Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

Bild:
<< vorherige Seite

len sich vndereinander verwickeln/ vnd gleichsam reiben/ das dadurch eine
Wärm entstehet. H. Kepplerus ist der meynung/ als haben die himlischen
Liechter in der warheit eine wärme in jhnen selbs/ welche sie durch jhre Liecht-
stralen vns herunder mittheilen. Der meynung sind auch vor zeiten gewesen/
die Pythagoraei vnd andere/ welche vorgegeben der Sternen natur sey ein war-
hafftigs fewrigs wesen. Aber wenn dem also were/ warumb solte das mittelre-
fier der lufft/ da nemblich die wolcken/ hagel/ schne/ etc. entstehen/ nicht viel wär-
mer sein als diese vntere lufft/ weil jene lufft der Sun näher/ als diese? das aber die
mittel Lufft kälter/ ist aus dem effectu, das nemblich daselbst/ auch wol mitten
im Sommer eyß (dann was ist der Hagel anders?) gefreuret/ ohn weiter be-
weiß abzunehmen. Ja/ wann die Sun mit einfallenden stralen wärmete/ War-
umb kündte sie solchs nicht im Winter eben so wol thun als im Sommer? A-
ber/ wie gesagt: Ob gleich die Sun vns im Winter viel 1000. meilen näher als
im Sommer/ ist solchs zur wärme nicht genug: Es gehöret auch debita reper-
cussio sive reflexio radiorum
eine rechtmässige wiederprallung der Stralen
dazu.

II.
Wie? können denn die Sonnenstralen im Winter nicht
ebenmässig wiederprallen wie im Sommer?

ANtwort: Nicht der gestalt: Man hat in Opticis (vide 1 theor. Catopt:
Eucl. item 10. 12. & seqq. th. lib. V. Vitell.)
eine Regel/ die auch alda klär-
lich bewiesen wird/ Nemlich: quod angulus incidentiae sit aequalis angulo re-
flexionis.
Das ist: Wenn ein Liechtstral auff eine fleche einfellet/ das er zurück
[Abbildung] prallet/ so beuge sich der wiederprallende stral von der fle-
che eben so hoch abe/ als der einfallende gegen derselben
fleche geneigt ist. Zum exempel: wenn ein Sonnenstral
O A auff eine fleche oder pflaster B C einfellet/ das er von
A zurück prallet/ so kan er nirgends hinauß prallen/ als
gegen V/ so das der winckel oder beugung V A B eben just
so groß als O A C. Also auch wenn der Sonnenstral O
A
auff den Erdenkreiß dessen ein stück E A I fellet/ vnnd
von A wieder aufffehret/ wird er nirgends hinaus fahren/
denn nur gegen V/ so das A V just so weit von A E sich abgiebt/ als O A von A I.
Weil dann dem also/ so folgts das im Winter/ da die Sun sehr niedrig/ die Son-
nenstralen auch nicht hoch widerprallen können/ dagegen im Sommer/ da die

Son-
D

len ſich vndereinander verwickeln/ vnd gleichſam reiben/ das dadurch eine
Waͤrm entſtehet. H. Kepplerus iſt der meynung/ als haben die himliſchen
Liechter in der warheit eine waͤrme in jhnen ſelbs/ welche ſie durch jhre Liecht-
ſtralen vns herunder mittheilen. Der meynung ſind auch vor zeiten geweſen/
die Pythagoræi vnd andere/ welche vorgegeben der Sternen natur ſey ein war-
hafftigs fewrigs weſen. Aber wenn dem alſo were/ warumb ſolte das mittelre-
fier der lufft/ da nemblich die wolcken/ hagel/ ſchne/ etc. entſtehen/ nicht viel waͤr-
mer ſein als dieſe vntere lufft/ weil jene lufft der ☉ naͤher/ als dieſe? das aber die
mittel Lufft kaͤlter/ iſt aus dem effectu, das nemblich daſelbſt/ auch wol mitten
im Sommer eyß (dann was iſt der Hagel anders?) gefreuret/ ohn weiter be-
weiß abzunehmen. Ja/ wann die ☉ mit einfallenden ſtralen waͤrmete/ War-
umb kuͤndte ſie ſolchs nicht im Winter eben ſo wol thun als im Sommer? A-
ber/ wie geſagt: Ob gleich die ☉ vns im Winter viel 1000. meilen naͤher als
im Sommer/ iſt ſolchs zur waͤrme nicht genug: Es gehoͤret auch debita reper-
cuſſio ſive reflexio radiorum
eine rechtmaͤſſige wiederprallung der Stralen
dazu.

II.
Wie? koͤnnen denn die Sonnenſtralen im Winter nicht
ebenmaͤſſig wiederprallen wie im Sommer?

ANtwort: Nicht der geſtalt: Man hat in Opticis (vide 1 theor. Catopt:
Eucl. item 10. 12. & ſeqq. th. lib. V. Vitell.)
eine Regel/ die auch alda klaͤr-
lich bewieſen wird/ Nemlich: quod angulus incidentiæ ſit æqualis angulo re-
flexionis.
Das iſt: Wenn ein Liechtſtral auff eine fleche einfellet/ das er zuruͤck
[Abbildung] prallet/ ſo beuge ſich der wiederprallende ſtral von der fle-
che eben ſo hoch abe/ als der einfallende gegen derſelben
fleche geneigt iſt. Zum exempel: wenn ein Sonnenſtral
O A auff eine fleche oder pflaſter B C einfellet/ das er von
A zuruͤck prallet/ ſo kan er nirgends hinauß prallen/ als
gegen V/ ſo das der winckel oder beugung V A B eben juſt
ſo groß als O A C. Alſo auch wenn der Sonnenſtral O
A
auff den Erdenkreiß deſſen ein ſtuͤck E A I fellet/ vnnd
von A wieder aufffehret/ wird er nirgends hinaus fahrẽ/
denn nur gegen V/ ſo das A V juſt ſo weit von A E ſich abgiebt/ als O A von A I.
Weil dann dem alſo/ ſo folgts das im Winter/ da die ☉ ſehr niedrig/ die Son-
nenſtralen auch nicht hoch widerprallen koͤnnen/ dagegen im Sommer/ da die

Son-
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0043"/>
len &#x017F;ich vndereinander verwickeln/ vnd gleich&#x017F;am reiben/ das dadurch eine<lb/>
Wa&#x0364;rm ent&#x017F;tehet. H. <hi rendition="#aq">Kepplerus</hi> i&#x017F;t der meynung/ als haben die himli&#x017F;chen<lb/>
Liechter in der warheit eine wa&#x0364;rme in jhnen &#x017F;elbs/ welche &#x017F;ie durch jhre Liecht-<lb/>
&#x017F;tralen vns herunder mittheilen. Der meynung &#x017F;ind auch vor zeiten gewe&#x017F;en/<lb/>
die <hi rendition="#aq">Pythagoræi</hi> vnd andere/ welche vorgegeben der Sternen natur &#x017F;ey ein war-<lb/>
hafftigs fewrigs we&#x017F;en. Aber wenn dem al&#x017F;o were/ warumb &#x017F;olte das mittelre-<lb/>
fier der lufft/ da nemblich die wolcken/ hagel/ &#x017F;chne/ etc. ent&#x017F;tehen/ nicht viel wa&#x0364;r-<lb/>
mer &#x017F;ein als die&#x017F;e vntere lufft/ weil jene lufft der &#x2609; na&#x0364;her/ als die&#x017F;e? das aber die<lb/>
mittel Lufft ka&#x0364;lter/ i&#x017F;t aus dem <hi rendition="#aq">effectu,</hi> das nemblich da&#x017F;elb&#x017F;t/ auch wol mitten<lb/>
im Sommer eyß (dann was i&#x017F;t der Hagel anders?) gefreuret/ ohn weiter be-<lb/>
weiß abzunehmen. Ja/ wann die &#x2609; mit einfallenden &#x017F;tralen wa&#x0364;rmete/ War-<lb/>
umb ku&#x0364;ndte &#x017F;ie &#x017F;olchs nicht im Winter eben &#x017F;o wol thun als im Sommer? A-<lb/>
ber/ wie ge&#x017F;agt: Ob gleich die &#x2609; vns im Winter viel 1000. meilen na&#x0364;her als<lb/>
im Sommer/ i&#x017F;t &#x017F;olchs zur wa&#x0364;rme nicht genug: Es geho&#x0364;ret auch <hi rendition="#aq">debita reper-<lb/>
cu&#x017F;&#x017F;io &#x017F;ive reflexio radiorum</hi> eine rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige wiederprallung der Stralen<lb/>
dazu.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi><lb/>
Wie? ko&#x0364;nnen denn die Sonnen&#x017F;tralen im Winter nicht<lb/>
ebenma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig wiederprallen wie im Sommer?</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>Ntwort: Nicht der ge&#x017F;talt: Man hat <hi rendition="#aq">in Opticis (vide 1 theor. Catopt:<lb/>
Eucl. item 10. 12. &amp; &#x017F;eqq. th. lib. V. Vitell.)</hi> eine Regel/ die auch alda kla&#x0364;r-<lb/>
lich bewie&#x017F;en wird/ Nemlich: <hi rendition="#aq">quod angulus incidentiæ &#x017F;it æqualis angulo re-<lb/>
flexionis.</hi> Das i&#x017F;t: Wenn ein Liecht&#x017F;tral auff eine fleche einfellet/ das er zuru&#x0364;ck<lb/><figure/> prallet/ &#x017F;o beuge &#x017F;ich der wiederprallende &#x017F;tral von der fle-<lb/>
che eben &#x017F;o hoch abe/ als der einfallende gegen der&#x017F;elben<lb/>
fleche geneigt i&#x017F;t. Zum exempel: wenn ein Sonnen&#x017F;tral<lb/><hi rendition="#aq">O A</hi> auff eine fleche oder pfla&#x017F;ter <hi rendition="#aq">B C</hi> einfellet/ das er von<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> zuru&#x0364;ck prallet/ &#x017F;o kan er nirgends hinauß prallen/ als<lb/>
gegen <hi rendition="#aq">V</hi>/ &#x017F;o das der winckel oder beugung <hi rendition="#aq">V A B</hi> eben ju&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o groß als <hi rendition="#aq">O A C.</hi> Al&#x017F;o auch wenn der Sonnen&#x017F;tral <hi rendition="#aq">O<lb/>
A</hi> auff den Erdenkreiß de&#x017F;&#x017F;en ein &#x017F;tu&#x0364;ck <hi rendition="#aq">E A I</hi> fellet/ vnnd<lb/>
von <hi rendition="#aq">A</hi> wieder aufffehret/ wird er nirgends hinaus fahre&#x0303;/<lb/>
denn nur gegen <hi rendition="#aq">V</hi>/ &#x017F;o das <hi rendition="#aq">A V</hi> ju&#x017F;t &#x017F;o weit von <hi rendition="#aq">A E</hi> &#x017F;ich abgiebt/ als <hi rendition="#aq">O A</hi> von <hi rendition="#aq">A I.</hi><lb/>
Weil dann dem al&#x017F;o/ &#x017F;o folgts das im Winter/ da die &#x2609; &#x017F;ehr niedrig/ die Son-<lb/>
nen&#x017F;tralen auch nicht hoch widerprallen ko&#x0364;nnen/ dagegen im Sommer/ da die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D</fw><fw place="bottom" type="catch">Son-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0043] len ſich vndereinander verwickeln/ vnd gleichſam reiben/ das dadurch eine Waͤrm entſtehet. H. Kepplerus iſt der meynung/ als haben die himliſchen Liechter in der warheit eine waͤrme in jhnen ſelbs/ welche ſie durch jhre Liecht- ſtralen vns herunder mittheilen. Der meynung ſind auch vor zeiten geweſen/ die Pythagoræi vnd andere/ welche vorgegeben der Sternen natur ſey ein war- hafftigs fewrigs weſen. Aber wenn dem alſo were/ warumb ſolte das mittelre- fier der lufft/ da nemblich die wolcken/ hagel/ ſchne/ etc. entſtehen/ nicht viel waͤr- mer ſein als dieſe vntere lufft/ weil jene lufft der ☉ naͤher/ als dieſe? das aber die mittel Lufft kaͤlter/ iſt aus dem effectu, das nemblich daſelbſt/ auch wol mitten im Sommer eyß (dann was iſt der Hagel anders?) gefreuret/ ohn weiter be- weiß abzunehmen. Ja/ wann die ☉ mit einfallenden ſtralen waͤrmete/ War- umb kuͤndte ſie ſolchs nicht im Winter eben ſo wol thun als im Sommer? A- ber/ wie geſagt: Ob gleich die ☉ vns im Winter viel 1000. meilen naͤher als im Sommer/ iſt ſolchs zur waͤrme nicht genug: Es gehoͤret auch debita reper- cuſſio ſive reflexio radiorum eine rechtmaͤſſige wiederprallung der Stralen dazu. II. Wie? koͤnnen denn die Sonnenſtralen im Winter nicht ebenmaͤſſig wiederprallen wie im Sommer? ANtwort: Nicht der geſtalt: Man hat in Opticis (vide 1 theor. Catopt: Eucl. item 10. 12. & ſeqq. th. lib. V. Vitell.) eine Regel/ die auch alda klaͤr- lich bewieſen wird/ Nemlich: quod angulus incidentiæ ſit æqualis angulo re- flexionis. Das iſt: Wenn ein Liechtſtral auff eine fleche einfellet/ das er zuruͤck [Abbildung] prallet/ ſo beuge ſich der wiederprallende ſtral von der fle- che eben ſo hoch abe/ als der einfallende gegen derſelben fleche geneigt iſt. Zum exempel: wenn ein Sonnenſtral O A auff eine fleche oder pflaſter B C einfellet/ das er von A zuruͤck prallet/ ſo kan er nirgends hinauß prallen/ als gegen V/ ſo das der winckel oder beugung V A B eben juſt ſo groß als O A C. Alſo auch wenn der Sonnenſtral O A auff den Erdenkreiß deſſen ein ſtuͤck E A I fellet/ vnnd von A wieder aufffehret/ wird er nirgends hinaus fahrẽ/ denn nur gegen V/ ſo das A V juſt ſo weit von A E ſich abgiebt/ als O A von A I. Weil dann dem alſo/ ſo folgts das im Winter/ da die ☉ ſehr niedrig/ die Son- nenſtralen auch nicht hoch widerprallen koͤnnen/ dagegen im Sommer/ da die Son- D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/43
Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/43>, abgerufen am 22.12.2024.