;ie beyde einander umb den Halß gefallen/ ihre<lb/>
&#x03C2;&#x03BF;&#x03C1;&#x03B3;&#x1F70;&#x03C2; gegen einander gewech&#x017F;elt/ nach dem er lange an Jo&#x017F;ephs Hal&#x017F;e<lb/>
geweinet/ &#x017F;agt er: <hi rendition="#fr">Jch will nun gern &#x017F;terben/ &#xA75B;c.</hi> Jn welchen Wor-<lb/>
ten er der Patriarch anzeiget <hi rendition="#aq">I. Cordolium,</hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;ein Hertzeleid;</hi><lb/>
Er raumet &#x017F;einem Hertzen/ &#x017F;chu&#x0364;ttet &#x017F;ein Hertz aus/ gibt gnugfam zu ver&#x017F;te-<lb/>
hen/ wie hefftig ihn bißher &#x017F;o viel Jahr der Verlu&#x017F;t &#x017F;eines Sohnes Jo&#x017F;ephs<lb/>
ge&#x017F;chmertzet/ von dem er geglaubet/ ein bo&#x0364;&#x017F;es rei&#x017F;&#x017F;endes Thier habe Jo&#x017F;eph<lb/>
zuri&#x017F;&#x017F;en und gefre&#x017F;&#x017F;en; ihn &#x017F;chmertzet/ daß er ihn &#x017F;o ohne Geleite wegziehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ nicht be&#x017F;&#x017F;er Sorg gehabt/ darumb er &#x017F;ich auch nicht wolt tro&#x0364;&#x017F;ten la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und ge&#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Jch werde mit Leid hinunter fahren in die Gru-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 37, 35.</note><lb/><hi rendition="#fr">be/ zu meinem Sohn.</hi></p><lb/>
          <p>Er zeiget an <hi rendition="#aq">II. Cordolii &#x017F;olatium,</hi> <hi rendition="#fr">den Tro&#x017F;t/ mit wel-<lb/>
chem er &#x017F;einen bittern Schmertzen ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;et;</hi> der i&#x017F;t nun <hi rendition="#fr">gern<lb/>
&#x017F;terben!</hi> Zuvor hats gehei&#x017F;&#x017F;en: mit Leid in die Gruben! ietzt: mit Freu-<lb/>
den! zuvor ungern/ ietzt gern: zuvor ohn allen Tro&#x017F;t/ ietzt Tro&#x017F;t! die-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">weil</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[487/0519] Predigt. Die Viertzigſte Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der ſeeligen Hinfahrt der glaubigen außer- wehlten Kinder Gottes aus dieſem zeitlichen in das ewige himliſche Leben. Aus des geiſtreichen Simeons Schwanen- Geſang Luc. 2/ 29. 30. 31. 32. Die Vierte Predigt/ Von der Quell des Fahr-Troſtes dem Anſchauen des Meſſiæ. GEliebte in Chriſto: Jch will nun gern ſterben/ nach dem ich dein Angeſicht geſehen hab/ ſagt der alte betagte Jſrael zu ſeinem Sohn Joſeph/ da er ihm ent- gegen gezogen in Egypten/ ins Land Goſen/ ihn zu verſehen/ abgeholt/ als ſie beyde einander umb den Halß gefallen/ ihre ςοργὰς gegen einander gewechſelt/ nach dem er lange an Joſephs Halſe geweinet/ ſagt er: Jch will nun gern ſterben/ ꝛc. Jn welchen Wor- ten er der Patriarch anzeiget I. Cordolium, ſein Hertzeleid; Er raumet ſeinem Hertzen/ ſchuͤttet ſein Hertz aus/ gibt gnugfam zu verſte- hen/ wie hefftig ihn bißher ſo viel Jahr der Verluſt ſeines Sohnes Joſephs geſchmertzet/ von dem er geglaubet/ ein boͤſes reiſſendes Thier habe Joſeph zuriſſen und gefreſſen; ihn ſchmertzet/ daß er ihn ſo ohne Geleite wegziehen laſſen/ nicht beſſer Sorg gehabt/ darumb er ſich auch nicht wolt troͤſten laſ- ſen/ und geſagt: Jch werde mit Leid hinunter fahren in die Gru- be/ zu meinem Sohn. Gen. 46, 30. Gen. 37, 35. Er zeiget an II. Cordolii ſolatium, den Troſt/ mit wel- chem er ſeinen bittern Schmertzen verſuͤſſet; der iſt nun gern ſterben! Zuvor hats geheiſſen: mit Leid in die Gruben! ietzt: mit Freu- den! zuvor ungern/ ietzt gern: zuvor ohn allen Troſt/ ietzt Troſt! die- weil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/519
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/519>, abgerufen am 21.12.2024.