Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.Vom Universitätswesen. Vierzehntes Capitel. Von der höchsten Bildungsanstalt für Erwachsene, die noch nicht Staatsbürger sind, oder vom Universitätswesen. 273. Man kann den Pythagoras im Kreise seiner Vom Univerſitaͤtsweſen. Vierzehntes Capitel. Von der hoͤchſten Bildungsanſtalt fuͤr Erwachſene, die noch nicht Staatsbuͤrger ſind, oder vom Univerſitaͤtsweſen. 273. Man kann den Pythagoras im Kreiſe ſeiner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0289" n="277"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vom Univerſitaͤtsweſen</hi>.</fw> </div><lb/> <div n="5"> <head><hi rendition="#g">Vierzehntes Capitel.<lb/> Von der hoͤchſten Bildungsanſtalt fuͤr Erwachſene,<lb/> die noch nicht Staatsbuͤrger ſind, oder vom<lb/> Univerſitaͤtsweſen</hi>.</head><lb/> <p>273. Man kann den Pythagoras im Kreiſe ſeiner<lb/> Juͤnglinge die aͤlteſte Univerſitaͤt nennen, von ihm an gab<lb/> es nur Special-Schulen der Philoſophen und Redner bis<lb/> auf Ariſtoteles. Vor dieſem gewaltigen Manne thaten ſich<lb/> Speculation, Natur und Geſchichte gleichmaͤßig auf; der<lb/> Grund tieferer Sprachkunde lag freilich außer der Sphaͤre<lb/> des Alterthums. Allein wie Ariſtoteles im Lyceum Athens<lb/> zweimahl jedes Tages, Morgens und Abends, vor jetzt<lb/> mehr als 2,100 Jahren lehrte, in gleich lebendigem Zu-<lb/> ſammenhange des Ganzen und harmoniſcher Entwickelung<lb/> der einzelnen derzeit ſelbſtaͤndigen Wiſſenſchaften, ſo mag<lb/> wohl auf keiner unſerer Univerſitaͤten gelehrt worden ſeyn.<lb/> Seine Schuͤler waren dem Schulalter entwachſen. Wiſſen-<lb/> ſchaft aber, ihrem ausgebildeten Umfange nach dem maͤnn-<lb/> lichen Lebensalter vorgetragen, iſt das Unterſcheidende des<lb/> Univerſitaͤts-Unterrichts. Das neuere Univerſitaͤtsweſen iſt<lb/> ebenfalls von einzelnen hervorragenden Maͤnnern ausgegan-<lb/> gen, aber ſolchen, die ein einzelnes Fach anbauten. Den<lb/> Gerbert allenfalls moͤchte man eine wandernde Univerſitaͤt<lb/> nennen, aber ſeine Hoͤhe wird denn doch zu vielfach von<lb/> den Wipfeln der großen Alten uͤberragt und er belehrte<lb/> nur die Jugend einzelner Fuͤrſtenſoͤhne, in Hugo Capets<lb/> und der Ottonen Hauſe. Aber die Verweltlichung des<lb/> Wiſſens ſteckte ſchon in ſeinem Thun. Klarer ward es,<lb/> daß die Geiſtlichkeit den Alleinbeſitz der Wiſſenſchaft ver-<lb/> lieren werde, als ein getaufter Jude Conſtantin der Kar-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0289]
Vom Univerſitaͤtsweſen.
Vierzehntes Capitel.
Von der hoͤchſten Bildungsanſtalt fuͤr Erwachſene,
die noch nicht Staatsbuͤrger ſind, oder vom
Univerſitaͤtsweſen.
273. Man kann den Pythagoras im Kreiſe ſeiner
Juͤnglinge die aͤlteſte Univerſitaͤt nennen, von ihm an gab
es nur Special-Schulen der Philoſophen und Redner bis
auf Ariſtoteles. Vor dieſem gewaltigen Manne thaten ſich
Speculation, Natur und Geſchichte gleichmaͤßig auf; der
Grund tieferer Sprachkunde lag freilich außer der Sphaͤre
des Alterthums. Allein wie Ariſtoteles im Lyceum Athens
zweimahl jedes Tages, Morgens und Abends, vor jetzt
mehr als 2,100 Jahren lehrte, in gleich lebendigem Zu-
ſammenhange des Ganzen und harmoniſcher Entwickelung
der einzelnen derzeit ſelbſtaͤndigen Wiſſenſchaften, ſo mag
wohl auf keiner unſerer Univerſitaͤten gelehrt worden ſeyn.
Seine Schuͤler waren dem Schulalter entwachſen. Wiſſen-
ſchaft aber, ihrem ausgebildeten Umfange nach dem maͤnn-
lichen Lebensalter vorgetragen, iſt das Unterſcheidende des
Univerſitaͤts-Unterrichts. Das neuere Univerſitaͤtsweſen iſt
ebenfalls von einzelnen hervorragenden Maͤnnern ausgegan-
gen, aber ſolchen, die ein einzelnes Fach anbauten. Den
Gerbert allenfalls moͤchte man eine wandernde Univerſitaͤt
nennen, aber ſeine Hoͤhe wird denn doch zu vielfach von
den Wipfeln der großen Alten uͤberragt und er belehrte
nur die Jugend einzelner Fuͤrſtenſoͤhne, in Hugo Capets
und der Ottonen Hauſe. Aber die Verweltlichung des
Wiſſens ſteckte ſchon in ſeinem Thun. Klarer ward es,
daß die Geiſtlichkeit den Alleinbeſitz der Wiſſenſchaft ver-
lieren werde, als ein getaufter Jude Conſtantin der Kar-
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