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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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6. Der König und die Nationalver-
sammlung nach Paris.

Bisher hatte die Nationalversammlung die Zügel der
Macht mit fester Hand gehalten. Ihre Stützen, der wo-
genden Hauptstadt gegenüber, waren Bailly und Lafayette;
aber auch die große Mehrzahl der Pariser folgte mit Ver-
trauen den Beschlüssen der Reichsstände. Als die Redner
vom Palais-royal es darauf anlegten einen Sturm von
Adressen gegen das königliche Veto loszulassen, gelang
es ihnen nur in wenigen Districten eine vorübergehende
Aufregung hervorzurufen. Als die Stadt Rennes durch
ihren Abgeordneten Chapelier eine Adresse einreichte, wo-
rin sie alle Vetofreunde für Verräther und Feinde des Va-
terlandes erklärte, sprach Mirabeau in seiner hochfahrenden
Weise, es müsse jedem kleinen Neste in Frankreich so gut
wie der Stadt Rennes freistehen Abgeschmacktheiten vor-
zubringen, aber auch der Nationalversammlung sich nicht
darum zu bekümmern, und die Sache war damit abge-
than. Nun aber kam der Tag, da die Versammlung sich
selber untreu ward. Man hatte das aufschiebende Veto

6. Der Koͤnig und die Nationalver-
ſammlung nach Paris.

Bisher hatte die Nationalverſammlung die Zügel der
Macht mit feſter Hand gehalten. Ihre Stützen, der wo-
genden Hauptſtadt gegenüber, waren Bailly und Lafayette;
aber auch die große Mehrzahl der Pariſer folgte mit Ver-
trauen den Beſchlüſſen der Reichsſtände. Als die Redner
vom Palais-royal es darauf anlegten einen Sturm von
Adreſſen gegen das königliche Veto loszulaſſen, gelang
es ihnen nur in wenigen Diſtricten eine vorübergehende
Aufregung hervorzurufen. Als die Stadt Rennes durch
ihren Abgeordneten Chapelier eine Adreſſe einreichte, wo-
rin ſie alle Vetofreunde für Verräther und Feinde des Va-
terlandes erklärte, ſprach Mirabeau in ſeiner hochfahrenden
Weiſe, es müſſe jedem kleinen Neſte in Frankreich ſo gut
wie der Stadt Rennes freiſtehen Abgeſchmacktheiten vor-
zubringen, aber auch der Nationalverſammlung ſich nicht
darum zu bekümmern, und die Sache war damit abge-
than. Nun aber kam der Tag, da die Verſammlung ſich
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[[271]/0281] 6. Der Koͤnig und die Nationalver- ſammlung nach Paris. Bisher hatte die Nationalverſammlung die Zügel der Macht mit feſter Hand gehalten. Ihre Stützen, der wo- genden Hauptſtadt gegenüber, waren Bailly und Lafayette; aber auch die große Mehrzahl der Pariſer folgte mit Ver- trauen den Beſchlüſſen der Reichsſtände. Als die Redner vom Palais-royal es darauf anlegten einen Sturm von Adreſſen gegen das königliche Veto loszulaſſen, gelang es ihnen nur in wenigen Diſtricten eine vorübergehende Aufregung hervorzurufen. Als die Stadt Rennes durch ihren Abgeordneten Chapelier eine Adreſſe einreichte, wo- rin ſie alle Vetofreunde für Verräther und Feinde des Va- terlandes erklärte, ſprach Mirabeau in ſeiner hochfahrenden Weiſe, es müſſe jedem kleinen Neſte in Frankreich ſo gut wie der Stadt Rennes freiſtehen Abgeſchmacktheiten vor- zubringen, aber auch der Nationalverſammlung ſich nicht darum zu bekümmern, und die Sache war damit abge- than. Nun aber kam der Tag, da die Verſammlung ſich ſelber untreu ward. Man hatte das aufſchiebende Veto

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. [271]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/281>, abgerufen am 22.12.2024.